BLUE OCTOBER: Approaching Normal

Die kunstvolle Gestaltung und die theatralischen Texte dieses vielseitigen Rockalbums lassen den Schluss zu, dass hier überaus inspirierte Musiker am Werk sind, deren Potential auf "Approaching Normal" zugunsten einer Pop-Schlagseite jedoch leider nicht abgerufen wurde.

Faszinierend, dass es trotz Internet, globalen Konzernen und einer immer stärker vernetzten Musikszene immer noch Bands gibt, die allem Anschein nach in den USA voll durch die Decke gehen, sich im Twilight-Umfeld suhlen und mit einem U2-Produzenten aufnehmen, ohne dass hier in Deutschland allzu viele davon Notiz nehmen. Wobei der hohe Status von BLUE OCTOBER in den US of A ein kleines Rätsel bleibt, wenn man sich Approaching Normal anhört. Nicht, dass das überaus kunstvoll illustrierte Album schlecht wäre, ganz und gar nicht, vielmehr kann Justin Furstenfeld mit einer einzigartigen rauen Rockröhre stimmlich punkten, und auch seine Texte sind voller Emotionen, bildhaft und auf schräge Art originell obendrein, wenn er in Dirt Room davon singt, einen Abzocker zu entführen, zu fesseln und einzusperren, nur um ihn dann mit Honig, Bienen und Ameisen zu übergießen für das nächste Albumcoverbild. Die Musik auf Approaching Normal hingegen gestaltet sich vielschichtig, nicht zuletzt dank des Einsatzes von Violine und Keyboards, die den abwechslungsreichen Rock zusätzlich bereichern, doch auch die theatralische Umsetzung der Texte sorgt dafür, dass die Lieder ständig neue Richtungen einschlagen. Drei Punkte sind jedoch dafür verantwortlich, BLUE OCTOBERs Status in Deutschland auf niedrigem Niveau festzuzimmern: Die Gitarrenproduktion ist für einen so namhaften Knöpfchendreher ungefähr so fett und gehaltvoll wie rosa Esspapier ausgefallen. Steve Lillywhite hat sich wohl eher darauf konzentriert, die Band immer wieder zu unerträglich fröhlichen Dur-Auflösungen zu zwingen, was in einer unerträglichen Hiphop-Anwandlung in Jump Rope gipfelt. Darüber hinaus verhindern diese Klangfarben die volle Entfaltung des dramatischen Potentials von BLUE OCTOBER. Wo Bands wie MUSE zumindest auf früheren Alben ihre Ideen bis zum ganz großen Finale steigern, ziehen Furstenfeld und Konsorten immer kurz vor der Zielgeraden die Handbremse, blinken vorschriftsgemäß, setzen zurück und wenden, um in eine ganz andere Richtung weiterzufahren. Schade eigentlich, denn die äußere Gestaltung und die Texte lassen den Schluss zu, dass hier überaus inspirierte Musiker am Werk sind und ihr Potential auf Approaching Normal zugunsten einer Pop-Schlagseite nicht abgerufen wurde.

Veröffentlichungstermin: 04.09.2009

Spielzeit: 48:12 Min.

Line-Up:
Justin Furstenfeld – Gesang, Gitarre
Jeremy Furstenfeld – Schlagzeug, Percussion
Ryan Delahoussaye – Violine, Mandoline, Keyboards, Gesang
C.B. Hudson III – Gitarre, Gesang
Matt Noveskey – Bass, Akustikgitarre, Gesang

Produziert von Steve Lillywhite
Label: Brando/Universal Motown

Homepage: http://www.blueoctober.com

MySpace: http://www.myspace.com/blueoctober

Tracklist:
Weight Of The World
Say It
Dirt Room
Been Down
My Never
Should Be Loved
Kangaroo Cry
Picking Up Pieces
Jump Rope
Blue Skies
Blue Does
The End

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