blank

BLOODBARK: Sacred Sound Of Solitude

Stilistisch mag „Sacred Sound Of Solitude“ keine große Offenbarung sein. BLOODBARKs zweites Album besticht aber mit gelungener Atmosphäre, starkem Songwriting und packenden Arrangements – und mausert sich so zum Dauerbrenner.

Eine große Tageszeitung schrieb vor wenigen Tagen über „ehrfürchtiges Staunen“ als Abkürzung zum Glück, samt Interview mit dem US-Psychologen Dacher Keltner, der auf diesem Gebiet forscht. Das Ergebnis verwundert jedenfalls nicht: Das ist der Weg, sich mit etwas zu verbinden, das größer ist als man selbst. Es muss dabei nicht eine atemberaubende Landschaft sein, wie sie das Artwork von „Sacred Sound Of Solitude“ ziert. Manchmal reicht es, einfach im Wald nebenan vor einem Haufen Totholz stehen zu bleiben, sich des ewigen Kreislaufes gewahr zu werden und an etwas Größeres anzudocken. BLOODBARK scheinen das zu wissen – ob intuitiv oder intellektuell sei dahingestellt – und üben sich mit ihrem Zweitwerk „Sacred Sound Of Solitude“ im Einssein mit der Natur.

Weniger Keyboards und Chöre, dafür eine dichtere Soundwand: BLOODBARK haben auf ihrem zweiten Album „Sacred Sound Of Solitude“ viel verbessert

Wie leicht ist es, den Verfasser zu übertölpeln? BLOODBARK haben damit jedenfalls keine Probleme. Einfach ein Cover mit Fernwehgarantie und den Titel „Sacred Sound Of Solitude“ draufschreiben. Scherz beiseite, BLOODBARK denken ihren atmosphärischen Black Metal ähnlich wie einige andere Akteure ihrer Generation. GRIMA oder PURE WRATH beispielsweise, oder auch VEMOD und den WOLVES IN THE THRONE ROOM der späten 2000er. So erzeugen sie ein großes Panorama, viel Atmosphäre, Raum zum Atmen, epische Songs zwischen kontemplativer Ruhe, gemäßigter Aggression und auch zeitgemäßen Details. „Sacred Sound Of Solitude“ vereint dabei viele Elemente aus dem Post Black Metal, aber auch dem Cascadian Black Metal.

Somit sind BLOOBARK stilistisch gut zu umreißen, wirken vertraut und damit nicht übermäßig originell. Ihr Songwriting funktioniert aber tadellos. Besser noch als auf dem 2018er Debütalbum „Bonebranches“. So sind neue Songs wie „From Ash To Dust To Pollen“ kompakter und komplexer und damit auch kurzweiliger, bleiben dabei aber auch zugänglich, dank einer gewissen kontemplativen Aura. Die noch etwas pathetischen Elemente des Vorgängers aus Keyboard und Chören wurden zurückgefahren und lassen sich dadurch besser in den Sound integrieren.

Viel Poesie, wenig Grimm: BLOODBARK zeigen sich auf „Sacred Sound Of Solitude“ etwas weniger misanthropisch als viele ihrer Genrekollegen

So treten BLOODBARK eine alpine Expedition an, mit dem Ziel einen besonders weiten Ausblick zu erhalten, sprich: vom Gipfel weg. Und schon das erste Riff des Albums samt erhabenen Rhythmen und zurückhaltenden Synthesizern, sowie sehr subtilen Leads schlägt genau in diese Kerbe. BLOODBARK zeigen, dass sie fern des Grimms vom klassischen Black Metal liegen. Also ja, Introspektion geht im Black Metal dank Alben wie „Sacred Sound Of Solitude“ auch etwas freundlicher als PAYSAGE D’HIVER. Beides hat seinen Reiz, BLOODBARK sind dann eher für die Wintertage geeignet, in denen die Sonne auf die Schneedecke fällt. Doch nur weil die Band im Opener so mit sich und der menschenleeren Natur im Reinen wirkt, bleibt die Formation unbekannter Herkunft nicht immer so asketisch in ihrer Performance. „From Ash To Dust To Pollen“ hat den großen Kreislauf des Gesamten nicht nur im Titel, von Ambient über Raserei bis hin zur Epik fassen BLOODBARK hier alles zusammen.

Es ist dem Album anzuhören, dass eine Menge Arbeit hineingeflossen ist: Das Songwriting ist fokussiert und doch abwechslungsreich, „Augury Of Snow“ variiert seine Themen, die sich gut ergänzen, ein logisches Ganzes bilden und zu einer natürlichen Klimax anschwellen. Das zwölfminütige „Griever’s Domain“ schließt den Kreis zum Anfang, ein weiterer Blick von einem majestätischen Gipfel mit großem Panorama. Tolle Gitarren, intensive Vocals, impulsives Drumming, Synthesizer, die unterstützen statt zu nerven und Dynamik, die nicht auf Effekthascherei aus ist, bildet einen schönen Ausklang für „Sacred Sound Of Solitude“.

„Sacred Sound Of Solitude“ symbolisiert den Kreislauf der Natur, aus der BLOODBARK Kraft und Authentizität schöpfen

Nein, an diesem Album ist nicht alles perfekt: Der Sound ist ein wenig dünn, speziell im Bereich der Gitarren und Drums, und „Sacred Sound Of Solitude“ kann dem Genre auch keine neuen Impulse geben. Doch BLOODBARK nutzen das zu ihrem Vorteil. Sie klingen erdig, bodenständig und überzeugen mit Konsistenz und einer Vision für diese 40 Minuten Musik, statt lieb- und hirnlos Riff an Riff zu kleben. Somit ist ihr zweites Album ein Kleinod, in dem hörbar viel Hingabe und Talent steckt, und sollte dafür sorgen, dass BLOODBARK nicht als Underground-Kuriosum enden, sondern Freund*innen großer wie kleiner Naturwunder auch zum auditiven Staunen zu bringen.

Wertung: 4 von 5 Kinhin-Meditationen

VÖ: 3. Januar 2025

Spielzeit: 41:01

Line-Up:
BLOODBARK

Label: Northern Silence Productions

BLOODBARK „Sacred Sounds Of Solitude“ Tracklist:

1. Time Is Nothing
2. From Ash To Dust To Pollen
3. Glacial Respit
4. Augury Of Snow
5. Griever’s Domain

BLOODBARK „Sacred Sound Of Solitude“ Full Album Stream bei Bandcamp

Mehr im Netz:

https://bloodbark.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/Bloodbark
https://www.instagram.com/bloodbarkofficial