blank

BLACK SABBATH: Sabotage – Super Deluxe Edition [Re-Release] [4CD]

Als Redaktionsdino hat man es nicht leicht mit all diesen Jubiläumseditions all der Hard`n´Heavy-Klassiker. Man ist mit den Originalen aufgewachsen und soll immer wieder eine schlaue Einleitung schreiben, die man so oder ähnlich schon so oft geschrieben hat. Einfach weil so viele besondere Scheiben die letzte und kommende Zeit als aufgeplusterte … äh Deluxe Editions neu aufgelegt werden. Viele langweilen durch überzogenes ach so modernes Remaster oder unspannendes Bonusmaterial mit versemmelten Aufnahmesessions oder krachigen Konzertmitschnitten. Gab es auch schon von den Göttern BLACK SABBATH, entsprechend wenig Erwartungen gab es zur Neuauflage von “Sabotage” als Super Deluxe Edition. Von vielen wurde das sechste Album als ganz groß abgefeiert, obwohl derbe Schatten 1975 über dem Album hingen. Nicht endende Streitereien und Betrügereien mit dem Manager, Zickereien zwischen OZZY und TONY IOMMI prägten die Studiozeit. Letztendlich wurde “Sabotage” das seinerzeit teuerste Album der Band, den persönlichen Frust konnte die Band zum Glück in Kreativität umsetzen.

BLACK SABBATH konnten auf “Sabotage” den persönlichen Frust in Kreativität umsetzen

“Hole In The Sky” hat wie alle SABBATH-Klassiker die Doomszene entscheidend geprägt. Bei dem fluffigen, zum Mitswingen einladenden Groove denkt man natürlich direkt an mittlere TROUBLE oder THE SKULL. Das flimmernde Gitarrenspielchen “Don´t Start (Too Late)” ist sicher eher zufällig entstanden, weil man mal wieder auf OZZY warten musste. Doom-Urväter hin oder her, das nach vorn ratternde “Symptom Of The Universe” kann als entscheidendes Vorbild für die gut fünf Jahre später losbratenden Thrash-Bands gelten. Ha, selbst bei den Teutonenmetallern PARAGON gehörte der Song in den Anfangsjahren ins Programm, direkt gefolgt von “South Of Heaven“. Egal, ohne BLACK SABBATH wäre der gesammte Heavy Metal eh ganz anders geworden. Das zeigt auch das fast 10 Minuten “Megalomania” mit psychedelischem Auftakt, verspielter Epic, die NWOBHM prägendes Riffing und catchy Melodien.

Doom-Grooves, Thrash-Urgestein, Experimente – alles drin bei “Sabotage”

“Thrill Of It All” kommt herrlich zickig, wieder dieser Groove zum Mitswingen, etwas Epic, catchy Melodien, Mut zu neuem Experimenten wie die Untermalung mit Keyboards. Für mich immer noch Song Nr.1 auf “Sabotage”. “Supertzar” mag ja mega experimentel sein, unterstützt vom London Philharmonic Choir eher ein Soundtrack zur Heldenschlacht irgendwo in den Tälern der Mongolei. Vielleicht haben sich die Jungs eben diese gewünscht, wenn sie an den Ärger mit ihrem Ex-Manager gedacht haben. “Am I Going Insane” bleibt langweilig, schielt nach Radio-Airplay, einzig der nach 70er Disco klingende, pumpende Bass lädt zum Schmunzeln ein. Das lange, theatrale “The Writ” klingt ein wenig wie ALICE COOPER auf dem Doom-Trip. Da wurde sicher mal wieder Richtung US-Markt geschielt. Zum Schluss schaffen sie es gar, auch dank OZZY´s hochgezogenen Vocals, nach SUPERTRAMP zu klingen.

Mag sein, dass viele Kritiker das anders sehen, für mich ist “Sabotage” nicht neben “Paranoid” das beste Album der Bandgeschichte. Mir fehlt siese Magie der ersten Alben. Aber trotzdem ist dies Album eins der interessantesten. Man spürt geradezu, dass die Band nicht gerade in bester Stimmung ist durch interne Zickereien, den Business-Streit und der Pendelei zwischen Studio und Anwaltsterminen. GEEZER BUTLER wirkt streckenweise unmotiviert, Riff-Gott IOMMI hat zu lange nach dem perfekten Gitarrensound gesucht und ihn meines Erachtens nicht gefunden. OZZY gibt alles, überschreitet gelegentlich seine Grenze und kratzt vor sich hin, bemüht sich aber erfolgreich um Abwechslung. Auch BILL WARD bewegt sich sehr frei und lebt sich aus von jazzigen Takten bis zum rasanten Geballer bei “Symptom Of The Universe”. Spannend damals seine laid back gespielten Becken, gezielt auf die zurückgezogenen Riffs. Die Band bewegt sich sehr frei, hat neue Ideen, musste fast alle Songs gar kürzen, weil sie durchweg sehr lang waren.

“Sabotage” gehört in jede BLACK SABBATH-Sammlung

Persönliche Faves sind die klassischen Doomdancing-Hymnen “Hole In The Sky” und “Thrill Of It All” sowie natürlich der Ur-Thrasher “Symptom Of The Universe”. Die anderen Songs kann man lieben, muss man aber nicht. In die BLACK SABBATH-Sammlung gehören sie aber nunmal. Das macht “Sabotage” natürlich zum Pflichtprogramm, wenn man nicht zumindest die Original-LP im Regal stehen hat und eine der auch schon zahlreichen Re-Releases auf CD für zwischendurch. Der Mehrwert dieses teuren Package begründet sich wie so oft eher ausschließlich durch die Aufmachung und das Bonusmaterial. Und ja, natürlich liefert BMG reichlich Goodies, damit die Super Deluxe Edition sexy wird. Das aktuelle Remaster scheint die Originalsongs gut nach vorn zu schieben, ohne diese Dynamikbefreit an den letztmöglichen Pegel zu drücken. Allerdings lässt sich dies bei komprimierten MP3-Promos nie endgradig sagen. Aber es lässt sich sagen, dass es lohnenswertes Bonusmaterial gibt.

Die Aufnahme von der Nord-Amerika-Tour 1975 zeigt die Band in bester Spiellaune, bei gutem Sound, mit stimmiger Songauswahl. OZZY ist stimmlich auch hier live absolut fit, haut wie gewohnt gern auch mal neben die eigentliche Tonlage, aber so kennen und lieben wir ihn bis heute. Die Kollegen pushen mächtig nach vorn, die Songs kommen fett und heavy, auch unterstützt durch den super überarbeiteten Sound. Immer wieder gibt es echte Gänsehautmomente. Mr. IOMMI vergißt oft mal seinen Solopart und improvisiert auch mal herrlich schräg vor sich hin. Auch GEEZER verläßt mal den Song und ist in ganz eigenen Sphären unterwegs. Ha, man höre nur die schräge Jam an, wo die beiden vermuten lassen, dass auf der Bühne nicht nur Tee ausgeschenkt wurde. Beim Nachschenken darf dann auch WARD ein krachiges Drumsolo raushauen. Das Gänsehaut-Monster “Black Sabbath” kommt so seltsam, dass man immer wieder schmunzeln muss. Aber egal, der wichtigste Song meines Lebens, also – Gänsehaut! Alles echt, alles live!

Vor allem die Live-Aufnahme lässt über ein Nachrüsten nachdenken

Ich hab mich selten so unterhalten gefühlt bei einem dieser allen möglichen Deluxe-Editions beigelegten Bonus Liveaufnahmen wie eben hier. Schwer, diese Edition von “Sabotage” nicht haben zu wollen. Ob man als letzte Zugabe noch die Single braucht von “Am I Going Insane (Radio)”, wo der Single Edit identisch ist mit dem Albumtrack, ebenso die B-Seite “Hole In The Sky”, als Sammler nimmt man das natürlich gerne noch mit. Zumal die im Design der japanischen Veröffentlichung daher kommt.

Diskutieren kann man wieder endlos, was das alles soll. Wer braucht so einen mega Release zu mega Preisen? Der echte Fan natürlich. Der lässt sich abzocken und ist glücklich dabei. Wenn das Ergebnis stimmt. Und bei der Super Deluxe Edition von “Sabotage” wird jeder Fan begeistert sein. Alles ist hübsch verpackt, es gibt ein 60-seitiges Büchlein mit Fotos, Bildern und Linerwords, passend zur Liveaufnahme das Konzert-Heft von der Show im Madison Square Garden und ein kleines Tourposter. Wer es ganz gefühlsecht möchte, der nimmt halt die Vinyl-Version mit vier LPs und der Single mit.

Veröffentlicht am 11.06.2021

Spielzeit: 138:12 Min.

Lineup:
Ozzy Osbourne – Vocals
Tony Iommi – Guitar
Geezer Butler – Bass
Bill Ward – Drums

Label: BMG

Homepage: http://www.blacksabbath.com

Mehr im Web: http://www.facebook.com/BlackSabbath

Die Tracklist der “Sabotage – Super Deluxe Edition”:

CD1: Original Album Remastered
1. Hole In The Sky
2. Don´t Start (Too Late)
3. Symptom Of The Universe
4. Megalomania
5. Thrill Of It All
6. Supertzar
7. Am I Going Insane (Radio)
8. The Writ

CD2: North American Tour Live ´75
1. Supertzar/Killing Yourself To Live *
2. Hole In The Sky
3. Snowblind *
4. Symptom Of The Universe
5. War Pigs *
6. Megalomania
7. Sabbra Cadabra *
8. Jam 1 including guitar solo *
9. Jam 2 including drum solo *
10. Supernaut *
11. Iron Man *

CD3: North American Tour Live ’75
1. Guitar Solo including excerpts of “Orchid” and “Rock ’n’ Roll Doctor” *
2. Black Sabbath *
3. Spiral Architect *
4. Embryo/Children Of The Grave *
5. Paranoid *

CD4, in der Vinylbox als 7″ Single
1. Am I Going Insane (Radio) – Single Edit
2. Hole In The Sky
* bisher unveröffentlicht

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner