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BATTALION OF FLIES – Blue Lips, Cold Kiss

Motivierter, doch unspektakulärer Versuch der Reanimation eines toten Genres.

BATTALION OF FLIES sind Grunger, nicht im Ansatz, sondern Vollblut. Außergewöhnlich daran: „Blue Lips, Cold Kiss“ ist nicht etwa das x-te Album einer Band, die seit Anfang der 90er Holzfällerhemden trägt, ihr Leid besingt und den Killout des Stils überlebt hat, sondern tatsächlich ein gerade erschienenes Debüt. In ihrer Heimat Schottland preisen alle großen Radiostationen die drei Musiker als Geheimtipp, als Wiederauferstehung des ehrlichen, schmutzigen und direkten Hardrocks.

Viel Geblubber oder sollte da tatsächlich was dran sein?

So falsch liegen BBC und Konsorten mit dem Bild der Reinkarnation von SOUNDGARDEN, ALICE IN CHAINS und (der älteren Version von) PEARL JAM gar nicht, hören sich BATTALION OF FLIES doch tatsächlich nicht nur ein wenig, sondern wirklich GENAU SO an wie ihre deklarierten Vorbilder.

Auf ihrer Homepage sagen die Drei von sich und ihrer Musik: „We not trying to be the next big cool new thing.“ Wie recht sie damit haben: Neu ist an dem Album gar nichts. Alles schon mal so ähnlich gehört, Craig Costello weist mit seinem Gesang erstaunliche Parallelen zu Eddie Vedder und Chris Cornell auf, auch Texte und Instrumentierung lassen an die guten alten Zeiten denken, diese aber deshalb noch lange nicht aufleben. Denn BATTALION OF FLIES fehlt einfach, was die anderen groß gemacht hat, die Musik zündet nicht, obwohl alle benötigten Zutaten vorhanden sind. Die Songs sind gut konstruiert, die Produktion nahezu fehlerfrei, doch der Sound reißt nur selten mit. Zehn Songs sind auf dem Album, zehn Songs, deren Struktur und Feeling homogener nicht sein könnte.

Viel versprechend der Anfang mit „L.S.D“ (dem 2002 verstorbenen ALICE IN CHAINS – Sänger Layne Staley gewidmet), „Drift Away“ (gemeinsam mit dem Schlusstitel/Titelsong „Blue Lips, Cold Kiss“ ganz klar das Sahnestückchen der Platte) und „Weight of the World“ (schön schleppend und atmosphärisch, obwohl für meinen Geschmack die Textzeile „and/cause the sun is gone“ wahrlich schon oft genug gesungen wurde) die drei Songs rocken, es wird stilgerecht gelitten und Herzschmerz verarbeitet. Doch die folgenden Stücke … keins ist schlecht, nur vermischen sie sich durch ewig gleiches Tempo, ewig gleiche Hooklines und Riffs mit Fortschreiten der Platte, so dass am Ende wenig in Erinnerung bleibt. Handwerklich gibt’s nichts zu meckern, auch wenn die Texte nur absoluten Metier-Newbies interessant vorkommen mögen (das Lied vom Leid in der harten, kalten Medienwelt, um ein altbekanntes und hier neu aufgreifbares Beispiel zu nennen), Überraschungsmomente dünn gesät sind und Craig Costello selten Tonlage und Anspannung seiner Stimme wechselt.

Fazit: Ein eigenproduziertes Debüt und im Spätherbst wird bereits das nächste Album folgen … sollte sich die Band dann entschieden haben, dass genug Tribut an alte Helden gezahlt wurde und man sich nun etwas Eigenständigkeit erarbeiten könnte – es würde mich freuen. Das Talent ist zweifelsohne vorhanden und mit so viel Herzblut könnten tolle Songs entstehen.

Veröffentlichungstermin: 26.07.2004

Spielzeit: 45:24 Min.

Line-Up:
Craig Costello (Guitar, Vocals)

Nord Idessane (Bass, Vocals)

Nick Tolley (Drums)

Homepage: http://www.battalionofflies.com

Email: hogsheid@clara.co.uk

Tracklist:
LSD

Drift Away

Weight Of The World

Open Wide

Air

Ghost

Unclean

Box

Slipping Down

Tumshie

Blue Lips, Cold Kiss

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