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AMPLIFIER: The Austronaut Dismantles HAL

Stilvoller Modern-Rock.

Jeder redet gerne über Stil, dabei haben ihn allerdings die Wenigsten. Dem britischen Trio AMPLIFIER würde ich allerdings unterstellen, Stil zu haben. Der Eindruck fängt eigentlich schon bei so kleinen Dingen wie dem Cover und dem CD-Inlay ihrer EP The Astronaut Dismantles HAL an und erstreckt sich auch über die Musik. Als Cover hat die Band ein Organigramm ihres Stage Setups gewählt, das auf der CD-Hüllen-Rückseite nochmal spiegelverkehrt abgedruckt ist. Die Frage nach dem Sinn ist nicht zu beantworten, aber irgendwie hat es Stil. Im Booklet ist dann nur ein riesiges Panorama-Foto: Ein Schlagzeug in Mitten einer schönen grünen Landschaft. Alles wirkt sehr aufgeräumt und das spannt auch den Bogen zur Musik.

AMPLIFIER spielen sehr minimalistisch, aber intelligent arrangierten Rock mit einem modernen Klangbild. Vergleiche kann man eigentlich nur mit Abstrichen machen. Das ist für einen Rezensenten vielleicht unangenehm, aber es spricht ganz eindeutig für die Musik. Stellenweise kommen Gedanken an RADIOHEAD oder ganz speziell auch an marillion.com auf, aber weder die Genannten noch AMPLIFIER lassen sich so einfach in eine Schublade stecken. Einige Schemata lassen sich natürlich trotzdem ausmachen. So pflegen AMPLIFIER gerne den Wechsel zwischen einigen melancholischen Strings, sphärischen Klängen und prägnanten Gitarrengrooves. Dazu kommen hin und wieder kleine elektronische Spielereien, die dem Ganzen einen kosmisch-bizarren Unterton verleihen. Stimmlich erinnert mich Sänger und Gitarrist Sel Balamir manchmal an IQ-Frontman Peter Nicholis oder die zu früh verstorbene -Stimme Shaun Guerin. Man kann geteilter Meinung über diesen eher beschwörend monotonen Gesangsstil sein, besonders emotional ist das Ganze sicher nicht immer, aber ich bleibe bei meiner ursprünglichen Aussage: Es hat Stil, denn es ergänzt die abgedrehten Klänge gut und wird wiederum von diesen ergänzt. Das Material vermag den Hörer seine bizarre Stimmung zu oktroieren, was oft, so auch im Fall von The Astronaut Dismantles HAL, zu einem gleichmäßigen Hörerlebnis führt. Dennoch lassen sich einige besondere Passagen ausmachen. Das Riffing in Everyday Combat ist an sich schon begeisternd, doch erstaunlicher ist die Tatsache, dass selbst solche prägnanten Gitarren nicht die Stimmung eines derartig atmosphärischen Albums oder auch nur den Fluss des Songs stören. Into The Space Age hat zu Beginn des Song einen ähnlich starken Gitarren-Schlagzeug Groove. Da lassen die Jungs schon ganz dezent die Muskeln spielen. Im Hidden-Track gesellen sich dann einige Folk-Einflüsse zu spacigen Samples. Das hat schon alles sehr viel Stil.

Ich würde dieses Album sicher nicht jedem bedingungslos empfehlen, aber wer sich vorstellen kann, ein Glas Wein, aber nur ein Glas, bei einem spacigen, modernen, alternativen Rock Album zu trinken, das in seinem Aufbau, nicht in seinen instrumentalen Ausuferungen, progressive Ansätze zeigt, der sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen. The Astronaut Dismantles HAL ist, wie erwähnt, eine EP, die aber als Vorbote des voraussichtlich im Laufe des Jahres erscheinenden, zweiten AMPLIFIER Albums, Sinn macht und mit knapp 40 Minuten Spielzeit neben den qualitativen auch quantitative Argumente für sich sprechen lassen kann.

Veröffentlichungstermin: 14.10.2005

Spielzeit: 39:42 Min.

Line-Up:
Guitar/Vocals � Sel Balamir

Drums � Matt Brobin

Bass � Neil Mahony

Produziert von Keir Stewart
Label: Steamhammer

Homepage: http://www.amplifiertheband.com/

Email: info@amplifiertheband.com

Tracklist:
1 – Continuum

2 – Into the Space Age

3 – For Marcia

4 – The Brain Room

5 – Everyday Combat

6 – Live Human

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