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ADORNED GRAVES: The Earth Hath Opened Her Mouth [Eigenproduktion]

Mit ihrem dritten Album haben ADORNED GRAVES ein übersehenes Highlight des letzten Jahres abgeliefert, zumindest wenn man mit der Mischung aus Thrash, Doom, etwas Folk und biblisch inspirierten Texten klar kommt.

Ein schwer zu identifizierendes Cover, ein Schriftzug, der eher an eine Death oder Black Metal-Band denken lässt – ADORNED GRAVES aus Kaiserslautern machen es nicht leicht, die Band anhand eines Blicks auf das Cover einzuordnen. Die Band existiert seit 1993, hat in den ersten zwei Dekaden aber lediglich ein Demo zustande gebracht. Seit 2015 folgten dann eine EP und zwei Alben, das letzte davon – “Being Towards A River” – erschien 2020.

Album Nummer drei landete dann aufgrund der Empfehlung eines Bekannten auf meinem Promo-Stapel, wo es dann leider auch erstmal eine Weile verblieb. Anfang des Jahres fand ich dann endlich die Zeit, “The Earth Hath Opened Her Mouth” einen ersten Durchlauf zu geben. Gleichzeitig las ich den Jahrespoll des Kollegen Mirko Wenig. Und welche Scheibe hatte er da zum besten traditionellen Metalalbum des Jahres auserkoren? Exakt, es war “And The Earth Has Opened Her Mouth”. Ein witziger Zufall, der mein Interesse weiter anstachelte.

Auf dem Papier schwierig, doch die Mischung funktioniert – ADORNED GRAVES verbinden Doom und Thrash mit biblisch inspirierten Texten

Auf dem Papier liest sich das, was ADOREND GRAVES uns musikalisch bieten, erstmal schwierig. Eine Mischung aus Thrash und Doom, dazu auch mal folkige Elemente und eine ganze Wagenladung an Gastsängern. Schaut man sich diese an, so stellt man fest, dass es sich größtenteils um Musiker christlicher Bands handelt – und Kobi Farhi von ORPHANED LAND. Das passt, da die Texte von ADORNED GRAVES laut Bandinfo zu großen Teilen vom alten und neuen Testament inspiriert sind. Aber diese ungewöhnliche Mischung funktioniert, wenn auch sicherlich nicht für jeden.

Von Thrash zum Doom und wieder zurück, dazwischen etwas Folk – “The Earth Has Opened Her Mouth” ist kein easy listening Album

Los geht es mit dem folkigen “Epitaph I”, ein größtenteils folkiges Stück, das hauptsächlich von Akustikgitarren und dem Gesang von Ruth Börner getragen wird. Ein kurzer Metalpart zwischendrin, dann klingt das Stück wieder folkig aus. “Pilgrims Path” zerstört die Ruhe danach und entpuppt sich als erst relativ straigther, später aber durchaus breaklastiger Thrasher, veredelt durch den starken, rauen Gesang von Herbie Langhans. Mirko und ich mussten beide bei den trashlastigen Parts, nicht nur bei diesem Song, an die Briten von SABBAT denken.

Beim folgenden “Progenitors” gibt sich dann Kobi Farhi von ORPHANEND LAND die Ehre. Der Song wechselt zwischen Power Thrash und Death Metal, was teilweise etwas zerfahren wirkt, aber durchaus seinen Reiz hat. Auch “Valley Of Achor” bietet uns breaklastigen, kauzigen Thrash, während “Son Of Soil” mit rasantem Thrash und hektischen, aggressiven Vocals von Deafon Graever alles platt macht.

PRAYING MANTIS-Sänger John Cuijpers sorgt für ein gesangliches Highlight auf “The Earth Hath Opened Her Mouth”

“Beyond The Silence” geht dann in eine völlig andere Richtung. Der Song, bei dem Gastsänger John Cuijpers (PRAYING MANTIS, ex-AYREON, diverse Coverbands) die beste Gesangsleistung des Albums abliefert, startet als epischer Doom und entwickelt sich später eher in Richtung stampfender Heavy Metal. Ein fantastischer Song, bei dem vor allem der Gesang herausragt. Bei “On A White Pale Hill” paaren ADORNED GRAVES Thrash und Doom, da passt Simon Bibby von SEVENTH ANGEL als Gast-Shouter natürlich wie die Faust aufs Auge.

Nach dem ruhigen Instrumental “Wind Over Glen” folgt mit “Vaults And Caverns” ein düsterer Death Thrash-Song, bevor “Lord Of The Stone” mit NOMAD SON-Sänger John Cutajar nochmal die reine Doom-Lehre zelebriert. Beim Abschlusstrack “Epitaph II” gibt sich schließlich WYTCH HAZEL-Frontprediger Colin Hendra die Ehre und veredelt mit seinem warmen Gesang den vielleicht besten Song des Albums. Das fast neun Minuten lange Stück ist eine Metal-Ballade, mal mit folkigen Elementen, später auch hymnisch. Ein wunderbarer Ausklang eines großartigen, aber auch fordernden Albums.

“The Earth Hat Opened Her Mouth” ist ein Highlight für Underground-Trüffelschweine

Ich kann Mirkos Begeisterung für “The Earth Hath Opened Her Mouth” voll und ganz nachvollziehen. Die Pfälzer haben mit ihrem dritten Album ein wirklich spannendes, musikalisch abwechslungsreiches Werk geschaffen, bei dem die Band zwar ihrem Anspruch “Old School Metal” jederzeit gerecht wird, dabei aber eben völlig eigenständig klingt. Diese Mischung aus Folk, Thrash und Doom ist ziemlich eigen und natürlich wird man damit auch niemals größere Fanschichten erschließen.

So traurig es ist, aber eine Band wie ADORNED GRAVES ist halt kaum zu vermarkten. Daher mein Aufruf hier an alle traditionellen Metalheads mit offenen Ohren: Hört euch “And The Earth Hath Opened Her Mouth” unbedingt an, ihr verpasst sonst eines der spannendsten Alben des letzten Jahres.

Veröffentlichungsdatum: 21.06.2023

Spielzeit: 73:52

Line Up:
Cailen Leif Graever – rhythm guitars, vocals
Deafon Graever – drums, vocals
Andreas Wormser – lead guitars
Lupus Veruta – bass

Label: Eigenproduktion
Produziert von: Andreas Wormser

Homepage: http://www.adorned-graves.de
Facebook: https://www.facebook.com/AdornedGraves
Bandcamp: http://adornedgraves.bandcamp.com

ADORNED GRAVES “The Earth Hath Opened Her Mouth” Tracklist:

01. Epitaph I
02. Pilgrim’s Path
03. Progenitors
04. Valley of Achor
05. Son of Soil
06. Beyond the Silence
07. On a white pale Hill
08. Wind over Glen
09. Vaults and Caverns
10. Lord of the Stone
11. Epitaph II

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