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TERRA TENEBROSA: The Tunnels

Bitter und abstrakt, mit Hang zur Vergeltung – BREACH sind tot, lang lebe der Kuckuck.

In Nordschweden treiben sich außer Trollen auch allerhand anderer Fabelwesen herum. Solche, die den Wald beherrschen, das Tierreich, das Erdreich und alle Geister dazwischen. Es ist der Kuckuck, dem TERRA TENEBROSA große, mystische Kraft zuordnen, und dieser führt das unheimliche Trio auch an. Hinter der Maskerade verbergen sich ehemalige Musiker der Hardcore-Ikonen BREACH und erforschen eine Welt, die so schwarz und so undurchdringlich ist, wie die Nacht in den Wäldern während der finstersten Polarnacht. The Tunnels entführt uns in eben solche surrealen Orte, wie jene verlassenen Unterführungen in verwilderten Gebieten, die in so ziemlich allen Vororten der westlichen Welt zu finden sind. TERRA TENEBROSA sind schwer zu klassifizieren, schwer zu begreifen, aber nach einer überraschend kurzen Eingewöhnungsphase finden sie schnell einen Weg in dein finsteres Herz.

TERRA TENEBROSA lassen Raum und Zeit verschwimmen, reißen die Erde auf und lassen Dich frei fallen, haben einerseits nah am Industrial gelagerte Eruptionen parat, die in dieser Konsequenz und Boshaftigkeit höchsten von HAVOC UNIT stammen könnten, halten sich aber in Sachen Brutalität doch zurück. Es ist doch eher hintergründig, was hier abläuft. Andererseits erschaffen TERRA TENEBROSA ein Grundgerüst zwischen Sludge und alten NEUROSIS, wirken ähnlich hypnotisch und fatalistisch, wie diese es auf Times Of Grace mit Monstern wie The Doorway geschafft haben. Das sind große Fußstapfen, in die TERRA TENEBROSA mit The Tunnels treten, aber wir dürfen nicht vergessen, dass hier keine unbedarften Musiker agieren. Ich mutmaße außerdem, dass hinter The Tunnels eine enorme Menge Arbeit steckt, nicht nur um die Schichten, die von den jeweiligen Instrumenten gebildet werden, so dicht übereinander zu türmen, sondern um überhaupt eine derartige Vision auszuarbeiten.

Atmosphärische Synthesizer und geradezu mystische Gitarren, die einerseits sehr harmonisch und brodelnd, andererseits aber auch sehr wüst verzerrt und dissonant sein können, geben den Weg für The Tunnels vor, dazu gesellt sich programmiert klingendes, aber dennoch nicht zwingend kaltes oder gar steriles Drumming, sondern viel mehr eine Tribal-Abart wie eben von NEUROSIS. Das Schöne daran ist, wie TERRA TENEBROSA es schaffen, sich dieses Stilmittel so aneignen, dass es nicht von anderen Bands entliehen wirkt, sondern Teil ist einer homogene Masse, die hier aus den Boxen läuft. Passend dazu gibt es auch keinen Gesang im eigentlichen Sinn, stattdessen finden sich immer wieder Sprachfetzen oder zunächst deplatziert wirkendes Geschrei, das an einen boshaften, erbarmungslosen Geist erinnert, das einfach nicht dem musikalischen Fluss folgen will, aber gerade dadurch für eine Gänsehaut sorgt, die es vielleicht noch bei TODAY IS THE DAY gibt, aber das war es auch schon.

Auf The Tunnels folgen TERRA TENEBROSA klar einem großen Plan, einem surrealen Konzept. Was ruhig und feierlich mit The Teranbos Prayer beginnt, wird zu einer Beschwörungsformel fernab jeglichen Songstrukturen bei Probing The Abyss und The Arc Of Descent, findet sich dazwischen, in The Mourning Stars und dann auch später wieder in den unheimlichen, sagenhaft atmosphärischen Regionen wieder, die TERRA TENEBROSA zu Beginn noch nicht so ganz heraus lassen wollen. Guiding The Mist / Terraforming und das sagenhafte Through The Eyes Of The Manikari sind Rituale, wie sie nur aus den Tiefen der Wälder stammen können, die vorher von Menschenhand vergewaltigt wurden. Bitter und abstrakt, mit Hang zur Vergeltung. Mit dem abschließenden, sehr unheimlichem, aber ruhigem Titelstück entlassen TERRA TENEBROSA uns abrupt wieder in unsere Welt, die sich danach ein wenig, aber doch signifikant verändert zu haben scheint.

BREACH haben schon auf ihrem vor mittlerweile zehn Jahren erschienenem Abschiedswerk Kollapse gezeigt, dass sie mehr sind, als nur eine Hardcore-Band, die gerne etwas Sludge mag. TERRA TENEBROSA sind davon zwar meilenweit entfernt, die songschreiberische Handschrift von BREACH kann man aber noch erahnen. Mit einer sehr eigenen, rauen, aber noch etwas zu dünnen Produktion ausgestattet, zeigen die drei Schweden, die sich hinter sinistren Masken verbergen, dass im Gesamtkonzept noch etwas Luft nach oben ist. Musikalisch und nicht zuletzt auch optisch gesehen ist The Tunnels allererste Sahne und wird garantiert die nächsten Wochen meinen Player bei jeder erdenklichen Gelegenheit blockieren. Und es hat Potenzial, zu einem dieser Debüt-Alben zu werden, über das man noch in einigen Jahren voller Ehrfurcht im Avant Metal-Bereich sprechen wird.

Veröffentlichungstermin: 12. April 2011

Spielzeit: 46:54 Min.

Line-Up:

The Cuckoo
Risperdal
Hibernal

Produziert von TERRA TENEBROSA
Label: Trust No One Recordings
MySpace: http://www.myspace.com/terratenebrosa

Tracklist:

1. The Teranbos Prayer
2. Probing The Abyss
3. The Mourning Stars
4. The Arc Of Descent
5. Guiding The Mist / Terraforming
6. Through The Eyes Of The Maninkari
7. The Tunnels

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