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DEATH THE LEVELLER: II

Wehmütig klagende Gitarren eröffnen das Album, als wolle man von Anfang an deutlich machen, dass für die nächsten vier Songs der Spaß erstmal vorbei ist, was jedem Doom-Afficionado natürlich um so mehr Spaß bereitet. DEATH THE LEVELLER aus Irland zelebrieren dann auch alles,was am Doom-Genre so fantastisch ist: Heavy Gitarren, Akkorde, die die Zeit bekommen, sich zu entfalten, Zeitlupen-Drumming, viele melancholische Melodien und wehklagender Gesang. Die klare Stimme von Denis Bowling erinnert zuweilen Felipe Plaza Kutzbach von PROCESSION, nicht ganz was die Kraft in der Stimme angeht, aber was die emotionale Tiefe angeht, in jedem Fall ist der Gesang eine der ganz großen Stärken dieses tollen Albums.

Musikalische Zurückhaltung als Stilmittel

Emotionale Tiefe ist ohnehin das Stichwort für „II“. Es steht hier nicht das Riff oder songschreiberische Intelligenz im Vordergrund, sondern es geht um das direkte Vermitteln von dunklen Emotionen und dafür nutzt man auch direkte, einfache Mittel. Das ist riskant, da man leicht in Banalität abrutschen kann, aber es funktioniert in diesem Fall hervorragend. Es ist diese gewisse Schwere im Ausdruck, welche die Qualität dieser Platte ausmacht. Songs wie „So they may face the Rising Sun“, in denen musikalisch eigentlich wenig aufregendes passiert, aber zu jeder Sekunde spürbar ist, dass die Band hier Emotionen vermitteln möchte und dass es sich dabei unendliche Traurigkeit handelt, die man mit dem Hörer teilen muss.

Die Kunst, Emotionen auf wenige Akkorde zu verdichten

DEATH THE LEVELLER machen musikalische Zurückhaltung zu ihrem Haupt-Stilmittel und lassen damit der Seele ihrer Musik ausreichend Platz, eine Sog-Wirkung zu entfalten, die die Intensität der Platte hochhält und die Spannung des Albums ausmacht. Diese Kunst, Emotionen auf wenige Akkorde zu verdichten und den Hörer trotzdem mitzureißen, entfalten die Iren problemlos über die gesamte Laufzeit, die mit knapp 40 Minuten für eine Doom-Platte allerdings auch recht überschaubar ist. Unterstützt wird das Ganze noch durch eine wunderbar warme und erdige, aber trotzdem kraftvoll-dynamische Produktion.

Um in Irland zu bleiben, drängt sich hier ein Vergleich mit den musikalisch eigentlich anders gelagerten Landsleuten von PRIMORDIAL auf. Denn obwohl sich im Sound von DEATH THE LEVELLER keinerlei Spuren von Black Metal, kein Growling und keine extreme Gitarren befinden, so sind es dieselbe dunkle Epik, die hohe Intensität und die gleiche Wehmut, die beide Bands miteinander verbinden.

Das könnte man jetzt klischeehaft als typisch Irische Seele oder so bezeichnen, aber da ich noch nie in Irland war und nichtmal Whiskey trinke, kann ich das nicht beurteilen. Für mich funktioniert diese Musik auch ganz wunderbar beim Blick aus der S-Bahn in den verregneten Grüngürtel der Kölner Innenstadt an einem trüben Dienstag Morgen.

Bereits ein frühes Doom Highlight des Jahres!

Label: Cruz del Sur

Release Date: 13.03.2020

DEATH THE LEVELLER „II“ Tracklist

1. The Hunt Eternal (9:49) (Lyric-Video bei YouTube)
2. The Golden Bough (12:05)
3. So They May Face The Rising Sun (7:36)
4. The Crossing (9:12)

Line Up:
Dave Murphy – Bass
Shane Cahill – Drums
Gerry Clince – Guitars
Denis Dowling – Vocals

Mehr im Netz:
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