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SELAIAH: Alpha Error [Eigenproduktion]

DEATH-artige Elemente lassen aufhorchen und ein paar der dramatischeren Prog-Passagen machen einen guten Eindruck. Leider währt die Freude meist nur kurz, da wahlweise aufdringliches Schlagzeuggetöse, unmotivierter Clean-Gesang oder nicht nachvollziehbare Stimmungswechsel auf dem Fuß folgen.

Bestenfalls ist eine Metal-Band ein übergroßes Wesen mit einer Vielzahl von Armen, dem man sich nur mit viel Mühe entziehen kann. Einmal in seinem Bann ist jeder Widerstand zwecklos. Man wird gepackt, auf eine nicht unangenehme Art durchgeschüttelt und sieht hinterher die Welt aus einer etwas anderen Perspektive (z.B. weil man beim Bangen seine Brille verloren hat).

Die vorliegende Demo-CD von SELAIAH ist dagegen eher ein Flickenteppich, der je nach Blickwinkel ein anderes Muster präsentiert. Die Band ist bestrebt, dem Death Metal, der die Grundlage der Musik bildet, neue Facetten hinzuzufügen. Bisweilen beschreitet sie dabei einen ähnlichen Weg wie einst DEATH und präsentiert besonders im Gitarrenbereich verzwickte Melodieläufe. SELAIAH gehen aber gleich zwei Schritte weiter, indem sie einerseits Elemente des Progressive Metal (einschließlich cleanem Gesang) verarbeiten, andererseits ihre Stücke bisweilen auch mit Blastbeats und ähnlichen Extremprügelmerkmalen ausschmücken. Die Idee ist nicht die übelste, die Band aber noch nicht bereit.

Es gibt gleich drei wesentliche Kritikpunkte: Durch den künstlichen (programmierten?) Schlagzeugsound klingt die Produktion zerfahren, weil je nach Rhythmusart ein komplett anderes dynamisches Spektrum dominiert. Weiterhin fehlt dem melodischen Gesang jegliche Selbstsicherheit und Melodiegespür. Eine Stimme sucht im Nebel vergeblich nach verlorenen Wattebäuschchen. Da verwundert es wenig, dass im Booklet niemand die Verantwortung für diese Leistung übernimmt. Dabei ist immerhin der Death Metal-Gesang sehr ordentlich inszeniert worden. Das dritte – und prekärste – Handicap ist das Songmaterial. Ich traue mich fast nicht von Songs zu sprechen, weil das so etwas wie Struktur unterstellen würde. Obgleich die Stücke nicht chaotisch arrangiert wurden, fehlt ihnen doch die nötige Geschlossenheit. Es gibt weder eingängige Passagen, die als Anker im Liedverlauf hilfreich wären, noch findet man zwingende Verbindungen innerhalb der jeweiligen Komposition.

All das ist im höchsten Maße bedauerlich, da Alpha Error durchaus interessante Ansätze erkennen lässt. Einzelne Übergänge lassen aufhorchen und ein paar der dramatischeren Prog-Passagen hätten den letzten DREAM THEATER-Alben meines Erachtens wirklich gut getan. Passend dazu verleihen die Keyboards der Musik einen epischen, aber nicht pathetischen Touch. Leider währt die Freude meist nur kurz, da wie beschrieben wahlweise aufdringliches Schlagzeuggetöse, unmotivierter Clean-Gesang oder nicht nachvollziehbare Stimmungswechsel auf dem Fuß folgen. Wer auf Todesmetall und Abwechslung abfährt und Channelhopping als Entspannungsübung betrachtet, kann bei SELAIAH sicherlich auf Entdeckungstour gehen. Die Route ist allerdings noch nicht soweit ausgetreten, dass man zwischendurch öfters in Sackgassen landet und bahnbrechende Naturereignisse je nach Erwartungshaltung vergeblich sucht.

Spielzeit: 41:48 Min.

Line-Up:
Benedikt Kuhn: Gitarre
Julian Welsch: Gitarre
Max Vissers: Bass
Martin Hübner: Keyboard
Marc Schuhmann: Schlagzeug

Produziert von Benedikt Kuhn und SELAIAH

Homepage: http://www.selaiah.com

Tracklist:
1. Might & Maim
2. Wanderer Of Time
3. Colourful Grey
4. Hated Life
5. Vicious Circle Of Life
6. Impressions
7. Determined To Die

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