Manchmal ist das Internet doch zu etwas Nutze.
Ich z.B. suche sehr oft nach Bands, deren Musik/Alben ich persönlich vor vielen Jahren mal richtig Klasse fand, von denen ich aber seit ebenso vielen, vielen Jahren nichts mehr gehört habe. Hab so von einigen Kapellen hin und wieder mal ein aktuelles Lebenszeichen erhalten.
Ein solches Beispiel ist die US-Band NEVER THE BRIDE, die mich 1995 (also der Hochphase des Grunge-Booms) mit ihrem von Ron Nevison produzierten selbstbetitelten Album nicht nur schwer begeistern konnten, sondern die es auch zehn Jahre nach Veröffentlichung immer noch schafft, mich mit genau dieser Scheibe zu verzücken.
Aus welchem Grund auch immer verlor ich die Band damals recht bald aus den Augen. Bis jetzt.
Bei einer der Suchen nach früheren Favoriten fand ich heraus, dass die Band über all die Jahre existierte und mit Surprise im Jahre 2004 ein neues Album herausbrachte, das in Kürze auch auf regulärem Wege in die Plattenläden kommt.
Offiziell sind NEVER THE BRIDE mittlerweile auf Duo-Größe zusammengeschrumpft und bestehen auf dem Papier nur noch aus Sängerin Nikki Lamborn und Pianistin/Keyboarderin Been Feeney.
Surprise ist ein echtes Sammelsurium geworden, denn die fünfzehn Songs wurden von vier verschiedenen Produzenten (Paul Berton, Ron Nevison, Bruce Fairbairn und NEVER THE BRIDE selbst) klangtechnisch veredelt, in den USA, England, Kanada und Australien aufgenommen, von knapp zwanzig verschiedenen Musikern (darunter die vom o.g. Album bekannten Doug Boyle, Frosty Beedle und Chris Childs) eingespielt und u.a. in Schottland abgemischt.
Doch trotz dieser vielen Zutaten und Köche klingt der Songbrei alles andere als verdorben, sondern überraschend homogen.
Stilistisch hat das Ganze mit Metal nicht wirklich viel zu tun, aber da in diesem eigenwilligen Metal-Magazin auch Alben von z.B. MELISSA ETHERIDGE besprochen werden, passt das schon wieder.
Und NEVER THE BRIDE sind stilistisch gar nicht so weit von dem entfernt, was Frau Etheridge auf und mit ihren bisherigen Alben abgeliefert hat.
Das mag zum einen der Stimme von Nikki Lamborn liegen, die man durchaus als Etheridge-like bezeichnen kann, aber auch die Musik ist nicht völlig anders, wenn auch deutlich vielschichtiger und facettenreicher.
Ich möchte das Ganze als – mit gelegentlichen Streicherklängen unterlegte (z.B. bei If I Counted To Ten) – Mischung aus den Bereichen Blues, Pop, Rock und Gospel bezeichnen, wobei die Songs zum Teil mal eher spartanisch instrumentiert wurden, andererseits aber mit ihren fett-bombastischen Chören und dicken Hammond-Sounds einen auf dicke Hose machen.
An diesem Album stimmt alles. Gute Musiker, erstklassiges und abwechslungsreiches Songwriting, ein sehr guter Sound und trotz der Spieldauer von knapp 74 Minuten nicht eine Sekunde langweilig.
In erster Linie interessant für Fans von MELISSA ETHERIDGE und JANIS JOPLIN – aber generell möchte ich allen Musik-Liebhabern, die nicht in Genre-Schubladen denken bzw. hören, dieses Album wärmstens empfehlen.
Veröffentlichungstermin: 11.07.2005
Spielzeit: 73:43 Min.
Line-Up:
Nikki Lamborn – Vocals
Been Feeney – Piano, Keyboards, Leadvocals on Kiss Kiss
Paul Berton – Guitars
Clem Clemson – Guitars
Doug Boyle – Guitars
Harry Brus – Bass
Chris Childs – Bass
David Levy – Bass
Trevor Barry – Bass
Mark Kennedy – Drums, Percussion
Frosty Beedle – Drums
Tony Kiley – Drums
Clayton Doley – Hammond
Stuart Hunter – Hammond
John Webster – Hammond
Claude Gaudette – Hammond
Paul Najar – Keyboards, Programming
Sunil da Silva – Percussion
Karen Gibbs – Programming, Drums
Produziert von Paul Berton, Ron Nevison, Bruce Fairbairn und Never The Bride
Label: Lock Stock & Barrel Records
Homepage: http://www.neverthebride.com
Email: list@neverthebride.com
Tracklist:
1.This Is A Cry For Love
2.When It´s All Too Late
3.The Living Tree
4.How Do You Sleep
5.Higher Than Heaven
6.Surprise
7.Walk Don´t Run
8.She Knows You Know
9.If I Counted To Ten
10.Feels Like I´m Falling
11.Kiss Kiss
12.I´d Do It For You
13.Who Do You Love
14.I Feel For You
15.Mind That Child