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LEIDEN: Dualité

Mehrsprachige Genre-Vielfalt made in France – allemal hörenswert…

Mit Dualité gaben die französischen Gothic Metaller von LEIDEN ihrem zweiten Album einen passenden Namen. Die Band, die seit sechs Jahren in Frankreich aktiv, jedoch außerhalb der Grenzen der Grande Nation großteils unbekannt ist, macht ihren Dualismus in mehrfacher Hinsicht deutlich. So wird am Mikro genretypisch das Wechselspiel zwischen männlichem Grunzgesang und sanften Frauenvocals vollzogen und auch musikalisch wird keineswegs Einbahnstraßenfußball (ach, natürlich -musik – die WM macht mich schon ganz gaga im Kopf) geboten. Das zeigt sich vor allem dann, wenn man einzelnen Songs Referenzbands zuordnen will. Da schimmern in Another Skin die disharmonischen Züge MADDER MORTEMs durch, während sich in Sense Of Love die Gitarren in der melancholischen Klangstimmung von NOVEMBERS DOOM suhlen. Doch auch an Genre-Gradmessern wie LACUNA COIL fühlt man sich erinnert, wenn man das mit leichtem Elektro-Einschlag versehene Crazy anspielt. Dem nicht genug, steigt die Band auch noch in die Tiefen der Tristesse und erinnert mit Sacrifice an skandinavische Gothic/Doom-Größen wie DRACONIAN. Und selbstverständlich darf in diesem Referenz-Katalog auch eine französische Band nicht fehlen, was hier mit WORMFOOD geschehen soll, die in den hysterischen Anflügen von Im Jenseits Pate gestanden haben könnten.

Doch Dualité kann noch mit einem weiteren Pluralismus aufwarten, denn LEIDEN sind multilingual. Die Lyrics kommen den sprachbegabten Franzosen dabei in ihrer Muttersprache, in Englisch, Italienisch, Latein und Deutsch von den Lippen. Feine Sache, wenngleich nicht unbedingt ein Punkt, der als Kaufanreiz angeführt werden müsste. Dazu dient eher der Abwechslungsreichtum der Scheibe, der sich von der Auflistung an Referenzbands ja schon etwas erahnen ließ. Typische Gothic Metal-Nummern sind Dualité ebenso beigepackt worden, wie Nummern mit leicht progressivem Einschlag oder ungezügelte Prügelpassagen. Dass mit Chimera auch eine Ballade vorhanden ist, die nur vom weiblichen Gesang und dem Klavier lebt, soll da nur beiläufig erwähnt werden. Doch trotz dieser löblichen Vielfalt – oder gerade deswegen – hat Dualité auch einen Haken. Zwar sind hier alle Ansätze vorhanden, die aus dem Album einen echten Dauerbrenner im CD-Player machen könnten, doch fehlt es letztendlich an der finalen Durchschlagskraft. Vielleicht liegt es auch daran, dass so mancher starker Song nicht auf den Punkt kommt.

Geht es um die Einzelleistungen der Bandmitglieder, so sticht für mich Gitarrist und Sänger Wil positiv heraus. Vor allem, was er aus seinen Stimmbändern herauskitzelt, verlangt mir großen Respekt ab. Seine Growls gehen durch Mark und Bein – und spätestens dann, wenn er diese in hysterischer Manier hinausbrüllt, wie etwa in Dualité oder Im Jenseits, fangen auch die eigenen Stimmbänder unangenehm zu kratzen an. Gesangspartnerin Bérangère macht ebenfalls eine gute Figur, singt ihrem Job entsprechend abwechslungsreicher – von sanft über rockig bis klassisch -, doch vermisse ich bei ihr etwas den Wiedererkennungswert. Davon ausgenommen sind die deutschsprachigen Passagen in Im Jenseits – vor allem die gesprochenen. Diese sind ganz besonders reizend, aber das kann als sehr subjektive Meinung geltend gemacht werden, schließlich scheine ich ein Faible für Deutsch mit französischem Akzent entwickelt zu haben.

Alles in allem ist Dualité ein angenehmes und abwechslungsreiches Album, das eine Band zeigt, die imstande ist, mit einzelnen Songs zu bewegen. Und mit Sacrifice und Im Jenseits, der im Übrigen von der Bandhomepage herunterzuladen ist, haben sie gleich zwei sehr starke Songs im Gepäck, die es mit etablierten Bands durchaus aufnehmen können.

Veröffentlichungstermin: 08.10.2005

Spielzeit: 56:42 Min.

Line-Up:
Ludo – Guitars
Shadow – Bass
Bérangère – Vocals
Matt – Drums & Piano
Wil – Vocals, Guitars & Programming

Produziert von Yannick Tournier, Jean-Pierre Bouquet & LEIDEN
Label: Jerkov Musiques

Homepage: http://www.leiden-music.com

Email-Adresse der Band: contact@leiden-music.com

Tracklist:
1. Another Skin
2. Sense Of Love
3. Crazy
4. Beware
5. Sacrifice
6. Chimera
7. Une Autre Vie
8. Psyché
9. Toi?
10. Dualité
11. Im Jenseits

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