LAUSCHRAUSCH: Der Fall Charles Dexter Ward [Hörspiel]

Eine rundum gelungene Hörspiel-Adaption: Anspruchsvoll, enorm gut gemacht, mit viel Gefühl in Szene gesetzt und gesprochen.

H. P. Lovecraft ist ebenso wenig aus der klassischen Horrorliteratur wegzudenken wie Edgar Allen Poe, weshalb es wenig verwunderlich ist, dass sich auf sein Vermächtnis nicht nur Filmemacher, sondern auch Hörspiellabels stürzen. Das junge Label LAUSCHRAUSCH adaptiert mit Der Fall Charles Dexter Ward schon die zweite Geschichte des berühmten Autors. Auf zwei CDs, mit einer Länge von fast zweieinhalb Stunden, ist viel Platz, um die Geschichte atmen und eine düstere Atmosphäre entstehen zu lassen.

Der junge Charles Dexter Ward verfolgt in den 1920er Jahren die Spuren seines Vorfahren Joseph Curwen. Dieser, so erfahren wir auf der ersten CD, war ein gefürchteter Alchimist und Hexenmeister. Seine Geschichte ist die Vorgeschichte von Charles Dexter Ward, der sich für die Praktiken und Geheimnisse Curwens mehr und mehr interessiert. Auf der zweiten CD wird der Werdegang von Charles Dexter Ward beleuchtet, seine Faszination für Okkultes und seine Verwandlung. Der Arzt Dr. Willet erläutert die Vergangenheit (das 18te Jahrhunter) und die Gegenwart (die 1920er Jahre) einem Inspektor, wodurch Zeitsprünge geschickt in Szene gesetzt wurden und es immer wieder Atempausen für den Hörer gibt.

Die Geschichte baut langsam, aber stetig Spannung auf. Während die erste CD etwas schleppend in Fahrt kommt, ist die zweite CD mitsamt Finale und Auflösung durchgehend spannend und düster. Der Horror kommt bei Der Fall Charles Dexter Ward nicht zu kurz, dennoch wird viel mehr mit Ängsten statt Effekten gespielt. Das hat Regisseur Gerd Naumann sehr gut in Szene gesetzt. Aber auch die Sprecher tragen zur Gänsehaut bei. Naumann schaffte es, viele große und bekannte Namen um sich zu scharen, die mit ihren teils gewaltigen Stimmen für Furore sorgen. Vor allem Georg Friedrich Beckhaus als Joseph Curwen, Christian Rode als Inspektor, Simon Jäger als Charles Dexter Ward und Thomas Dannenberg als dessen Vater brillieren.

Auch ansonsten ist das Hörspiel bis in die Nebenrollen erstklassig besetzt. Die musikalische Untermalung ist äußerst ungewöhnlich, Cellist Akki Schulz füllt die Zwischenräume mit bizarren, frei gespielten Klängen, was die unheimliche Atmosphäre noch weiter verstärkt. Unterm Strich ist Der Fall Charles Dexter Ward eine rundum gelungene Hörspiel-Adaption: Anspruchsvoll, enorm gut gemacht, mit viel Gefühl in Szene gesetzt und gesprochen. Die Längen auf der ersten CD macht die zweite Hälfte des Hörspiels locker wieder wett. Durch die komplexe Handlung und die spannenden Storyverläufe kann und sollte man sich dieses Hörspiel bei einem guten Glas Wein durchaus mehrmals zu Gemüte führen.

Und wer nun dadurch auf den Geschmack gekommen ist, dem empfehle ich dringend die von Bram Stoker inspirierte Reihe Die schwarze Sonne vom Hamburger Label MERLAUSCH.

Veröffentlichungstermin: 1. Februar 2008

Spielzeit: 69:03 + 73:34 Min.

Line-Up:
Georg Friedrich Beckhaus – Joseph Curwen
Christian Rode – Inspektor
Lutz Harder – Dr. Willet
Eberhard Prüter – Dr. Waite
Simon Jäger – Charles Dexter Ward
Klaus Herm – Mr. Merrit
Kurt Naumann – Kapitän Whipple
Michael Jackenkroll – Ezra Weeden
Klaus Peter Hoppe – Edward Hutchinson
Hendrik Arnst – Simon Orne
Thomas Dannenberg – Vater Ward
Bernd Vollbrecht – Butler

Gerd Naumann – Regie und Bearbeitung

Akki Schulz – Musik
Label: LAUSCHRAUSCH

Homepage: http://www.lauschrausch.eu

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner