Der beste Newcomer aller Zeiten, die großartigste Band des Universums, ja die Definition von perfekter Musik. Oder der größte Hype der letzten Jahre. Jetzt mal Spaß beiseite, der Hype um THE DEVIL´S BLOOD nimmt zum Teil wirklich groteske Züge an und lässt einen vor lauter Genervtheit manchmal fast vergessen, dass es sich bei den Holländern nichts desto trotz um eine interessante und talentierte Band handelt. Klar, man muss das Geschwafel von Mastermind Selim Lemouchi nicht beeindruckend finden und klar, THE DEVIL´S BLOOD haben mit ihrem Debütalbum zumindest meine Erwartungen und die einiger Bekannter und Freunde definitiv nicht erfüllt, zu groß waren wohl die Hoffnungen nach der ohne Frage starken EP und einigen Vorabkritiken.
Doch dass die Band live eine sehens- und hörenswerte Erfahrung bietet, davon konnte ich mich diesen Januar auf dem HAMMER OF DOOM selbst überzeugen. Nun kam die Band, die dafür, dass sie ihre „Rituale“ eigentlich nur vereinzelt abhalten wollte in letzter Zeit verdammt oft unterwegs ist, nach Köln. Somit verloren AMORPHIS, die sich am selben Tag in Andernach die Ehre gaben aufgrund der Entfernung und der Tatsache, dass die Finnen zwei Wochen später auch in Essen aufspielen sollten das Stechen gegen die Holländer mit dem Blut-Fetisch. Als Verstärkung hatten sich THE DEVIL´S BLOOD mit zwei weiteren Bands aus Holland verstärkt, namentlich HERETIC und NOX.
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Rock´n´Roll für Satan – HERETIC |
Als erstes durften gegen acht Uhr HERETIC auf die Bühne. Die sahen von der Optik erst mal am ehesten nach Black Metal aus. Aber der Frontmann hatte mit seinem ärmellosen und verdächtig weit offenen Hemd auch einen gewissen Rock´n´Roll-Touch. Und siehe da, musikalisch gab es tatsächlich eine Mischung aus viel Rock´n´Roll, etwas Punk und einem Schuss Proto Black Metal-Riffing. Gerade das Drumming war deutlich eher am Punk und Rock´n´Roll angelegt und verzichtete komplett auf Blast Beats. Dazu ein herrlich knarziger Basssound und satanische Lyrics, fertig. Beispiel gefällig:
„I will always be a sinner, I will always be a whore
I don’t care what you think of me, only Satan is my lord“
So wurde es im Song „Seven Hails To My Unholy Master“ verkündet. Größtenteils bestand die halbstündige Setlist aus schnellen, punkigen Songs, lediglich das abschließende „Forever Possessed“ bot schleppendes Mid-Tempo, hier kam der old school Black Metal-Einfluss im Riffing am meisten durch. Insgesamt war der Auftritt von HERETIC eine unterhaltsame, unkomplizierte Angelegenheit. Allerdings war das Songmaterial insgesamt doch ein wenig monoton, so dass sich bei längerer Spielzeit wohl irgendwann dezente Langeweile eingeschlichen hätte.
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Druckvolle und überzeugende Performance – NOX |
Nach einer guten Viertelstunde Umbaupause legten gegen viertel vor neun dann NOX los und zwar mit Death Metal der zügigen Sorte. Da gab es ohne Gnade voll auf die Fresse. Die Band um Frontpsycho Niels Adams machte ordentlich Druck, auch wenn die Leadgitarrenparts leider nur schlecht bis kaum zu hören waren, was schade war, denn wenn man mal hörte was Rob Oorthuis da so aus seiner Axt zauberte, war man schwer angetan. Aber auch so konnten NOX das Publikum überzeugen, so dass nach anfänglicher Zurückhaltung im Laufe des Auftritts immer mehr Leute nach vorne kamen. Auf der Bühne bangten alle, bis auf den Schlagzeuger, der beim spielen irgendwie gelangweilt wirkte, ausdauernd. Nach einer halben Stunde war auch dieser Auftritt vorbei, der sicher noch besser angekommen wäre, wenn man die Gitarre etwas besser gehört hätte.
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Wird in diesem Leben keine Rampensau mehr – THE DEVIL´S BLOOD -Sängerin Farida „The Mouth Of Satan“ Lemouchi |
Nach einer weiteren halben Stunde, in der allerlei Kerzen auf die Bühne geschafft wurden, kamen gegen viertel vor zehn dann die THE DEVIL´S BLOOD-Musiker in Blut getränkt auf die Bühne. Und kaum waren sie da, brach auch schon Jubel im inzwischen ziemlich vollen Underground aus. Vor der Bühne war kein Durchkommen mehr, alles stand eng zusammen als die Holländer mit „Come Reap“, dem Opener der gleichnamigen 2008er EP loslegten. Nach „River Of Gold“ kam mit der Single „I´ll Be Your Ghost“ der erste Song vom aktuellen Album „The Time Of No Time Evermore“ zum Zuge. Auch live ist der Song gut, haut mich aber im Vergleich zu den Songs der EP nicht wirklich vom Hocker, da ist das folgende „Graveyard Shuffle“ schon von einem anderen Kaliber. Dieser Song gehört definitiv zu den Highlights der Band-Diskographie und hätte das aktuelle Album noch mal gewaltig aufgewertet.
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Zelebrieren ihre Live-Riutale gerne blutig – THE DEVIL´S BLOOD |
Auf der Bühne war es dank drei Gitarristen, Bassist, Drummer und Sängerin natürlich rappelvoll, so dass für Bewegung kaum Platz blieb. Alle Musiker wirkten allerdings hochmotiviert und spielfreudig, blieben zwar auf ihren festen Positionen, strahlten aber trotzdem eine gewisse Bühnenpräsenz aus. Sängerin Farida a.k.a. „The Mouth Of Saten“ reckte ab und zu mal halbherzig die Fäuste und streute mal ein „yeah“ ein, machte aber ansonsten klar, dass aus ihr sicher niemals eine Rampensau werden wird. Dafür war die gesangliche Darbietung tadellos. Nach dem Quasi-Titeltrack „Evermore“, welcher auf jeden Fall zu den stärksten Songs des Albums gehört, ging es zurück zur „Come Reap“-EP. „The Heavens Cry Out (For The Devil´s Blood)“ und vor allem das großartige Roky Erickson-Cover „White Faces“ gehörten an diesem Abend ganz klar zu den Highlights. Das Publikum reagierte den Großteil des Auftritts eher zurückhaltend angetan, gab sich eher der Musik hin, als aus sich raus zu gehen. Leider war auch beim Headliner der Sound noch nicht so richtig optimal, die Leadgitarren hatten es immer noch schwer. „The Anti-Kosmik Magick“ mit seinem wundervollen, ellenlangen Instrumental-Part leitete das Finale ein, welches aus „Voodo Dust“ und dem direkt daraus hervor gehenden „Christ Or Cocaine“ bestand. Dann war nach etwas mehr als einer Stunde Schluss. THE DEVIL´S BLOOD haben live erneut überzeugt und man darf sich darüber freuen, dass die Holländer wohl weiterhin in schöner Regelmäßigkeit ihre Live-Rituale veranstalten werden.