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TENSIDE, FOR I AM KING, THE OKLAHOMA KID: Konzertbericht – Backstage Halle, München – 20.01.2024

TENSIDE laden zur Album-Release-Show ins Münchner Backstage und haben für ihr Heimspiel neben einem starken Support-Paket aus FOR I AM KING und THE OKLAHOMA KID auch die eine oder andere Überraschung im Gepäck.

„Ich sag’ keine Shows ab!“, lässt uns Frontmann Daniel Kuhlemann gegen Ende eines schweißtreibenden Konzertabends selbstbewusst und mit etwas Trotz in der Stimme wissen. Dass das keine leeren Worte sind, ist zu diesem Zeitpunkt natürlich der kompletten Backstage Halle klar. Gleichzeitig schwingt in diesem Statement jedoch genau das mit, was die Modern-Metal-Band TENSIDE seit ihrer Gründung im Jahr 2005 ausmacht: Klein beigeben ist für die Münchner nicht, auch wenn der Weg bisweilen steinig scheint. Deshalb ist ein kurzfristiger Rückzieher aus gesundheitlichen Gründen natürlich keine Option, wenn man doch eigentlich mit der Release-Show zur aktuellen Platte „Come Alive Dying“ (2024) endlich Gelegenheit hätte, die Früchte der jahrelangen Arbeit ein wenig auszukosten.

Als wir uns genau zu diesem Anlass auf den Weg in die bayerische Landeshauptstadt machen, wissen wir noch nicht, was die Band hinter den Kulissen gerade umtreibt. Unsere größte Sorge ist nämlich mal wieder das frostige Wetter und mit ihm die Zuverlässigkeit der deutschen Bahn. Schließlich wollen wir neben dem Headliner auch das abwechslungsreich besetzte Vorprogramm aus FOR I AM KING sowie THE OKLAHOMA KID nicht verpassen. Mit dem Plan, entsprechend zeitig anzureisen, sind wir indes in der Minderheit: Noch Minuten vor Showbeginn sind die Reihen vor der Bühne eher spärlich besetzt.


THE OKLAHOMA KID

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Diese ungünstigen Startvoraussetzungen scheinen die Rostocker aber nicht im Geringsten zu verunsichern: Stattdessen gibt die Metalcore-Band direkt Vollgas, indem sie mit dem Doppel „Pale Tongue“ sowie „Feed Me Fear“ das Intensitätslevel direkt bis zum Anschlag dreht. Dass die Resonanz zunächst noch eher verhalten ausfällt, liegt daher weniger an der Bühnenpräsenz des Quintetts als an der noch nicht ganz angekommenen Zuschauerschaft. Das trotz Aufforderungen zunächst eher zaghaft mitklatschende Publikum spornt THE OKLAHOMA KID dagegen eher zusätzlich an.

Folglich geht Tomm Brümmer kurzerhand selbst als Vorbild voran, indem er zum Djent-Riffing von „Waldsterben“ erst losgelöst über die Bühne wirbelt, um anschließend im eingängigen „Dye Black To Pink“ ein wenig die Hüften zu schwingen. Das zeigt Wirkung, denn so langsam lässt sich die stetig wachsende Menge im Backstage ihrerseits aus der Reserve locken. Verdient haben es die sympathischen THE OKLAHOMA KID allemal, schließlich beackern sie heute Abend offenbar komplett unbestellten Boden: Auf Nachfrage, wer denn mit der Band vertraut sei, können wir die erhobenen Arme wohl an zwei Händen abzählen.

Authentisch und motiviert knacken THE OKLAHOMA KID das anfangs zaghafte Publikum

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Ins Herz geschlossen haben wir die Gruppe ob ihrer authentischen Art zu diesem Zeitpunkt schon lange, zumal THE OKLAHOMA KID in einer halben Stunde genug Raum finden, so ziemlich jede erdenkliche Gruppe mit einer eigenen Runde Applaus zu versorgen: Für die Mitstreiter von FOR I AM KING und TENSIDE, für die alteingesessenen Fans, für die Neulinge im Publikum, ja sogar für uns selbst und unsere Eltern setzt es zwischen den Songs Beifall. Humorvoll und überaus clever, wenn wir darüber nachdenken – immerhin hat uns Sänger Timm auf diese Weise bis zum Ende der Show geschickt dahin konditioniert, das abschließende „Oasis“ mit exakt dem gleichen Eifer zu umjubeln. Touché.

THE OKLAHOMA KID Setlist – ca. 30 Minuten

1. Pale Tongue
2. Feed Me Fear
3. Waldsterben
4. Dye Black To Pink
5. Melt Into You
6. Oasis

Fotogalerie: THE OKLAHOMA KID


FOR I AM KING

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Davon zehren können FOR I AM KING auch eine Viertelstunde später noch, deren Mix aus brachialem Metalcore und technisch-verspieltem Melodic Death Metal offenbar ins Schwarze trifft. Nicht umsonst bildet sich nach dem furiosen „Liars“ im folgenden „Sinners“ der erste kleine Pit, den die Niederländer im Weiteren mit schwedischen Riffs und knallenden Breakdowns füttern.

Ein wenig schade ist derweil nur, dass eine der Gitarren in Abwesenheit Wouter Cammelbeecks heute als Backing-Track mitlaufen muss, zumal davon auch die eine oder andere Lead-Spur betroffen ist. Ausgleichen können das FOR I AM KING allerdings durch ihre explosive und mitreißende Performance, die sich überwiegend auf das aktuelle Album „Crown“ (2023) konzentriert, das seinerseits nicht arm an Höhepunkten ist. Wir denken dabei an das schöne wie ausladende Solo am Ende von „Barriers“, bei welchem Gitarrist Koen jede Note auszukosten scheint.

Die Chemie zwischen FOR I AM KING und Publikum stimmt von Anfang an

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Doch auch „Trojans“ sorgte zuvor für gute Stimmung, auch weil Shouterin Alma hier abseits ihrer markerschütternden und unnachgiebigen Vocals ein sympathisch-schrulliges Tänzchen hinlegt. Die mittlerweile gut gefüllte Backstage Halle haben die Niederländer so im Handumdrehen auf ihrer Seite. Wie sehr die Chemie stimmt, erfahren wir ein weiteres Mal kurz vor Schluss, als die Frontfrau zunächst den Weg in die Menge sucht, um sich dann samt Mikro selbst in Richtung Pit vorzukämpfen. Nach dieser launigen Vorstellung scheint nicht einmal der selbstbewusste Bandname zu hoch gegriffen.

Fotogalerie: FOR I AM KING


TENSIDE

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Die Krone aufsetzen dürfen sich heute Abend jedoch ausschließlich TENSIDE, deren brandneue Platte „Come Alive Dying“ (2024) nicht nur den Anlass des heutigen Events bereitstellt, sondern gleichwohl den Schwerpunkt des runderneuerten Sets der Lokalhelden darstellt. Los geht es indes erstmal mit dem bewährten „As Above So Below“ – eine sichere Bank, die Backstage Halle vom Start weg in Wallung zu bringen. Dank Groove und Biss zieht „Written In Blood“ anschließend die Daumenschrauben an, nur um uns dann mit dem nachdenklichen „Dust of The Bereaved“ kurzzeitig wieder einzubremsen.

 

Dass hier der Klargesang Daniel Kuhlemanns besonders klar aus den Lautsprechern schallt, ist insofern erfreulich, als dass der Frontmann heute stimmlich angeschlagen auf die Bühne muss. Etwas heiser und rau gestalten sich glücklicherweise aber nur die Ansagen zwischen Stücken; kommt es hart auf hart, liefert der Bandgründer eine rundum überzeugende Leistung, egal ob es in „Iron Will & Golden Heart“ heavy groovend zugeht, oder später in „Pitch & Gold“ etwas melodischer wird.

Was TENSIDE heute auftischen, ist große Klasse

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Und doch ist diese Leistung keine Selbstverständlichkeit, wie uns Kuhlemann kurz vor Schluss verrät: Sogar einen Besuch der Notaufnahme habe er heute schon hinter sich, um seiner gesundheitlichen Probleme Herr zu werden. „Ich sag‘ keine Shows ab!“, so das Fazit. Gemessen an den Reaktionen der treuen Anhängerschaft die richtige Entscheidung und nebenbei ein Glücksfall für uns.

Denn was TENSIDE heute zur Feier des Tages auftischen, ist tatsächlich große Klasse und ein beeindruckender Beleg dafür, wie weit das Quartett in den letzten fünf Jahren gekommen ist – nicht nur als Songwriter, sondern auch als Entertainer. So steuert Gitarrist Michael Klingenberg im Refrain von „Pretty Lonesome“ erst seinen Teil für den zweistimmigen Gesang bei, bevor er auf geradezu herzliche Weise die eigene Mama im Publikum grüßen darf.

Sogar einen prominenten Gast holen TENSIDE auf die Bühne

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Dass sich die Müncher:innen dem begeistert anschließen, versteht sich von selbst. Immerhin hatte man bis zu diesem Zeitpunkt keine Gelegenheit ausgelassen, wirklich im Moment zu leben. Statt erhobener Smartphones sind es Fäuste, die in „Come Alive Dying“ nach oben schießen, nachdem ein ordentlicher Circle Pit während „Shadow To Shine“ wenige Minuten vorher erstmals richtig Feuer in die Bude gebracht hatte. Obwohl der Auftritt spätestens hier zum Selbstläufer wird, lassen TENSIDE keinerlei Routine aufkommen.

So greift Sänger Daniel Kuhlemann sowohl für „Only The Brave“ als auch den Klassiker „Reborn“ selbst zur Gitarre, bevor er einen besonders ausdauernden Crowdsurfer während „Cannibals“ mit einer freundschaftlichen Umarmung in Empfang nimmt. Die Bühne teilen sich TENSIDE direkt im Anschluss mit einem weiteren Gast: Für das starke „Impending Doom“ gibt sich niemand Geringeres als DARKEST HOUR-Sänger John Henry die Ehre, dessen überraschender Auftritt zum vorgezogenen Höhepunkt wird. Da wissen wir aber noch nicht, dass es nicht bei nur einem Highlight bleiben soll: Denn gerade zum Ende hin dreht das Gespann nochmal richtig auf.

Zum Finale fordern TENSIDE eine Wall of Death

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Mit dem catchy Singalong „Aim For Paradise” üben wir im Zugabenblock zunächst den gemeinsamen Sprung aus der Hocke, um das Finale schlussendlich mit einem unverwüstlichen Evergreen zu zelebrieren: Das unnachgiebige „This Is What We Die For“ leiten TENSIDE stilsicher mit einer stattlichen Wall of Death ein, so dass nach rund 75 Minuten tatsächlich kein Stein mehr auf dem anderen bleibt. Den Blick von der Bühne aus hätten wir in diesen Augenblicken gerne selbst gesehen: Vor allem nach so vielen Jahren im Geschäft und einem mitunter steinigen Weg ist eine solch ausgelassen feiernde Anhängerschaft sicherlich wie Balsam auf der Seele. Zumal harte Arbeit dahinter steckt, deren Früchte die Münchner bei ihrem Heimspiel endlich vorbehaltlos auskosten durften – und das glücklicherweise nur, weil TENSIDE keine Shows absagen.

TENSIDE Setlist – ca. 75 Min.

1. As Above, So Below
2. Written In Blood
3. Dust Of The Bereaved
4. Shadow To Shine
5. Iron Will & Golden Heart
6. Come Alive Dying
7. Only The Brave
8. Cannibals
9. Impending Doom
10. Reborn
11. Pitch & Gold
12. Pretty Lonesome
13. Along With The Gods
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14. Aim For Paradise
15. This Is What We Die For

Fotogalerie: TENSIDE

Fotos: Tatjana Braun (https://www.instagram.com/tbraun_photography/)

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