OYSTERBAND – 16. Januar 2003, Hirsch Nürnberg

Hätte Gitarrist Alan Prosser keine Ohren – er würde kreisrund grinsen. Und das Beste: Seine sichtliche Freude reißt zwei Stunden lang nicht ab. Spielspaß pur bot die Oysterband einmal mehr im Nürnberger Hirsch – und auch das Vorprogramm war sehenwert!

OYSTERBAND & MERLONS LICHTER

16. Januar 2003, Hirsch Nürnberg

Alle Weile lang schauen sie mal in der Stadt vorbei – und überraschen stets auf’s Neue mit ihrem Charme, ihrer ungezügelten Spielfreude und einem bunten Strauß heimlicher Hits. Einen Abend mit der Oysterband kann man getrost auf der Haben-Seite verbuchen – weil hier fünf Musiker alles richtig machen.

Im Vorprogramm ein Wiedersehen mit den unverwüstlichen Merlons. Die Erlanger haben schon wieder einen neuen Schlagzeuger am Start (Markus Möck aus Neumarkt), sehen schon wieder anders aus und klingen auch so. Künftig scheint es mehr Richtung Pop zu gehen – griffiger und gradliniger, ohne jedoch die herrlich-mystische Grundstimmung und die trancigen Elemente der immer noch aktuellen CD „Die wahre Mutter Gottes“ zu verwerfen. Auch nach über zehn Jahren bleibt es spannend mit Merlons Lichter.

Die sympathische Bescheidenheit, mit der die Oysterband ihre unaufdringlichen Klassiker ins Volk streut, begeistert jedes Mal auf’s Neue. Im Mittelpunkt steht diesmal das neue Album „Rise Above“, das harten keltischen Folk mit einem Schuss Punk vermischt. Zwischen Banjo, Cello, Akkordeon, Mandoline und der Uilean Pipe (ein irischer Blasebalg-Dudelsack) ist einmal mehr Platz für kernige E-Gitarren und die gewohnt-kritischen Texte. Wirklich schade, dass die aufrechten Engländer über die Jahre hinweg nicht mehr Beachtung erfahren haben – in einer gerechteren Welt würden Gruppen wie die Oysterband die Hitparaden anführen. Allein nur neben der Bühne zu stehen und dem längst ergrauten Ian Telfer zu lauschen, wie er mit geschlossenen Augen und einer tiefen Hingabe die Lieder mit traumhaften Geigenklängen veredelt – klasse!

Es ist Mitternacht durch, als die „Zugabe!“-Rufe im anständig gefüllten Nürnberger Hirsch nicht abreißen wollen und die Oysterband eine letzte A cappella-Nummer anstimmt. Saubere Arbeit, Jungens – jederzeit wieder!

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner