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CYPECORE, SETYØURSAILS: Konzertbericht – Backstage Halle, München – 29.04.2023

Nach langen Monaten des Wartens ist es endlich so weit: CYPECORE holen ihre mehrfach verschobene Deutschland-Tour nach und haben zu diesem Anlass sogar eine brandneue EP im Gepäck. Vor ausverkauftem Haus und mit dem starken Support SETYØURSAILS im Vorprogramm kann einer gelungenen Rückkehr eigentlich nichts mehr im Weg stehen.

Eigentlich ist das ja überhaupt kein Konzert-Wetter: Uns begrüßt der erste milde und vor allem sonnige Frühlingsabend seit Wochen, als wir am Münchner Hirschgarten aus der S-Bahn steigen. Um angesichts dieser Konditionen dennoch aus gänzlich freien Stücken ins nahegelegene Backstage zu pilgern, bedarf es eines guten Grunds: CYPECORE haben etwas nachzuholen. Nach zwei pandemiebedingten Verschiebungen soll nun endlich die Headliner-Tour nachgeholt werden, die zudem Anlass für weitere Feierlichkeiten gibt. Die Zeit ist nämlich auch für die Mannheimer nicht stehen geblieben, die just am Vorabend die brandneue EP „Version 4.5 – The Dark Chapters“ unters Volk gebracht haben. Mit der Aussicht auf neues Material im Live-Programm und den Kölnern SETYØURSAILS im Support-Slot fällt das Abtauchen in die dunkle Halle glücklicherweise jedoch nur halb so schwer.


SETYØURSAILS

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Dort hat sich zum Showbeginn um Punkt acht eine durchaus beachtliche Menge versammelt, die sich von der Energie auf der Bühne gerne mitreißen lässt. SETYØURSAILS mögen mit ihrem Metal- und Post-Hardcore-Mix auf den ersten Blick nicht ganz zum Headliner passen, in der Praxis ergänzt die Formation das Programm mittels Spielfreude, Groove und eingängigen Singalongs aber ausgezeichnet.

Hutträgerin Jules Mitch legt dabei großen Wert darauf, die Münchner:innen von der ersten Sekunde an mit ins Boot zu holen: Die Fans in der ersten Reihe werden direkt per Faustgruß Willkommen geheißen, bevor die Sängerin die vorherrschende Stimmung in der Halle schnell richtig einzuordnen weiß: „Habt ihr Bock auf ‚nen Breakdown?“, heißt es mit einem Grinsen im eröffnenden „Ghosts“, wohlwissend, dass es darauf ohnehin nur eine Antwort geben kann.

SETYØURSAILS haben sogar einen brandneuen Song im Gepäck

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Dementsprechend taut die Meute vor der Bühne schon in den ersten Minuten zusehends auf: In „Mirrors“ wird bald ausgelassen gesprungen, nachdem kurz zuvor „Into The Storm“ den ersten Circle Pit des Abends herausgefordert hatte. Dass die Münchner:innen in Feierlaune zwischendurch den Einsatz der Wall of Death verpassen, kann in solch einer Situation auch mal passieren. Mit vollem Körpereinsatz im Pit macht das der harte Kern im Zentrum ohnehin binnen weniger Augenblicke wieder wett, zumal selbst das eigentlich ruhige „Secrets“ mit seinem Breakdown genug Argumente zum Dampf ablassen bietet.

SETYØURSAILS danken es mit dem einer kleinen Überraschung: Das noch unveröffentlichte „Best Of Me“ gewährt vorab einen Eindruck des kommenden Kapitels der Bandgeschichte, bevor sich das Quartett in etwas seltsamer Manier nach einer guten halben Stunde bereits verabschiedet, um nach Zugabe-Rufen zu fischen. Ob das gerade als Opening Act sein muss, ist jedenfalls fraglich und hinterlässt einen leichten Beigeschmack, der den sonst kurzweiligen Auftritt etwas trübt. Glücklicherweise nur unwesentlich, denn dank der starken und aufrüttelnden Performance von Shouterin Jules, die in „Reason“ mit einer Flagge gegen Ausgrenzung zurückkehrt, ist die Stimmung in der Halle auch für das Finale geradezu bestens. Dementsprechend müssen SETYØURSAILS nicht zweimal um lautstarke Unterstützung bitten, die Titelzeile des abschließenden „Fckoff“ gemeinsam in die Nacht und – wie es mit einem Augenzwinkern heißt – in das Gesicht von Bassist Nicolai zu schreien.

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SETYØURSAILS Setlist – ca. 40 Minuten

1. Ghosts
2. Nightfall
3. Into The Storm
4. Mirror
5. Secrets
6. Why
7. Best Of Me
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8. Reason
9. Fckoff

Fotogalerie: SETYØURSAILS 


CYPECORE

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Ungewöhnlich für eine Metal-Show, doch gleichzeitig überaus passend für das postapokalyptische Szenario CYPECOREs, untermalen ausgewählte Oldies die Umbauarbeiten auf der Bühne. Das erinnert mit 50er-Jahre-Charme nicht von ungefähr an die Ruhe vor dem Sturm, der schon bald mit ganzer Härte über die vollgepackte Halle hereinbrechen soll. Dabei zeigen sich die vier Musiker als Meister der effizienten Inszenierung: Mit wenigen Mitteln erzeugt man eine ungemein dichte Atmosphäre, die vor allem von der überzeugenden Darstellung der Band lebt.

Das zumeist in dichten Nebel gehüllte Set ist schlicht, richtet dadurch aber die Blicke auf die Akteure selbst, die mit Sci-Fi-Touch und LED-bestückten Brustpanzern die Illusion einer dystopischen Zukunft glaubwürdig verkaufen. Selbsredend spiegelt sich das auch in der Musik wider, die melodischen Death Metal mit der Kälte des Industrial vermählt, was gerade live in absolut massiven Soundwänden resultiert. Aufgrund des guten Sounds im Backstage bleibt heute die Melodie dabei keineswegs auf der Strecke, wie bereits der starke Opener „Chosen Chaos“ mit seinem packenden Refrain belegt.

Lange dauert es nicht, bis CYPECORE die Halle zum Ausrasten bringen

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Klar, nach einem solchen Auftakt ist das Eis natürlich umgehend gebrochen: Schon im folgenden „Where The World Makes Sense“ klatschen die Münchner:innen zeitweise mit, bis sich während des bald folgenden „Dissatisfactory“ die ersten Crowdsurfer erspähen lassen. Obgleich Frontmann Dominic Christoph nur selten das Wort ans Publikum richtet, macht er hier seinem Alter Ego „Commander Dom“ alle Ehre: In Abwesenheit eines Fotograbens reicht der Sänger der ankommenden Gefolgschaft höchstpersönlich eine helfende Hand oder legt diese sogar schützend zwischen das zentrale Metall-Podest und deren Köpfe, um unnötigen Verletzungen vorzubeugen.

Das ist so rücksichtsvoll wie sympathisch, gerade weil CYPECORE selbst in diesen Momenten nicht aus ihren Rollen schlüpfen: Die martialischen Kostüme und teils mechanisch anmutenden Bewegungen verkaufen die Cyberpunk-Illusion perfekt und resultieren in einer schlicht vereinnahmenden Performance, obwohl ansonsten weder Nils Lesser noch Pascal Olejnik an den Gitarren jemals wirklich den Platz auf der Bühne wechseln. Zugegeben, allzu viel Spielraum gibt es dort oben ohnehin nicht, zumal im gemeinsam mit dem Publikum gesungenen Hit „The Alliance“ gleich zwei Statisten im Endzeit-Outfit die Bühne entern, um eine CO2-Kanone abzufeuern.

CYPECORE bringen die Menge mit bewährtem und neuem Material gleichermaßen zum Kochen

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Die Daumenschrauben lassen CYPECORE derweil nur selten locker, wenn die Formation etwa nach der Wall of Death in „Values of Death“ mit dem vergleichsweise ruhigen „Remembrance“ erstmal das Tempo rausnimmt und dann ein kleines Drum-Solo hinterherschiebt. Viel zu sehen gibt es dabei leider nicht: Drummer Sebastian Unic können wir hinter seinem schlecht ausgeleuchteten Kit selbst hier im besten Fall nur erahnen. Den Applaus der Münchner:innen heimst er im Anschluss natürlich dennoch ein, wenngleich natürlich die ausgelassen feiernde Meute Bewährtes („The Hills Have Eyes“) und Neues („Liquid Fire“, „Spirals“) dann doch enthusiastischer aufnimmt.

Andererseits ist die Pause vom arg ausladenden Stroboskop-Einsatz durchaus angenehm, um uns für den letzten Abschnitt zu rüsten, für welchen CYPECORE unter anderem das eingängige „Rise“ aus dem Ärmel schütteln, bei dem Sänger Dominic sein stimmliches Volumen demonstrieren darf. Für den Pit folgt zum Abschluss natürlich noch das bewährte „Saint Of Zion“, bevor nach einer kurzen Pause mit der Zugabe „Values of Life“ der anderthalbstündige Auftritt ein würdiges Ende findet.

Für CYPECORE endet die Rückkehr nach der Live-Pause geradezu triumphal

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Dank des starken Stageactings, einer gut aufgelegten Band sowie eines ebenbürtigen Publikums, das die Temperaturen in der ausverkauften Backstage Halle zwischenzeitlich an den Rand des Erträglichen gebracht hatte, endet die Rückkehr CYPECOREs nach der langen Live-Pause folglich geradezu triumphal und entschädigt uns nebenbei sogar für die verpasste Abendsonne. Denn so gemütlich ein milder Frühlingsabend im nahegelegenen Biergarten gewesen wäre, mit der Klasse dieses Tour-Pakets kann es an diesem letzten Aprilwochenende nicht einmal die bayerische Gastronomie-Kultur aufnehmen.

CYPECORE Setlist – ca. 90 Minuten

1. Chosen Chaos
2. Where The World Makes Sense
3. Dreamsmasher
4. Dissatisfactory
5. The Void
6. Liquid Fire
7. My Confession
8. The Alliance
9. Values of Death
10. Remembrance
11. Drum Solo
12. The Hills Have Eyes
13. Identity
14. Rise
15. Spirals
16. Saint Of Zion
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17. Values Of Life

Fotogalerie: CYPECORE

Fotos: Tatjana Braun (https://www.instagram.com/tbraun_photography/)

Veranstalter (Tour): Extratours Konzertbüro

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