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ARCH ENEMY, AMORPHIS, ELUVEITIE, GATECREEPER: Konzertbericht – Columbiahalle, Berlin – 17.10.2025

ARCH ENEMY waren mit ihrer „Blood Dynasty“-Europatour 2025 in Berlin in der Columbia Halle zu Gast. Mit dabei waren AMORPHIS, ELUVEITIE und GATECREEPER – und wir. So hat uns der Abend gefallen.

Schon beim Einlass ist klar: Die Columbiahalle ist gut gefüllt, wenn auch nicht ganz ausverkauft. Die Stimmung ist erwartungsvoll, das Publikum gemischt – von Death-Metal-Fans mit Bandshirts bis hin zu neugierigen Konzertgängern, die das gesamte Package sehen wollen. Um 18:00 Uhr beginnt der Abend mit GATECREEPER, deren kompromissloser Death Metal sofort klarstellt, dass es keine Aufwärmphase geben wird. Death Metal dröhnt durch die Halle, wuchtig, rau und direkt auf den Punkt. Das Set ist kurz, intensiv und laut – ein Schlag ins Gesicht, der in den ersten Reihen sofort ankommt, während der hintere Bereich erstmal abwartet.

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Mit ELUVEITIE betritt anschließend eine Band die Bühne, die an diesem Abend musikalisch ein wenig aus der Reihe tanzt. Celtic Folk Metal ist doch etwas Anderes als Death Metal.

Die Schweizer Band schafft es dennoch mühelos die Massen vor dem Podium zu begeistern, indem sie traditionelle Folk-Elemente mit wuchtigen Metal-Riffs zu verbinden versteht.

Das Oktett verwandelt die Halle in ein Meer aus Bewegung, erhobenen Pommesgabeln und klatschenden Händen. Ihr Sound ist ausgewogen, der Mix aus Dudelsack, Geige, Tin Whistles, Hurdy-Gurdy und harten Gitarren perfekt ausbalanciert (auch wenn die Tin Whistles teilweise ein wenig untergehen) – ein Beweis, warum ELIVEITIE live so beliebt sind. Allerdings muss ich mir, als ehemaliger leidenschaftlicher Fan, auch Kritik erlauben: Mit Ausnahme des Evergreens “Inis Mona” werden heute Abend ausschließlich aktuellere Stücke gespielt. In den neueren Werken fehlt mir persönlich jedoch die rohe Leidenschaft, die den Werken bis einschließlich “Everything Remains, As It Never Was” innewohnt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau und nur meine Ansicht der Dinge. Mehrere tausend weitere Konzertbesucher sind da anderer Meinung.

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Die Finnen AMORPHIS folgen den Schweizern mit einem kontrastreichen Set, das einen melodischen und progressiven Gegenpol bildet. Klassiker wie “Black Winter Day” und Mid-era Songs wie “Death Of a King” trafen auf neuere Stücke wie “Bones” oder “Dancing Shadow” (letztere vom erst kürzlich erschienenen Longplayer “Borderland”).

Sänger Tomi Joutsen beeindruckt mit seiner stimmlichen Bandbreite zwischen warmem Clean-Gesang und kraftvollen Growls.

Vor allem Tomi Joutsens Klargesang ist sofort wiederzuerkennen – einfach unverwechselbar. Ich, der sich vorrangig im Bereich des Black Metal umhertreibt, erinnere mich gerne an das Album „The Plague of a Coming Age“ von OCTOBER FALLS zurück: Beim ersten Reinhören erkannte ich sofort und ohne recherchieren zu müssen Tomi’s Stimme bei den Guestvocals.

Eben diese Stimme und die musikalische Raffinesse sind es, die AMORPHIS seit über drei Dekaden zu einer wahren Größe der Szene gemacht haben. Das Publikum wird auch heute spürbar lebendiger, die Atmosphäre beginnt sich zu verdichten und erste schweißnasse Gesichter glänzen in der Crowd. 

Als sich AMORPHIS, von donnerndem Applaus begleitet, verabschieden, wird sogleich die Bühne mit einer recht neuen Modeerscheinung verziert: Ein riesiges Banner, dass das gesamte Podium versteckt, sodass der Umbau und das Bühnenbild selbst erst mit Beginn der Spielzeit der auftretenden Band enthüllt werden. Es wird eben Spannung geschaffen.

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Gegen 21:20 Uhr wird es dunkel, als zeitgleich aus den Boxen OZZY OSBOURNE mit „Bark at the Moon“ ertönt. Eine Hommage an einen Gott. Rest in Peace, Ozzy! Das Banner fällt, die Bühne wird augenblicklich in ein rotes Lichtermeer verwandelt. ARCH ENEMY eröffnen das Set mit „Deceiver, Deceiver“, gefolgt von „The Watcher“ und „War Eternal“. Alissa White-Gluz betritt die Bühne mit ihrer berühmten Präsenz – kraftvoll, fokussiert, professionell und vor allem eins: Als echte Erscheinung. Diese Frau ist für die großen Bühnen einfach wie gemacht.

Ihr Growling, tiefschwarz und aggressiv, könnte genauso gut direkt aus der Hölle entsprungen sein.

Michael Amott und Joey Concepcion glänzen an den Klampfen mit präzisem Handwerk. Ihre Soloduelle, unterstützt von Sharlee D’Angelo, den Bass beben lassend, und Daniel Erlandsson, das Schlagzeug verprügelnd, lassen keinen Platz für etwaige Zweifel an der technischen Perfektion der Band. Im gesamten Set zeigt sich, wie geradlinig und geübt ARCH ENEMY performen – jedes einzelne Element und jedes Mitglied trägt dazu bei, aus diesem Melo-Death-Brett eine Einheit und einen der größten Acts der Szene zu machen.

Während im Pit die Matten fliegen und die Schweißtropfen die klebrigen Bierreste vom Boden schwemmen, schraubt sich die Stimmung immer weiter empor. Mano Cornutas und Fäuste werden emporgestreckt, manch ein Fan singt mit, verzieht das Gesicht zu einer unmenschlichen Fratze oder headbangt so dermaßen, dass sich in den Augen sämtlicher Physiotherapeuten ein Strahlen abzeichnen dürfte.

Der Tourstopp in der Columbiahalle dürfte vielen im Gedächtnis bleiben. Drei wirklich starke Support-Acts, echt sauber abgemischter Sound (vor allem in dieser Venue muss diese Selbstverständlichkeit tatsächlich lobend erwähnt werden *zwinker* ) und eine mitreißende Lichtshow trugen in Summe zum Gelingen des energiegeladenen Konzertabends bei.

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