Drei Jahre ist es mittlerweile her, dass SNIPER mit `Seducer of Human Souls´ ihr letztes Album veröffentlichten. Anstatt der Fangemeinde nun neues Material vorzusetzen, legen die Rotenburger ein aufgemotztes Re-Release des ersten Werkes `Your World is Doomed´ auf den Tisch. Grund genug, um sich mit Gitarrist Sergej Tschernow auseinander zu setzen. Nachdem mein Tonbandgerät beim ersten telefonischen Interview nach der ersten Hälfte den Geist aufgab, entschieden wir uns dazu, das Ganze ein zweites Mal (in diesem Falle per email) zu machen.
Erstmal herzlichen Glückwunsch zur Neuauflage eures ersten Albums `Your World is Doomed´. Wie seid ihr bislang mit den Resonanzen zufrieden?
Moin, ja danke für die Gratulation. Hat ja lange genug gedauert dieses Re-Release rauszubringen. Jetzt ist es aber endlich raus, juhu! Bis jetzt sind die Resonanzen recht unterschiedlich. Ich habe bemerkt, dass viele Magazine (hauptsächlich Online) in den Rezensionen nicht über die Musik diskutieren und sie bewerten, sondern über New Old School Thrash, den Sound des Albums und warum z.B. das Bonus Video keinen Live Sound sondern Albumsound hat, labern. Hauptsache irgendeinen Text verfassen, hahaha! Viele wissen glaube ich gar nicht, dass es sich um ein Re-Release aus dem Jahre 2004 handelt, obwohl es überall in dem Promo Material groß angekündigt wurde. Aber dafür, dass es sich um unser Debüt aus dem Jahre 2004 handelt, ist es schon in Ordnung.
Euer Release `Seducer of Human Souls´ liegt nun schon ein Weilchen zurück. Wie kam es, dass ihr euch entschieden habt, anstatt neuer Songs euer erstes Album neu aufzulegen?
Naja, wir hatten das Album ja 2004 nur in einer Auflage von 500 Exemplaren pressen lassen. Durch die vielen Shows war die Scheibe schnell ausverkauft. Der zweite Punkt ist, dass die Erstauflage damals eine Eigenproduktion war und dass mit einer Eigenproduktion, weiß man ja, leider nicht gerade soo viel zu erreichen ist. Die Fans haben immer wieder bei unseren Shows und auch online `Your World is Doomed´ angefordert und wir dachten uns: Jetzt legen wir die Platte nochmal neu auf. Diesmal auch mit einem Label und gleich in einer 1000er Auflage. Jetzt können alle eine abbekommen.
Laut eigener Aussage gehen eure Einflüsse über diverse Metal-Spielarten hinaus. Was ist darunter zu verstehen? Kannst du bitte kurz erläutern, was den Hörer beim Kauf eines Sniper-Albums erwartet?
Ja, du meinst wahrscheinlich das Infoblatt, das der Promo beilag. Dieser Infoflyer ist mehr auf die `Seducer of Human Souls´ Scheibe bezogen. Ich kann sagen, dass es sich bei dem Re-Release in erster Linie um ´80er Thrash mit ein wenig Death Metal Einflüssen handelt. Vergleichbar ist es vielleicht mit Bands wie alte Metallica, Slayer und Testament. Bei der `Seducer of Human Souls´ ist es jedoch anders. Dort treffen Thrash-, Black- und Death Metal Richtungen zusammen.
Im Metal-Genre kann man das Rad sicherlich nicht mehr neu erfinden. Somit wird eine Band, auch unbewusst, durch vorige Veröffentlichungen beeinflusst. Gibt es bestimmte Vorbilder an denen ihr euch orientiert?
Hmm, ich denke, es gibt sicherlich Vorbilder, aber eine Orientierung ist dann eher unbewusst. Ich persönlich finde z.B. OPETH und das neue OBSCURA-Album hammergeil. Aber das bedeutet jetzt nicht, dass ich mich beim Songwriting hinsetze und mir in den Kopf setze, dass das nächstes Stück in Richtung Opeth gehen muss. Außer vielleicht ein Stück, das bewusst in die Opeth Richtung geht. Das aber auch nur, weil dort viele Akustische Gitarren zu hören sein werden. So ein Song kommt nämlich auf die nächste Platte drauf.
SNIPER existieren ja bereits seit 2004. In dieser Zeit konntet ihr bereits eine Europatournee mit MASTER starten. Was war für dich das bislang eindrucksvollste Erlebnis eurer kurzen aber bereits beachtlichen Livebiograghie?
Ja, unsere Tour durch Europa war schon irgendwie ein Erlebnis, aber nicht eindrucksvoll haha. Dadurch konnten wir aber einige gute Erfahrungen sammeln. Wir hatten mal ein Konzert mit SODOM, RAGE und STORMWARRIOR. Das war 2007 in der Halle Gartlage bei Osnabrück, falls jemand die Location kennt. Diese Show war echt ein geiles Erlebnis. Es war schon eine Liga höher als jene, die wir vorher kannten. Alleine der Bühnensound und die Lichteffekte plus die riesige Bühne, Catering usw. War schon geil und nach der Show konnte man dann locker mit andern Jungs der Partie ein oder zwei oder drei Bierchen trinken.
Als Undergroundband, die noch in den Kinderschuhen steckt, ist es häufig schwer, an Auftrittsmöglichkeiten außerhalb der Region zu gelangen. Teilst du diese Auffassung oder haben SNIPER diesen Karriereabschnitt überspringen können?
Ja das stimmt, es ist heute als Underground Band schwer einen Auftritt zu bekommen, der sich auch lohnt. Das kenne ich, da ich bei uns das Ganze manage und selber viele Konzerte veranstalte. Aber man muss halt immer am Ball bleiben, ständig irgendwelche Veranstalter anschreiben und irgendwann klappt es. Aber ich kenne viele Bands die denken, dass irgendwelche Konzertveranstalter sie als unbekannte Band aus ganz Deutschland anschreiben, zum Konzert einladen und am besten noch eine Gage in Höhe von 1000 Euro auszahlen werden. Diesen Karriereabschnitt konnten und können wir noch nicht überspringen, aber wir tun was dafür.
Mit Andy Classen habt ihr mit einem Produzenten zusammengearbeitet, der in der Szene zu den großen Namen gehört. Für eine Band eurer Größe ist es nicht üblich, gleich in ein solch namhaftes Studio wie das Stage One zu gehen. Wie kamt ihr zu dieser Entscheidung?
Wir haben ja schon bereits 2006 mit Classen gearbeitet. Da waren wir sehr zufrieden mit Andys Arbeit und dem Ergebnis. So kam es, dass wir uns auch für unser jetziges Re-Release für das Stage One entschieden haben. Ursprünglich war es so, dass wir Andy Classen einfach so angeschrieben haben. Er wollte vorab ein Demo von uns und meinte daraufhin, dass er mit uns zusammenarbeiten möchte. Seitdem sind wir im Kontakt. Aber schauen wir mal, wer die nächste Scheibe mixt.
Wie bekommt ihr Privates und die vielen Auftritte unter einen Hut?
Ganz einfach, ich komme zur Bandprobe und sage: „Hey nächstes Wochenende haben wir ein Konzert“ und alle sagen zu! Hahaha. Ne ne ne, ist natürlich manchmal echt stressig, da wir alle berufstätig oder am studieren sind und verstreut leben. Aber meistens klappt es, wir spielen ja meistens Wochenendgigs.
Wie sehen denn eure zukünftigen Tourpläne aus?
Bis jetzt bin ich zufrieden, dieses Wochenende feiern wir unsere Releasepartys in Braunschweig und Verden (Aller). Ansonsten sind bis jetzt etwa 8 weitere Gigs in ganz Deutschland und in der Schweiz bestätigt. Nebenbei veranstalte ich die Metal Militia Festivalreihe bundesweit. Seit Dezember letzten Jahres geht es echt voran. Habe bereits 9 Konzerte buchen können und mal sehen, wie es im Herbst und Winter aussieht. Also schaut einfach immer wieder einmal bei uns in den Kalender rein.
Arbeitet ihr zurzeit an neuem Songmaterial? Wann können wir mit neuen Songs rechnen?
Jawohl! Es sind bereits 90% des Songwritings abgeschlossen. Bei acht Songs sind bereits die Gitarrenspuren aufgenommen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass wir diesmal sessionweise arbeiten und aufnehmen. Ich habe mir ein kleines Homestudio aufgebaut, sodass wir ungestresst selbst aufnehmen können. So entstehen für uns keine Studiokosten. Somit bietet sich die Möglichkeit, viel mehr Zeit zum Auszuprobieren zu nutzen, um genauer arbeiten zu können. Leider haben wir alle begrenzt Zeit mit dem Album weiter zu arbeiten, da wir wie oben schon beschrieben alle in irgendeiner Weise tätig sind und verstreut leben. Deswegen müssen wir immer schauen, wann wir gemeinsam Zeit finden, um dann Schritt für Schritt weiter zu kommen. Das neue Album wird aber sehr interessant und sehr vielseitig werden. Die neuen Songs kann man allerdings schon auf unseren Konzerten hören. Wir spielen circa 2-3 Songs jetzt schon auf unseren Live-Gigs.
Zu einem Song gehört auch ein Text. Wovon handeln eure Lyrics?
Oh, da bin ich ehrlich gesagt der falsche Ansprechpartner. Aber soweit ich weiß, müssen die Zuhörer eher auf unsere Musik als auf den Text hören, hahaha!
Könntet ihr euch vorstellen mit Gastmusikern zu arbeiten? Wenn ja, wer käme für euch in Frage?
Aber sicher doch, wir haben bereits auf der `Your World is Doomed´ und `Seducer of Human Souls´ mit Gastmusikern gearbeitet. Musst mal ins Booklet schauen ;-)! Aber ansonsten fallen mir sicherlich viele Gastmusiker ein, die zu uns passen würden. Wir hatten mal öfters Kontakt zu Schmier, aber leider haben wir nie die Zeit zusammen gefunden um etwas aufzunehmen. Mal sehen ob es noch irgendwann klappt. Ich persönlich würde gerne Mikael Åkerfeldt für ein paar Gesangsspuren ins Studio einladen, ich finde seine Stimme einfach großartig, sowohl seine Cleane Passagen als auch sein Death Metal-Stil. Für die Neue Scheibe sind sogar bereits Gastmusiker geplant und bestätigt. Lasst euch einfach überraschen.
Was können wir in Zukunft von SNIPER erwarten?
Ich hoffe doch mal geile Konzerte in eurer Region. Und natürlich irgendwann, hoffentlich bald, das neue Sniper Output. Außerdem das Metal Splash Open Air Vol.II was wir unter anderen organisieren und präsentieren. Das findet am 18 Juli in Rotenburg/Wümme statt. Schaut Mal vorbei.
Bevor wir zum Abschluss kommen, noch eine Frage: wo hat euer Sänger seine Haare gelassen?
Ich habe ihn ehrlich gesagt nicht gefragt. Bin einmal zur Probe und dann waren sie plötzlich weg. Ich glaube das hatte irgendwas mit seinem alten Job zu tun, so hat der Brother zumindest erzählt. Sei gegrüßt Brother…hahaha! Aber wen interessieren die Haare? Hahaha!
Die letzten Worte gehören Dir.
Vielen Dank für das Interview und euer Interesse an dem was wir musikalisch machen. Hört in unser Re-Release rein und bildet euch euer eigenes Urteil.