Es reicht nicht, dass „My Early Mustang“ ein verdammt eingängiges Album ist. Nein, die Band hat damit auch noch Erfolg. Vor allem die TV Präsenz in Form von einem Rockpalast Live-Mitschnitt, einem Auftritt bei der McDonald`s Chart Show und einem Musicload.de Spot macht Eindruck. Wie man eine von einem OVERKILL Shirt los getretene, von IRON MAIDEN beeinflusste Karriere startet, die unter dem Weihnachtsbaum beginnt, erklärte mir Bassist Andy. Das komplett in badisch gehaltene Interview wurde von mir frei ins Hochdeutsche übersetzt.
Wer fährt bei euch eigentlich den Mustang?
Frag lieber, wer den alles gerne fahren würde. Irgendwas Altes von 64 bis 68 wäre toll. Deswegen Early.
Wie seid ihr eigentlich in Kontakt gekommen? Tim und Flo kannten Wolle ja wahrscheinlich von FLYSWATTER, die sie ja produziert haben. Wie kam der Kontakt zu dir zustande?
Tim und ich haben ja früher schon mal gemeinsam in einer Death Metal-Band gespielt. Wir kommen aus demselben Dorf und sind uns beim Fußball spielen immer mal wieder begegnet. Wir waren in der gegnerischen Mannschaft – der Klassiker also. Das klingt fast kitschig, aber es war so, dass ich da mit einem Metal-Shirt rumgelaufen bin und Tim genauso und irgendwann haben wir uns dann mal getroffen. Da hat er dann seine Band PYOGENESIS am Start gehabt und ich hatte meine andere Band am Start. Dann haben wir einfach mal ein paar Konzerte gemeinsam gemacht, dann ist er bei uns eingestiegen. Bis 1997 habe ich dann mit Tim gemeinsam nebenbei noch die Punkrock-Band TRISTESSE gemacht. Und da blieb uns dann irgendwann gar nicht anderes mehr übrig als mal gemeinsam Musik zu machen. Flo wurde ja bei FLYSWATTER von Tim produziert. Als es dann darum ging einen zweiten Sänger und Gitarristen zu suchen, gab es dann eigentlich gar keine Alternative zu Flo.
Dann ging es wohl sofort in den Proberaum? Wie habt ihr die erste Probe gemeinsam erlebt?
Bevor wir geprobt haben, hatten wir eigentlich drei Monate vorher die Idee, dass wir in der Konstellation, die uns da vorschwebte, einfach mal im Proberaum treffen und schauen was passiert. Dann haben wir uns getroffen, gespielt und am ersten Tag haben wir dann gleich zwei Lieder gemacht und dachten auch: Na, gar nicht so schlecht, lass uns noch mal treffen! Und nach der dritten Probe sind wir dann ins Studio gegangen und haben das Demo aufgenommen.
Wie war`s dann im Studio? Habt ihr alles in einem Arbeitsgang aufgenommen?
Wir sind ins Studio gegangen und nach sechs Wochen sind wir mit der fertigen Platte wieder raus gekommen. Naja, ganz so war es nicht. Wir haben beim Alex Theissen das Studio gemietet und haben ihn dann als Engineer dazu genommen und haben alles selbst produziert. Ich kann mit Stolz behaupten, dass „My Early Mustang“ eine 100% echte Platte ist. Eingestöpselt, gespielt und gut ist. Teilweise sind wir zwar etwas verzweifelt, wenn etwas schief gegangen ist, aber es ist alles Handarbeit. Wie gesagt, es ist alles selbst produziert und da bin ich auch sehr stolz drauf.
Wo liegt bei euren Texten der Schwerpunkt, was versucht ihr mit eurer Musik auszusagen?
Da kann ich ganz ehrlich sein, obwohl das gerne fehl interpretiert wird: Texte müssen gut sein, aber das Hauptaugenmerk liegt auf der Musik. Wir versuchen gute Texte zu machen, aber wenn die Texte so wichtig wären, dann würden wir keine Musik machen, sondern Bücher schreiben. Es geht vor allem um persönliche Sachen, deren Basis bei jedem selbst ist. Es sind keine Weltverbesserungs-Geschichten, nichts politisches. Einfach nur persönliches, was uns bewegt hat und was wir mitteilen wollen. Es ist zwar ein Klassiker, aber furchtbar langweilig zu sagen: Man kann die Texte durchlesen und für sich selbst was dazu finden, wahrscheinlich ist das auch so, aber eigentlich sind die Texte von uns für uns. Wenn man etwas raus liest, dann ist das schön, wenn nicht, dann eben nicht.
Es ist ja offensichtlich, dass ihr keinen Fuck-The-System Punk macht, sondern eine andere Ausrichtung habt. Wie würdest du diese beschreiben?
Ich tue mich da ziemlich schwer damit. Punk-Einflüsse sind natürlich drin, aber es ist kein Punk. Es sind Hard Rock- und Metal-Einflüsse. Wenn ich sagen würde, wir sind eine Rockband, dann trifft das vielleicht am ehesten, aber das ist auch eine langweilige Antwort. Wir sind am ehesten eine hart rockende Band mit alten Einflüssen.
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Andy über die McDonald´s Chartshow: „Das ist zwar schon ein Animateur, der da vorab die Leute heiß macht, aber Schilder werden dort keine hochgehoben. Was man dort erlebt hat war echte Begeisterung – für was auch immer.“ |
Wie seid ihr dann an den Deal mit Nuclear Blast gekommen? Die sind ja eigentlich nicht so bekannt für diese Musikrichtung?
Ja, das stimmt schon, aber auch dort gibt es einen Umbruch. Mittlerweile sind SUCH A SURGE dort und auch DIE APOKALYPTISCHEN REITER sowie BARCODE. Ich denke, Nuclear Blast lockert immer mehr auf. Ich weiß nicht, wie das bei den Die-Hard Metal-Fans aufgefasst wird, aber ich hätte das früher vielleicht auch nicht gerne gesehen, wenn artfremde Bands auf meinem Lieblingslabel sind. Aber ich denke, wenn man sich weiter entwickeln möchte, ist das eine gute Sache. Zu Nuclear Blast sind wir gekommen, als wir im Januar oder im Februar in Aalen gespielt haben. Da hat in unserer Vorband ein Gitarrist mitgespielt, der bei Nuclear Blast gearbeitet hat. Der hat dann ein Demo zum Markus Staiger von Nuclear Blast mitgenommen, der fand es großartig und meinte, wir müssen dort hin. Das hat uns natürlich gefreut.
Sicherlich kein schlechtes Label…
Ich kann nur gutes über Nuclear Blast berichten. Wir waren glücklicherweise in der Lage die Auswahl zu haben. Wir hatten echt gute Angebote und da waren auch mehrere Major Labels dabei, aber in Donzdorf waren alle immer so nett und was uns dort vorgeschlagen wurde, was wir alles realisieren und machen können, da gab es einfach überhaupt keine Alternative zu Nuclear Blast.
Ihr seid ja jetzt tatsächlich auch sehr erfolgreich. Ihr wurdet sogar beim Rockpalast im WDR ausgestrahlt. Das ist ja schon fast eine Auszeichnung. Wie kam es dann dazu?
Ja, das sehe ich ähnlich. Das ist auch eine Sache, die auf Nuclear Blast zurückzuführen ist. Es kam über Nuclear Blast zustande. Die haben uns einfach gefragt, ob wir das machen wollen und das war natürlich klar, das haben wir gemacht. Wie genau das passiert ist, weiß ich nicht, aber das Label ist sehr engagiert und sie reißen sich für ihre Bands wirklich den Arsch auf und haben diese Ausstrahlung an Land gezogen.
Das nächste ist ein musicload.de-Spot auf Pro7…
Jetzt muss ich aber ausholen: Der Pro7-Spot läuft noch bis Ende des Jahres und das ist ebenfalls eine Sache, die über Nuclear Blast kam. Bei uns wurde angefragt, ob wir nicht ein Lied freigeben würden. Es war nicht so, dass sie zu uns gekommen sind und gemeint haben: „Hey, schreibt mal ein Lied für uns“, sondern sie fanden die CD geil und das war für uns wiederum eine Ehre und dann haben wir das logischerweise gemacht.
Wie beurteilst du das allgemein? Ist Musik und Internet eine gute Sache für euch?
Für große Bands ist das natürlich nicht egal, aber es ist insofern egal, dass derjenige, der gut verkauft, auch gut damit leben kann, dass runtergeladen wird. Für kleinere Bands, deren Sachen schwierig zu bekommen sind, ist es natürlich eine wunderbare Sache sich einen Namen zu machen. Aber ich denke in dem Segment, in dem wir uns befinden, finde ich das ehrlich gesagt ziemlich problematisch. Bei uns geht es darum, dass wir gerne Erfolg haben würden. Das gebe ich ganz offen zu. Wir schreiben nicht die Musik um Erfolg zu haben, aber wir haben ein gutes Label im Rücken und damit die Möglichkeit Erfolg zu haben. Wenn wir das alles, was runtergeladen wird, verkaufen würden, dann würden wir gut dastehen. Die Video- und Radioeinsätze bedingen ja, dass man in den Media Control Charts gut vertreten ist. Aber, wie gesagt, es haben auch Leute runtergeladen und somit nicht gekauft und das sorgt dafür, dass wir im Radio eher sporadisch kommen, per Hand-Einsatz oder im Nachtprogramm. Es würde dem Erfolg einfach zuträglicher sein, wenn wir in den Medien präsenter wären. Dennoch möchte ich das nicht verurteilen. Ich würde das vielleicht auch nicht anders machen. Wenn jemand die CD gut findet, dann kauft er sie sich auch so.
Ihr habt es ja dennoch bis in die McDonald`s Chartshow geschafft. Wie hast du das erlebt? Da ist ja normalerweise ein etwas anderes Klientel…
Also ich hab direkt nach dem Auftritt im Backstage Room gesagt: „Passt auf, ich steige aus, so einen riesigen Applaus bekommen wir nie mehr!“ Also es war schon komisch irgendwie, dort waren die PRELUDERS am Start und so ein Kram. Wenn den Leuten das gefällt, soll mir das recht sein. Ich fand es zwar nicht befremdlich aber schon komisch. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Musstet ihr euren Song auch kürzen, wie METALLICA zum Beispiel?
Das wurde automatisch gemacht. Die haben einfach die zweite Strophe raus geschnitten, aber das ist ja normal bei denen.
Und dann gehen die Schilder „Applaus“ hoch? Oder geht das mit gestiegenem Alkoholkonsum automatisch?
Betrunken sind die Leute dort nicht, das sind einfach junge Leute, die begeisterungsfähig sind und Spaß haben wollen. Das ist zwar schon ein Animateur, der da vorab die Leute heiß macht, aber Schilder werden dort keine hochgehoben. Was man dort erlebt hat war echte Begeisterung – für was auch immer. Die Leute haben sich auf jeden Fall gefreut.
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Ein Typ in einem OVERKILL-Shirt brachte Andy dazu, ein Instrument zu spielen: „Ich saß dann immer im Zug drin in Heidelberg und er ist bei mir ausgestiegen, wenn er Gitarrenunterricht hatte und ich dachte: ‚Wenn der so cool ist, dann will ich so was auch können.‘ Und dann war Weihnachten und – was soll ich sagen – ich habe mir einen Bass gewünscht.“ |
In letzter Zeit kommt ja mal wieder die Debatte über die Radioquote hoch. Was denkst du darüber? Ihr könntet ja auch darunter fallen, wenn ihr deutsche Texte schreiben würdet? Wo kommt der Ruf danach her?
Schwer zu sagen, es gibt wahrscheinlich viele Bands, die unzufrieden sind. Vielleicht auch damit, dass zu viele Sachen aus den Staaten gespielt werden. Aber der Punkt ist, wenn es die Radioquote betrifft, dass ich mich schwer tue, wenn es darum geht Künstler ins Radio zu bringen, die deutsche Texte haben. Wenn es darum geht deutsche Künstler ins Radio zu bringen, dann bin ich ganz klar dafür. Keine Frage. Da es sich da im Moment aber hauptsächlich um deutsche Texte dreht, ist mir das eigentlich relativ egal. Da bin ich sogar eher dagegen, weil das Zeug, was da zur Zeit mit deutschen Texten in Umlauf ist, ist nicht unbedingt meine Musik.
Das Schlagerflair?
Allerdings, allerdings. Da ist mir schon ganz recht, dass man sich da hinter dem Englischen ganz gut verstecken kann.
Ihr macht ja alle schon ziemlich lange Musik. Übt ihr noch so richtig an euren Instrumenten und versucht euch neues Zeug draufzuschaffen?
Die beste Übung für uns ist mittlerweile eigentlich, wenn wir live spielen. Das machen wir ja auch relativ häufig. Wir proben aufgrund der Entfernung alle sechs bis acht Wochen kann man sagen. Früher haben wir mit den alten Bands zweimal die Woche drei bis vier Stunden geprobt. Jetzt proben wir alle sechs bis acht Wochen vier ganze Tage am Stück. Wir fangen morgens an und proben bis spät in die Nacht. Da kommen so viele Ideen zusammen, da ist die beste Übung wirklich, wenn man versucht sich Sachen draufzuschaffen, die man im ersten Augenblick vielleicht noch nicht richtig kann.
Also kommt es auf das Perfektionieren an…
Ja, absolut. Ich mache seit 15 Jahren Musik und im Prinzip gibt es da keine großen Hürden mehr. Das sitzt schon alles so, wie es sein sollte.
Wie hast du angefangen? Was hat dich dazu bewegt zu sagen: „Hey ich lerne jetzt ein Instrument“?
Haha, das darf man – glaube ich – gar nicht so richtig sagen. Bei mir in der Schule war, als ich etwa 13 war, ein Typ, der ein OVERKILL-T-Shirt an hatte, von einer Tour als die Band im Vorprogramm von HELLOWEEN war. Ich war auch auf einem Konzert. Meine Mutter hatte mich damals hingefahren und ich hatte nicht genügend Geld für ein Shirt und dachte, der Typ ist so cool, weil er das Shirt hatte. Ich saß dann immer im Zug drin in Heidelberg und er ist bei mir ausgestiegen, wenn er Gitarrenunterricht hatte und ich dachte: „Wenn der so cool ist, dann will ich so was auch können.“ Und dann war Weihnachten und – was soll ich sagen – ich habe mir einen Bass gewünscht.
Hast du auch einen Bassisten, der dich inspiriert oder von dem du sagst: „Der hat viel für die Szene getan“?
Ja, das ist ganz einfach, da muss ich gar nicht lange nachdenken. Das ist Steve Harris von IRON MAIDEN.
Was gefällt dir an seinem Stil?
Einfach alles. Es ist ja nicht nur so, dass er gut spielt und einfach nur schnell ist. Er macht auch noch fantastische Lieder. Ich kenne so viele Leute, die unglaublich gut Gitarre spielen können. Ein Kumpel von mir in Berlin spielt Gitarre, dem wirfst du ein Malmsteen-Lied hin, der hört dir das in drei Minuten raus und spielt das perfekt. Es gibt, wie gesagt, so viele Leute, die unglaublich gut spielen können, aber darum geht es, finde ich, nicht primär. Was bringt es dir, wenn du gut spielen kann, aber du hast keine guten Ideen? Für mich ist jemand gut, der gute Lieder schreiben kann und auch noch gut spielen kann. Das ist Steve Harris in einem. Er ist perfekt. Er schreibt Hammer-Songs und spielt perfekt. Da gibt es nichts zu sagen. Er ist unerreicht.
Wird MY EARLY MUSTANG zu einer Hauptband werden? Die Frage muss man sich bei dem Erfolg ja stellen…
Erfolg… ich weiß nicht, könnte schon noch mehr werden.
Noch mehr? Was sind die Steigerungsmöglichkeiten?
Einfach alles. Noch mehr Leute bei den Konzerten und dass wir noch mehr Sachen verkaufen. Wir sind dankbar für alles.
Wie sieht das dann mit den beiden Jungs von LIQUIDO aus? Die machen ja auch eine ganze Menge neben MY EARLY MUSTANG. Kommt sich das nicht in die Quere?
Wenn man ein gutes Timing hat und nur Musik macht, dann geht das alles. Klar gibt es da viele Termine, aber das kriegt man mehr oder weniger alles geregelt. Das geht schon. Auch Flo spielt ja noch in einer anderen Band, wenn es da um Festivals und so weiter geht, dann wird es da ab und zu schon mal knapp, aber das bekommen wir alles hin. MY EARLY MUSTANG soll genauso eine Hauptband werden wie LIQUIDO und FLYSWATTER auch. Es ist kein Projekt, sondern eine vollwertige Band und logischerweise versuchen wir damit alles Mögliche zu erreichen. Den ganzen Kram den wir da mit Pro 7 machen, das ist schon eine Sache, die wir unbedingt machen wollen. Es hat keine Band höhere Priorität als eine andere, das ist auch vermessen das zu sagen, weil es die anderen beiden Bands schon vor uns gab. Aber MY EARLY MUSTANG hat mindestens so eine hohe Priorität wie die anderen Bands auch.
Damit sind wir auch schon wieder durch. Hast du noch ein paar Worte an unsere Leser?
Würde mich freuen, wenn ein paar Leute in die Platte reinhören würden und sie auch kaufen würden. Es ist eine Platte voller Herzblut, in die wir einen Haufen Energie investiert haben. Und nebenbei bin ich auch so selbstgerecht zu sagen, dass wir es auch verdient haben, dass sich ein paar Leute dafür interessieren. Wir spielen ab Jahresanfang auch einen Haufen Konzerte, unter anderem Ende Februar vier Konzerte mit HANOI ROCKS. Kommt alle vorbei, wir treten ganz schön Arsch live!
Layout: doomster