MY EARLY MUSTANG – das klingt nicht nur vom Namen her Ur-amerikanisch. Auch die Musik kommt dermaßen College Rock mäßig daher, dass man glatt meinen könnte man hätte es mit einem Quartett aus dem Land der Sterne und Streifen zu tun. Stopp, die Geschichte von vorne: MY EARLY MUSTANG ist eine Band, hinter deren Namen sich ein Stück deutsche Mainstream Rock Geschichte befindet. Gitarrist Tim Eiermann und Drummer Wolfgang Maier sind Teil von LIQUIDO, genau den LIQUIDO, die 1998 den Riesen Hit Narcotic landen konnten. Wer jetzt noch nicht die Keyboard Melodie im Kopf hat, der hat zu dieser Zeit wohl im Keller gelebt.
Mit diesem Hintergrundwissen überrascht es kaum, dass die Band auf My Early Mustang wirklich perfekten Modern Rock zelebriert. Mit einer leichten Punk Attitüde versehen hauen die Jungs eigentlich einen klasse Song nach dem anderen raus. Dabei wirkt das ganze unheimlich frisch und nicht übermäßig routiniert. Gleich der Opener December erinnert nicht nur ein bisschen an SOCIAL DISTORTION oder WHEATUS. Die nächste Nummer, nämlich Over My Head ist für mich der Track des Albums. Der Bass lässt Sänger Florian Kämmerlings authentischer Stimme genügend Raum, dann folgt eine schöne Bridge und spätestens beim Refrain sollte eigentlich jeder zumindest mal mit dem Kopf nicken, beim zweiten Refrain dann das Bedürfnis bekommen mitzusingen. Das ist zweifelsohne das, was man einen Hit nennt. Für Live-Performaces hat die Band auch schon eine Publikums-Sing-Along-Passage eingebaut. Von diesem Konzept weichen MY EARLY MUSTANG auf der kompletten Scheibe keinen Meter ab. Auch die Single Miss You ist ein Ohrwurm. Das durfte man mittlerweile sogar schon im Fernsehen bewundern. Und so spielt sich die Band vorwiegend durch die bekannten, eingängigen Powerchord Schemen, schiebt ab und zu mal ein Lick oder ein Solo ein und haut eine gelungene Nummer nach der nächsten raus. Dabei wirkt das ganze nicht zu monoton, da man auf 2 Gitarren zurückgreift und diese nicht nur dazu nutzt aus einer Spur zwei zu machen. How It Ends hat dann neben seinen Uh Oh, Oh Oh sing-alongs auch eine gefährliche kleine Keyboard Melodie zu bieten. Ganz so schlimm wie damals bei Nacrotic wird es aber wohl nicht. Constant Changes ist eine weiterer straighter Song, der wieder die College Rock Einflüsse und sich auch gesanglich sehr an Bands wie BLINK 182 orientiert. Ich spare mir es jetzt einfach, jeden Track für seine radiotauglichkeit zu loben und lobe stattdessen noch mal Sänger Tim Kämmerling, das klingt authentisch, emotional, treibend. Vielleicht hier und da zu monoton, aber dass MY EARLY MUSTANG nicht durch Vielseitigkeit bestechen, dürfte mittlerweile klar sein.
Was bleibt zu sagen? My Early Mustang ist ein Album, das einfach nur Laune macht. Ein Album, das einen gerade zu in Euphorie treibt und durch flotte, erfrischende Musik, die nicht einfach routiniert runtergezockt, sondern leidenschaftlich und dynamisch wirkt, unterhält. Natürlich ist das kein Meisterwerk an Spektrum und Tiefe. Das ist nicht der Anspruch der Musik. Vielmehr sollte die Band Leuten, die auf Mainstream Rock mit ein paar Punk Anleihen stehen, ein breites Lächeln aufs Gesicht zaubern. MY EARLY MUSTANG bescheren dem Hörer mit ihren kurz gefassten Songs wirklich eine entspannte Zeit und lassen die Sorgen mal kurz vergessen. Überraschend gut.
Veröffentlichungstermin: 25.10.2004
Spielzeit: 40:17 Min.
Line-Up:
Florian Kämmerling – Vocals/Guitar
Tim Eiermann – Guitar/Vocals
Andreas Rigo – Bass
Wolfgang Maier – Drums
Label: Nuclear Blast
Homepage: http://www.myearlymustang.com
Tracklist:
01. Intro
02. December
03. Over My Head
04. When You Sang
05. Miss You
06. Romeo´s Burning
07. Driving Down
08. Constant Changes
09. How It Ends
10. Secret Letter To… Pt. 2
11. Goddamn (It´s Looking Good)
12. Samantha
13. Sixpack