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FILTER: Mit der Zerstörung im Reinen

Richard Patrick ist ein vielbeschäftigter Mann. Gerade erst hat er mit seiner Band FILTER ein neues Album herausgebracht, hat damit die stationierten Truppen im Irak besucht und befindet sich schon wieder auf dem Sprung zur nächsten US-Tournee. Weil "The Trouble With Angels" aber auch hierzulande eingeschlagen hat, konnten wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen, auf elektronischem Weg bei Herrn Patrick ein wenig nachzuhaken. Im Gespräch gab sich Richard Patrick, wie es sich für einen vielbeschäftigten Mann gehört, größtenteils kurz angebunden, ein paar interessante Einblicke ließ er sich letztendlich dennoch aus ihm herauskitzeln.

Richard Patrick ist ein vielbeschäftigter Mann. Gerade erst hat er mit seiner Band FILTER ein neues Album herausgebracht, damit die stationierten Truppen im Irak besucht und befindet sich schon wieder auf dem Sprung zur nächsten US-Tournee. Weil „The Trouble With Angels“ aber auch hierzulande eingeschlagen hat, konnten wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen, auf elektronischem Weg bei Herrn Patrick ein wenig nachzuhaken. Im Gespräch gab sich Richard Patrick, wie es sich für einen vielbeschäftigten Mann gehört, größtenteils kurz angebunden, ein paar interessante Einblicke ließen sich letztendlich dennoch aus ihm herauskitzeln.

blankHi, Richard! Danke für euer neues Album „The Trouble With Angels„. Ich muss zugeben, dass ich nicht mit so einem rauen und ehrlichen Rockalbum gerechnet habe!

Oh, danke, Mann! Ich weiß das zu schätzen. Ja, manchmal ist das Leben eben hart. Das ist unser Kampf.

The Trouble With Angels“ ist viel härter als „Anthems For The Damned“. Gibt es dafür einen besonderen Grund? Laut der Presseinfo könnte man den Eindruck gewinnen, dass es nur eine Trotzreaktion war, um all diejenigen Lügen zu strafen, die behaupteten, dass du mit dem Alter weicher werden würdest. Aber ich bezweifle, dass es nur daran gelegen haben kann…

Ich fühle mich besser, wenn ich schreie, aber wenn das getan ist, dann bleibt ab einem gewissen Punkt nur noch der Schmerz. Nach der Explosion gibt es immer diese seltsamen Nachwirkungen und diese Stille. Ich versuche, all das einzufangen. Danach erfolgt irgendwie eine Art Erholungsphase und am Ende des Albums sind wir mit unserer Zerstörung im Reinen.

Ist dir die Meinung deiner Freunde, den Medien und eurer Fans wichtig, wenn du damit anfängst, ein neues Album zu schreiben? Oder würdest du eher sagen, dass die Rückmeldungen, die du bekommst, überhaupt keinen Einfluss haben?

Ich gebe schon viel auf die Meinung meiner Fans. Und da ich Freunde habe, die gleichzeitig auch Fans von FILTER sind, höre ich eine Menge Zeug in Sachen Feedback. Aber am Ende des Tages kann ich doch nur auf meine eigenen Gedanken hören. Letztendlich trage ich also die volle Verantwortung.

The Trouble With Angels“ wurde von Bob Marlette produziert, der auch in den Songwriting-Credits auftaucht. Ist der Einfluss und die Meinung eines unabhängigen Produzenten wichtig für dich? Wie sah denn die Zusammenarbeit mit Bob aus? Sind komplette Songs ausschließlich im Studio entstanden?

Bob hat die meisten Songs auf dem Album mit mir zusammen geschrieben. Ich liebe es, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten. Mitch Marlow (ehem. Gitarre, Anm. d. Verf.) hat auch ein paar Sachen beigesteuert und meine neuen Jungs Phil (Buckman, Bass – Anm. d. Verf.), Rob (Patterson, Gitarre – Anm. d. Verf.) und Mika (Fineo, Drums – Anm. d. Verf.) ebenso. Es hat definitiv gerockt. Ich sehe Bob als Riesentalent und noch besseren Freund.

Mir gefällt das letztendliche Ergebnis wirklich gut. „The Trouble With Angels“ klingt rau und kantig und doch gleichzeitig modern und ausgeglichen. War es dir wichtig, diese Ecken und Kanten beizubehalten, anstatt die Produktion letzten Endes zu verwässern?

Wir haben wirklich einfach nur abgerockt und eine tolle Zeit gehabt. Das Ergebnis ist in der Folge einfach so herausgekommen wie es ist.

Artwork
Es soll eine Erinnerung daran sein, was religiöse Menschen Galileo angetan haben.

Obwohl euer neues Album deutlich härter ist als sein Vorgänger, erscheint es überraschend, dass FILTER bei NUCLEAR BLAST unterschrieben haben. Wie seid ihr denn bei einem der größten Metallabels gelandet?

Sie kamen einfach nicht um dieses Album herum, nachdem sie es gehört hatten. Ich liebe diese Jungs!

Das Cover-Artwork von „The Trouble With Angels“ ist einfach, schlicht und modern. Während mich seine Kälte an die moderne Wissenschaft und deren ungeschöntes Wesen erinnert, weiß ich nicht genau, für was das m400 stehen soll. Hat es eine bestimmte Bedeutung?

Ja, es soll eine Erinnerung daran sein, was religiöse Menschen Galileo angetan haben.

Der Titeltrack scheint sich um genau dieses Thema zu drehen: Das wissenschaftliche Wissen der heutigen Zeit verdrängt mehr und mehr traditionelle Bräuche und religiösen Glauben. Wird die Wissenschaft die Religion auf lange Sicht komplett ersetzen?

Ich hoffe es. Wir sind viel klüger als das. Wir müssen endlich über Gott hinweg kommen und wir müssen aufhören, uns deswegen gegenseitig umzubringen.

Ich glaube „Down With Me“ will uns sagen, dass nicht alles immer so ist, wie es scheint. Der Text zeichnet erst das Bild einer Musterfamilie, die in Harmonie miteinanderlebt, und doch ist dieses Bild trügerisch, da einer von ihnen in ihrem zu Hause Amok läuft. Ist solche Oberflächlichkeit ein allgemeines Problem in unserer Gesellschaft?

Mord ist ein seltsames Phänomen. Am Ende des Songs liest die Polizei eine Notiz, die besagt „If I can’t have, then no one will.“ Das legt nahe, dass ein entfremdeter Ehepartner die anderen getötet haben kann, oder einfach, dass Menschen emotional wirklich zerbrechlich sind.

Eine alternative Version von „Fades Like A Photograph“ war auch Teil des Filmsoundtracks zu „2012“ von Roland Emmerich. War dieser Song ursprünglich speziell für den Film geschrieben?

Ja, ich habe ihn zusammen mit meinem guten Kumpel Harald Klauser geschrieben.

Und, wie fandest du „2012“?

Es war ein Popcorn-Film voller Effekte und Idiotismus, he he.

Von einem Remix von „Drug Boy“ abgesehen gibt es auch einen weiteren Bonus Track auf dem Album namens „Leaving Without A Note“. Warum hat es der Song nicht auf die reguläre Platte geschafft?

Es war einfach ein besonderer Song für die deutschen und europäischen Geschmäcker und ist auch nur auf deren Fassungen zu finden.

Ich mochte den Videoclip zu „The Inevitable Relapse“ ausgesprochen gerne. Die komplette Idee, eine attraktive Frau als Symbol für Sucht zu nehmen, ist fantastisch. Wer hat denn das Drehbuch hierfür verfasst?

Das war ein kleines Mädchen von der Plattenfirma, die ich für gewöhnlich gerne Alicia nenne.

Pressefoto
Wir müssen endlich über Gott hinweg kommen und wir müssen aufhören, uns deswegen gegenseitig umzubringen.

„No Love“ ist die zweite Single in den USA, während Deutschland mit „Fades Like A Photograph“ bedient wurde – einer Ballade. War das deine eigene Entscheidung, oder liegt sowas mehr in den Händen der Plattenfirma? Wieso gab es überhaupt unterschiedliche Singles?

Die Deutschen sagten mir, es wäre die bestmögliche Variante. Ich liebe diese Leute, sie haben FILTER wirklich ins Herz geschlossen.

Unglücklicherweise haben FILTER bislang keine Live-DVD veröffentlich. Habt ihr schon einmal über dieses Thema nachgedacht? Ich bin mir sicher, dass viele eurer Fans gerne eine haben würden und jetzt wäre dank des livetauglichen Materials sicherlich ein guter Zeitpunkt!

Zuerst brauche ich genügend Leute, die dieses neue Album kaufen und dann können sie richtige Live-Action bekommen!

Wo wir gerade von Live-Action sprechen: Gibt es Pläne für eine Europatour 2011?

Ja, Anfang 2011 kommen wir auch nach Deutschland!

Ich habe kürzlich gelesen, dass FILTER auch ein paar Shows für die Truppen im Irak gespielt haben. Wie war es und wie hast du die Situation dort aufgefasst?

Krieg ist die Hölle. Aber es macht Spaß da hinzukommen und ein paar Shows zu geben. Die Männer und Frauen in unserem Militär sind so dankbar und fantastisch, sie sind auf unseren Shows durchgedreht. Wir haben eine Show in Kuwait gegeben und vier im Irak.

Kannst du verstehen, warum andere Bands solche Angebote aus politischen Gründen ablehnen?

Vielleicht sind sie einfach nur Pussies.

Richard, ich danke dir für deine Zeit, dies ist meine letzte Frage: Stell dir vor, ein Zombie lebt in deinem Schrank und er fängt langsam an lästig zu werden, da er ständig versucht, dein Gehirn zu essen. Also willst du ihn töten, aber alles, was du hast, ist eine Karotte, ein Stück Schnur, einen schizophrenen Hamster und einen schottischen Dudelsack. Was machst du?

Ich esse die Karotte, denn ich werde die Kraft brauchen. Dann nehme ich den Dudelsack und zerstöre ihn, denn ich hasse diese verdammten Dinger. Anschließend stelle ich mich neben die Schranktür, öffne sie, werfe den Hamster als Ablenkung davor und warte darauf, dass der Zombie herauskommt, um den Hamster zu jagen. Dann werde ich ihn mit der Schnur strangulieren. Was man bei Zombies auf jeden Fall im Kopf behalten sollte, ist, dass ihr Fleisch total verrottet ist. Also sollte ein Stück Schnur leicht den Hals eines Zombies durchtrennen und ihn so enthaupten.

Pressefotos und Artwork © Nuclear Blast.