DOL AMMAD: Die musikalische Freiheit, die ich mir nehme

Eines kann man DOL AMMAD mit Sicherheit nicht vorwerfen: Eintönigkeit. Das ambitionierte Album “Star Tales“, das zurecht als “Electronic Art Metal” bezeichnet wird, durchmischt griffige Metal-Spuren mit atypischen Synthie-Klängen und setzt mit klassischen Chorarrangements dem Ganzen noch die Krone auf. Dass bei einem solchen interessanten und innovativen Album einige Fragen offen bleiben, liegt in der Natur der Sache, weshalb wir DOL AMMAD-Mastermind Thanasis Lightbridge zum Gespräch baten.

Was bedeutet eigentlich der Name DOL AMMAD?

Der Name tauchte bei einem Computerspiel (“Descent 3”) auf, in dem eine Ölraffinerie auf dem Planeten “Europa” diesen Namen trug. Das Wort “Dol” ist aber auch ein Wort aus der Tolkien-Welt und bedeutet “Castle”. Was das Wort “Ammad” betrifft, so kann ich eine kleine Anekdote dazu erzählen: Ich habe lange versucht herauszufinden, was dieses Wort tatsächlich bedeutet und aus dem Nichts bekam ich plötzlich eine E-mail von einem Mann, dessen Name “Ammad” ist und der mich fragte, aus welchem Grund ich ebendiesen (seinen) Namen für die Band verwendet habe. Er erklärte mir später, dass das Wort aus dem Palästinensischen stammt und so viel wie “Columns” bedeutet. Somit haben wir es: DOL AMMAD bedeutet “Castle of Columns”!

Du titulierst deine Musik als “Electronica Art Metal”, was angesichts der auf “Star Tales” vorherrschenden Stilelemente durchaus seine Berechtigung hat. Siehst du dich eigentlich somit auch als Urvater einer neuen Musikrichtung?

DOL AMMAD wurde tatsächlich von der griechischen Musikuniversität Thessaloniki als “Geburt eines neuen Musikgenres” bezeichnet, aber ich laufe nicht herum, um das heraus zu posaunen. Aber es ist wahr und ich spüre es für mich selber, dass ich etwas völlig anderes und in der Tat meine eigene Art von Musik mache, die aber nach wie vor in der Entwicklung steckt. “Star Tales” war der erste Versuch des “Electronica Art Metal”. Da entwickeln sich noch viele große Dinge in der Zukunft, die den Prozess beschleunigen werden.

Könntest du DOL AMMAD mit irgendeiner anderen Band eigentlich vergleichen?

Ich glaube, man müsste schon eine Mixtur von vielen Bands und Musikern zusammenstellen, um einen Hinweis darauf zu geben, was in der Musik von DOL AMMAD vor sich geht. Vielleicht käme man der Sache näher, wenn man JEAN MICHEL JARRE, ORBITAL und VANGELIS mit BAL SAGOTH, NIGHTWISH und THERION, sowie einer kleinen Portion OZRIC TENTACLES kombiniert. Aber das Beste ist sicherlich, wenn jeder DOL AMMAD für sich selber ausprobiert. Nicht zuletzt deshalb bieten wir auf unserer Webseite eine Menge von Samples an.

Thanasis Lightbridge fordert den Hörer auf, sich geistig frei zu machen, um in den vollen DOL AMMAD-Genuss zu kommen: “synchronize your dreams ist das Motto von ‘Star Tales’ und stachelt den Hörer dazu auf, seinen Geist zu befreien und seine Vorstellungskraft mit der akustischen Reise, die DOL AMMAD bietet, abzustimmen.”

Was meinst du beim Intro mit der Textzeile “synchronize your dreams”? Steht dies stellvertretend für den ganzen DOL AMMAD-Sound?

Ja, es ist das Motto von “Star Tales” und stachelt den Hörer dazu auf, seinen Geist zu befreien und seine Vorstellungskraft mit der akustischen Reise, die DOL AMMAD bietet, abzustimmen.

Mit Alex Holzwarth (RHAPSODY) bereichert einer der besten deutschen Schlagzeuger den DOL AMMAD-Sound. Wie kam der Kontakt zustande? Und wird diese Kooperation auch von längerer Dauer sein?

Alex ist tatsächlich einer meiner liebsten Drummer und es war ein großes Privileg, mit ihm für DOL AMMAD zusammen arbeiten zu dürfen. Der Kontakt kam durch Robert Hunecke Rizzo vom Gate Studio in Deutschland zustande. Ich würde wirklich gerne erneut mit Alex zusammenarbeiten und seine Power noch mehr durchforschen. Und wenn alles passt, werden wir wieder zusammenarbeiten.

War es problematisch, dass das Schlagzeug woanders aufgenommen wurde als das restliche Album?

Es war schon ein wenig schwierig und auch teuer, aber die Erfahrung war einzigartig und unersetzlich. Darüber hinaus hatte ich auch die Gelegenheit, Deutschland zu besuchen und zu sehen, was für ein wunderschönes Land es ist!

Die Verbindung des Synthesizers mit den kraftvoll gespielten Drums erzeugen einen brachialen Druck. Dahinter steckt wohl auch die anständige Produktion. Wie hast du diesen Sound aus deinem eigenen Studio gezaubert?

Ich arbeite schon viele Jahre mit Musik und Technologie und zusammen mit meinem Sound Engineer und guten Freund Argy Stream sind wir wirklich leidenschaftlich, was die Soundqualität anbelangt. Es ist wahr, dass es nicht gerade einfach war, all diese Tracks zu mixen und zu mastern und wir haben die Aufnahmen mit einer sprichwörtlichen Klangwand abgeschlossen! Es ist wirklich eine Herausforderung und wir rüsten unser Studio permanent auf, um so das Beste für die Soundproduktion herauszuholen. Aber am Ende zählt nicht das Equipment. Es sind die Seele und die Ohren der Musiker und Produzenten, die zählen.

Selbst ein Mastermind kann nicht alles wissen: “…aber der Chor hat mir schon in manchen Bereichen geholfen,… etwa wo man zwischen den einzelnen Phrasen zu atmen hat, wie manche Parts zu arrangieren sind, so dass es für einen Menschen eher möglich ist, diese zu singen, usw.”

“Star Tales” wurde von einem zwölfköpfigen Chor eingesungen. Wie bist du auf die sechs Frauen und Männer gestoßen? Und haben diese einen Bezugspunkt zum Metal?

Über eine guten Freund, der ein Mitglied einer der besten griechischen Chöre war, bekam ich die Möglichkeit, all diese Leute zu treffen und ihnen die Kooperation in diesem seltsamen musikalischen Projekt anzubieten. Das Chor-Team ist untereinander gut befreundet und es ist ein großartiges Gefühl mit ihnen während der Proben und Aufnahmen zusammen zu arbeiten. Bezüglich Heavy Metal glaube ich, dass keiner von ihnen mit dieser Art von Musik vertraut war. Aber sie sind alle musikalisch aufgeschlossen, so dass das kein Problem darstellte.

Hast du dem Chor eigentlich genaue Instruktionen gegeben, wie gewisse Passagen gesungen werden sollen oder hast du dich auch hin und wieder von den zwölf Goldkehlchen beraten lassen?

Die gesamte Musik und auch die choralen Teile wurden von mir geschrieben, aber der Chor hat mir schon in manchen Bereichen geholfen, in denen ich noch keine Erfahrungen hatte. Du weißt schon: wo man zwischen den einzelnen Phrasen zu atmen hat, wie manche Parts zu arrangieren sind, so dass es für einen Menschen eher möglich ist, diese zu singen, usw. ;-P

Hat bei dir eigentlich schon irgendeine Nation angefragt, um dir “Back To The Zone” als deren Nationalhymne abzukaufen?

Haha!!?! Ich schätze, der Song hat dir eine Menge Spaß gemacht, liege ich da richtig? Nein, bisher gab es noch kein Angebot …. Hehe… Aber ich glaube der Track würde eher in eine Soundtrack-Umgebung passen als zu einer Nationalhymne. Aber hey, wenn irgendeine Nation mehr “epische” Gefühle mit ihrer Hymne ausdrücken möchte, so sollte sie mich kontaktieren, so dass wir alles weitere besprechen können. ;-P

Da du es gerade angesprochen hast: der DOL AMMAD-Sound würde ja auch generell gut als Film- oder Computerspiel-Soundtrack funktionieren. Bei welchen Filmen oder Spielen würdest du gerne deine Hand mit im Spiel haben?

Bei jedem Film oder Spiel! Ich bin wirklich nicht wählerisch; also, ihr Filmproduzenten und Spieleentwickler da draußen: ihr könnt mich zu jeder Zeit anrufen! Es wäre wirklich ein unbeschreiblicher Traum für mich, für derartige Projekte zu arbeiten … Wenn ich eine gezieltere Auswahl zu treffen hätte, würde ich eher für ein Weltraum-Science-Fiction- oder ein Fantasy-Projekt arbeiten.

Du benutzt einen Künstlernamen. Ist dein griechischer Nachname für Nicht-Griechen unaussprechlich oder möchtest du mit dem Namen “Lightbridge” etwas Besonderes ausdrücken?

Es ist schon wahr, dass mein richtiger Nachname etwas schwierig auszusprechen ist, aber das war nicht der einzige Grund, warum ich mich selbst in “Lightbridge” umtaufte. Ich hatte schon immer ein Faible für Namen, die etwas bedeuten und in meinem Fall kann “Lightbridge” sowohl etwas Fantastisches wie “a bridge of light” oder auch etwas Wissenschaftliches wie “fiber optics” bedeuten. Es ist diese Verbindung zwischen Fantasie und Technologie, die mich anregt und inspiriert, und deshalb liebe ich diesen Namen. So nebenbei, der Name “Thanasis” kommt von “Athanasios”, was soviel wie “unsterblich” bedeutet.

Das Cover-Artwork deines Debütalbums ist außergewöhnlich bunt und lässt mich mehr an irgendwelche Trance-CDs oder 70er-Jahre Psychedelic-Scheiben denken. Wer steckt hinter dem Artwork und warum hast du dich dazu entschieden?

Das spacig-psychedelisch-farbenfrohe-fieberhafte Cover und das großartige Artwork im Booklet stammen von Brian Exton, einem in Schottland lebenden Künstler. Es war toll mit ihm zu arbeiten. Ich stieß zufällig auf seine Arbeit und war begeistert, wie gut seine Kunst zu der vielfarbigen und mehrdimensionalen Musik von DOL AMMAD passt. Brian benutzt seine Kunst, um Poster zu verkaufen, aber er hat auch schon mit einigen Trance-Musikern zusammen gearbeitet.

Dein Nonkonformismus zu klassischen Heavy Metal-Klischees findet ja auch bei den Bandbildern seine Fortsetzung, indem die Band auf den Fotos Blödeleien macht und fast immer mit einem sympathischen Lächeln aufwartet. Geht es dir prinzipiell darum, positive Energie und pure Freude zu vermitteln?

Ja, ich verabscheue dieses pseudo-böse Image und ich mag Selbst-Sarkasmus: sowohl in Bezug auf Personen, als auch in der Musik. Diese Fotos spiegeln den tatsächlichen Spaß, den wir beim Shooting hatten. Und ich bin ein wirklich glücklicher und optimistischer Mensch. Natürlich gibt es auch Zeiten, zu denen ich verärgert und enttäuscht über die Welt und mein Leben bin, aber generell bin ich ein sehr positiv eingestelltes Individuum. Mit DOL AMMAD wollte ich eine Musik schaffen, die ebendieses positive Gefühl vermittelt.

Thanasis Lightbridge hält nichts von den Möchtegern-Bösewichten und hat lieber Spaß am Leben, was man auch sieht: “Diese Fotos spiegeln den tatsächlichen Spaß, den wir beim Shooting hatten.”

Du hast ja bei deinen Landsmännern von Black Lotus Records einen Plattenvertrag unterzeichnet. Über wie viele Alben ist dieser abgeschlossen? Und wie kam es dazu, dass du ausgerechnet dort mit DOL AMMAD gelandet bist.

Der Vertrag gilt für zwei Alben, also wird neben “Star Tales” noch ein weiteres über Black Lotus erscheinen. Sie waren auch das einzige Label, das uns ein gutes Budget für das zweite Album versprochen hat; darum haben wir dort unterschrieben. Ich hätte es wohl nicht geschafft, einmal mehr alle Ausgaben selber tragen zu müssen.

Gibt es Hoffnung, die komplexe DOL AMMAD-Musik auch live auf der Bühne zu sehen?

Ja, aber das braucht seine Zeit. Aber mit Sicherheit erst nach dem Release des zweiten Albums, so dass wir genügend Spielzeit für eine Live-Show zusammen getragen haben. Denn ich will auch hier etwas gänzlich anderes als die typischen Metal-Konzerte machen und wir arbeiten und planen schon grob an einem Konzept, das viel Visuelles und Kunst in die DOL AMMAD-Musik einfließen lassen soll. Aber wir müssen warten … diese Dinge benötigen Zeit und viel Geld. Aber ich denke, dass es wert ist zu warten.

In der Presse wurde “Star Tales” abgefeiert, schlug sich das auch auf die Verkaufszahlen nieder?

Leider hat mich das Label noch nicht über die Plattenverkäufe informiert. Sie werden mir die Zahlen erst sechs Monate nach dem Releasedatum präsentieren, so dass wir uns bis Mai/Juni 2005 in Geduld üben müssen.

Abgesehen von den Verkaufszahlen, von der Musik wirst du wahrscheinlich nicht leben können? Welchen Beruf übst du neben der Musik aus?

Ich habe die Polytechnische Universität von Thessaloniki als Survey Engineer (eine Art Vermessungstechniker) abgeschlossen und gehe diesem Beruf auch halbtags nach. Wie auch immer, ich bin nicht gerade begeistert davon und strebe eine professionelle Musikkarriere an. Vielleicht benutze ich mein eigenes Studio bald für gewerbliche Zwecke, für Aufnahmen, Produktionen anderer Bands et cetera.

Auf welche Bands legst du zur Zeit großen Wert?

Ich glaube es gibt eine Menge guter Bands in vielen verschiedenen Musikgenres. Die letzten Alben, die ich erworben und sehr genossen habe waren von LAURENT GARNIER “The Cloud Making Machine”, STRAPPING YOUNG LAD “Alien” und PANTHEIST “Amartia”.

Wenn man ein derartig neuartiges und innovatives Album wie “Star Tales” abliefert, dann werden die Ansprüche an Nachfolgealben regelrecht in die Höhe geschraubt. Kann uns DOL AMMAD in Zukunft überhaupt noch überraschen? Kommen auf den nächsten Alben neue Stilelemente hinzu oder wird das Ganze noch schneller und furioser?

Du kannst dir sicher sein, dass da eine riesige Ladung an Überraschungen für die Zukunft wartet! Zu aller erst wird das neue DOL AMMAD-Album von einer Meeresgeschichte, sowie von der Kraft des Meeres generell inspiriert sein. Es klingt in meinen nicht so objektiven Ohren wirklich großartig und ich kann es nicht erwarten, bis es veröffentlicht wird. Daneben arbeite ich noch an einigen weiteren Musikprojekten, die für die DOL AMMAD-Fans als Überraschung gelten können.

Thanasis Lightbridge: “Es gibt kein Limit für das, was gemacht werden kann,wenn es zum jeweiligen Song passt. Nicht umsonst hat und repräsentiert DOL AMMAD auch die totale musikalische Freiheit.”

Bis auf eine Ausnahme (“Back To The Zone”) werden die Vocals geballt im Chor vorgetragen. Wird es in Hinkunft mehr Versuche geben, Solisten mit den Vocals zu beauftragen?

Es gibt kein Limit für das, was gemacht werden kann, wenn es – wie etwa das eben Angesprochene – zum jeweiligen Song passt. Nicht umsonst hat und repräsentiert DOL AMMAD auch die totale musikalische Freiheit.

Gibt es noch etwas, was du speziell deinen Fans in Deutschland, Österreich und der Schweiz sagen möchtest?

Danke euch allen für die große Unterstützung, ich hoffe ihr habt die Space-Erfahrung von “Star Tales” genossen. Und bleibt am Ball bezüglich des neuen DOL AMMAD-Albums für den akustisch erfrischenden Sprung in die tiefen und kalten Gewässer, wo euch viele Abenteuer erwarten. Free your minds and synchronize your dreams…