ARTCH: Germany – twelve points!

Eine längst begraben, aber nicht vergessen geglaubte Metal Institution schickt sich an, wieder von sich reden zu machen. ARTCH lieferten Ende der Achtziger-Jahre zwei formidable Metal Alben traditioneller Spielart ab, die bis zur kürzlich erfolgten Widerveröffentlichung über Metal Blade gesuchte Sammlerstücke waren. Zeit, sich mit der Band zu unterhalten..!

Eine längst begraben, aber nicht vergessen geglaubte Metal Institution schickt sich an, wieder von sich reden zu machen. ARTCH lieferten Ende der Achtziger-Jahre zwei formidable Metal Alben traditioneller Spielart ab, die bis zur kürzlich erfolgten Widerveröffentlichung über Metal Blade gesuchte Sammlerstücke waren. Seinen (vorläufigen?) Höhepunkt soll das unerwartete Wiedersehen mit dem ersten Live-Auftritt auf deutschem Boden finden: die skandinavische Metal Macht wird demnächst das Wacken Open Air in Schutt und Asche legen. Bassist Bernt gab sich bei unserem Interview zwar etwas wortkarg, aber wahrscheinlich sammeln die Jungs schon mal alle Energien für das erste August-Wochenende…

Zum Einstand die Standardfrage: gib uns mal eine kurze Biografie und Discografie von ARTCH.

Die Band wurde im Januar 1983 von Caton, dem Gitarristen, und mir gegründet. Das Line-up änderte sich dann im nächsten Jahr, als wir mit OXYGEN, einer lokalen Metal Band fusionierten. Bis auf Eric kann man das als Original-Line-up ansehen. Nach etlichen vergeblichen Anläufen einen Sänger zu finden, stieß der Wikinger aus Island Eirikur Hauksson (aka Eric Hawk, d. Verf.) im Frühjahr 1986 zu uns. Wir nahmen unser erstes Album dann im nächsten Jahr auf, ohne einen Vertrag zu haben. Es dauerte aber nicht lange, bei Active Records in Großbritannien für Europa und bei Metal Blade für die USA und Japan einen Deal zu unterschreiben. “Another Return” wurde dann im Jahr darauf veröffentlicht (1988).

Und was habt ihr in der Zwischenzeit zwischen euren Split und der Reunion getrieben?

Nach dem Auseinanderbrechen der Band, was sich über eine lange Zeit hinzog, spielten alle außer unserem Drummer Jorn mit anderen Bands hier in der Nachbarschaft. Eric machte bei einer anderen Metal Band mit, bei der sich aber nicht allzu viel tat. Er sang außerdem ein paar Tracks für die schwedische Band GARDENIAN ein. Aber kein anderes Mitglied von ARTCH war seit dem Split in der Metal Szene aktiv. Du würdest nicht glauben, was wir musikalisch seitdem getan haben (lacht).

Na ja, dann kommen wir mal zu dem, was ihr zur Zeit macht. Hast du die Re-Releases schon gesehen? Seid ihr zufrieden mit der Arbeit im Hause Metal Blade?

Mann, die sind wirklich großartig geworden! Es hat zwar eine Weile gedauert all das Material zusammenzusuchen, aber es war zum Teil auch richtige Detektiv-Arbeit, die wir leisten mussten. Nach der Trennung der Band hätten wir nie daran gedacht, das ARTCH dieses Material irgendwann noch einmal herausbringen. Ich denke Metal Blade haben sowohl für uns als auch für die Fans einen fantastischen Job gemacht. Wer diese CDs kauft, bekommt wirklich „value for money”. Außerdem ist das Cover von “For the sake…” viel deutlicher gedruckt als damals auf den Originalen. Jetzt kann man endlich alle Details ohne Mikroskop erkennen und das Cover macht den Eindruck, den es verdient.

Na ja, so prickelnd ist das Cover ja nun nicht, aber zum Artwork später mehr. Bei “For the sake…” habt ihr ein ziemlich abgefahrenes Live-Photo im Booklet. Ist das euer neues Bühnen Outfit, oder was ?

Es war der erste Auftritt seit 1993. Das Scream Magazine feierte seine 50te Ausgabe und die große Frage war: was ziehen wir bloß an? Aus dem ganzen Leder und Nieten-Kram waren wir schon herausgewachsen, da dachten wir uns: warum keine Anzüge? Immerhin war es ja ein Jubiläum. Es ist halt unser Sinn für Humor.

Das euer Humor etwas eigentümlich ist, habt ihr mit dem Song “Burning Down The Bridges”, der in Deutschland für leichte Irritationen wegen eines Adolf Hitler-Intros sorgte, bewiesen. Nichts als ein Scherz?

Das haben wir gar nicht so mitbekommen. Gab es ein bisschen Aufregung in Deutschland? Dieser Song beinhaltet ein historisches Statement. Der Text versucht zusammenzufassen, was zwischen Deutschland und Russland im zweiten Weltkrieg passierte. Der Song macht keine politischen Aussagen. Außerdem ist dieser kurze Ausschnitt einer Hitler Rede in den Liner notes des Reissues von “For the sake of mankind” erklärt. Wie du vermutest: es ist nicht mehr als ein Witz.

Wie kam es eigentlich, das ihr für die Bonus CD von “Another Return” einen kompletten Mitschnitt eines Gigs hattet, der nun im mpeg-Format als Video benutzt wird? Wurde er für das norwegische Fernsehen aufgenommen?

Es war das letzte Konzert in unserer Heimatstadt Sarpsborg. ARTCH waren zu dieser Zeit bereits auseinandergebrochen, aber wir wollten einen letzten Auftritt für unsere Fans in der Nachbarschaft haben. Der Veranstalter brachte dann alles auf Tape, aber ich weiß nicht mehr genau warum.

Erzähl mir etwas über das Artwork der “Another Return” Platte. Wer hat es designed, welche Message steckt dahinter? Was soll der Embryo im Mond ausdrücken?

Das Cover wurde von einem langjährigen Freund, Dagfinn Andersen, entworfen. Er hat auch unser erstes T-Shirt gestaltet. Es wurde dann von einem belgischen Künstler (Alain Balencourt, d. Verf.) gezeichnet. Ich muss zugeben, das wir nicht sonderlich zufrieden mit dem Ergebnis waren, aber wir hatten keine Kohle mehr und so musste es halt als Cover herhalten. Das ganze Album dreht sich ja um das Thema Reinkarnation und Wiedergeburt. Tod und Leben. Im Intro von „Another Return” hört man wie ein alten Mann stirbt und ein Kind geboren wird. Und die ganze Sache findet wo statt? Auf “Church Hill”! So kam es zu dem Albumtitel/Bandnamen Another Return To Church Hill und auch zu dem Bezug zu dem Baby.

Also ich finde das Cover durchaus gelungen, aber kommen wir mal zu euren Live-Aktivitäten. Spielt ihr außer Wacken noch andere Shows? Weißt du schon, wie die Set List für das Wacken Open Air aussehen wird?

Es gibt keine Pläne für eine richtige Tour. Das WOA und ein Gig in unserer Heimatstadt sind zur Zeit die einzigen geplanten Auftritte. Und ganz exklusiv für dich und das Vampster-Magazin unser Set für Wacken: “Shoot to kill”, “Loaded”, “When Angels Cry”, “Metal Life”, “Burn Down The Bridges”, “Jezebel”, “Paradox” “To Whom It May Concern” und “Another Return”.

Yes! Prima Set List das. Aber natürlich viel zu kurz. War es eine Überraschung für euch, nach so langer Zeit mit so viel Aufmerksamkeit bedacht zu werden? Können wir auch mit einem neuen Studio Album rechnen?

Wenn die Plattenfirma will, können wir mit einem neuen Album loslegen. Wir waren natürlich wirklich erfreut und dankbar, als wir herausfanden, dass ARTCH noch nicht vergessen waren.

Bewerte mal die beiden neuen Songs, die als Bonus auf „For The Sake…“ verwendet wurden, im Vergleich zu euren klassischen Aufnahmen der beiden LPs. Wann war die Idee geboren, überhaupt neue Stücke aufzunehmen?

Die neuen Lieder wurden ungefähr fünf mal schneller geschrieben und auch auf Band gebracht als unser altes Zeug. Wenn du dieses Tempo bedenkst, sind sie schon ziemlich cool geworden. Die Idee wurde natürlich bei einer Party geboren. Metal Blade wollten unveröffentlichtes Material und wir dachten, dass neue Songs Spaß machen könnten.

Habt ihr denn jetzt auch noch unveröffentlichte ARTCH Songs aus der Vergangenheit in petto?

Ja, aber die Sound Qualität ist miserabel. Vielleicht werden wir den einen oder anderen neu aufnehmen.

Benenne mal den besten und den schlechtesten Teil deiner bisherigen musikalischen Erfahrungen.

Es ist sehr schwer so eine Frage zu beantworten, da ich mich 20 Jahre in der Zeit zurückversetzen müsste. Aber sagen wir mal so: ich hoffe, der beste Teil kommt erst noch! Live “we have fucked things up many times”, aber um darüber Auskunft zu geben, müsste man ein Buch schreiben.

Vergleiche doch mal den Metal in den 80ern und 90ern. Was waren die Unterscheide, was die Gemeinsamkeiten? Wie sieht die Zukunft des Metals aus?

Puh, ich glaube diese Frage lasse ich mal aus. Ich habe nämlich keinen Schimmer, was sich in der Szene in den Neunzigern getan hat. Ich habe auch keine Vision, was die Zukunft des Metals betrifft. Ich hoffe natürlich, das er noch größer wird!

Hast du denn überhaupt noch irgendwelche Favoriten bei den aktuellen Bands und Alben?

Ja, im Moment sind ARK aus Norwegen meine Favoriten. Jorn Lande, ein guter Freund von mir, wirkt bei ihnen mit. Wir haben einige Shows mit Eric and Jorn zusammen an den Vocals gemacht. Die Band experimentiert mit einer Menge verschiedener Stile, and they really kicks ass!!!

Apropos Eric: er hat ja zweimal an dem wirklich üblen Schlager- und Tralala-Wettbewerb “Grand Prix De La Chanson” für zwei verschiedene Länder teilgenommen. Was gibt es darüber zu berichten?

Es ist eine Schande!

Welche drei Alben hast du dir zuletzt gekauft?

AEROSMITH-Live Classics, KISS-Dynasty und RAMMSTEIN-Live.

Kein Kommentar. Gibt es eine Person, die du gerne einmal treffen würdest? Wenn ja: wen?

Nein, kann mir niemanden vorstellen.

??? Dann erzähle uns wenigstens eine der Anekdoten aus der Historie euer Live-Auftritte.

Unser ehemaliger Drummer hatte 1985 live immer ein Schlagzeugsolo zu spielen. Während des Solos sollte er auf seinen Drumhocker klettern und ein paar Screams loslassen. Der Schemel krachte zusammen und er mitten rein in sein Drumkit. Seine Drums waren über die ganze Bühne verstreut und es sah wirklich lächerlich aus. Wenn wir danach Konzerte ankündigten, wurde das eine oder andere der Plakate daraufhin schon mal mit einem SPINAL TAP Schriftzug verziert.

Internet und Musik – nur ein Spielchen oder die Zukunft?

ARTCH haben keine großen Ziele mehr. Wir machen nur noch das, was sich natürlich ergibt. Time will tell, it’s all I can say, deswegen interessieren mich Marketing-Geschichten nicht mehr all zu sehr.

Was gibt es noch zu sagen, was du bisher nicht gefragt worden bist?

Habt ihr euer Haar schneiden lassen? Ja, wir haben es getan, aber es hat die Musik doch wohl nicht allzu viel beeinflusst. Wir sehen uns in Wacken! Alles Gute, Bernt (The bassman)!

Jau, jetzt wissen wir alle, warum die Norweger als schweigsam verschrieen sind. Nichtsdestotrotz ist die vielleicht einzige Möglichkeit, ARTCH noch mal live zu bewundern absolute Pflicht. Und wer die beiden brillanten Doppel-CDs noch nicht sein eigen nennt, sollte dringend den Plattenmuckel seines Vertrauens aufsuchen.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner