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WEFT: The Splintered Oar

PANOPTICON-Fans kennen und lieben ihn: Charlie Anderson ist der Haus-Geiger des Black-Metal-Projekts von Austin Lunn, aber alle anderen Saiteninstrumente beherrscht er auch. Was liegt da näher als ein eigenes Soloprojekt? Und wen trifft man am Schlagzeug wieder? Na?

Richtig: Freund und Kollege Lunn von PANOPTICON hat sich hier natürlich kein zweites Mal bitten lassen und sein perkussionistisches Genie ausgepackt, um „The Splintered Oar“, das Debüt von WEFT (englisch für „Einschuss“) den nötigen Punch zu verleihen. Das allein hätte gereicht, damit ich es mir anhöre, denn egal wie einfallslos und generisch die Kompositionen auch sein könnten, Lunns Trommelei ist stets so variabel und aberwitzig, dass ich es unter Tausenden erkennen würde und immer genießen kann.

So auch hier, aber einfallslos und generisch ist hier gar nichts. Anderson scheint großer OPETH-Fan zu sein, was man nicht nur an seinen Death-Metal-Vocals hört, die wirklich sehr an Mikael Akerfeldt zu „My Arms, Your Hearse“-Zeiten erinnern, auch die Kompositionen orientieren sich durchaus an frühen OPETH (inklusive dezenten 70s-Prog-Rock-Einflüssen) – fügen diesem Fundament jedoch noch eine gehörige Portion Atmo-Black-Metal (ich denke z.B. an SAOR) und, ja, Americana-Elementen hinzu.

Letzteres wiederum hat Anderson sich natürlich bei Lunn und seinem PANOPTICON abgeschaut und wirkt: trotz der wilden Mischung nicht aufgesetzt, sondern dem Konzept entsprechend und in sich geschlossen als geradezu logische Konklusion eines Albums, das meditativ beginnt („Leaves“ ist ein reines Akustik-Intro mit übrigens einem phänomenalen Bass), wild und teilweise chaotisch weitergeht („False Kingdoms“/“The Hull“) und schließlich eben verträumt endet („A Dream Of Oaks“).

„The Splintered Oar“ ist ein Pflichttermin für OPETH-Verehrer

Unterstützt wird Anderson dabei von Andrea Morgan, die ebenfalls Violine beisteuert, aber auch Gesang, und, beim epischen Abschlusstrack, Jordan Day, dessen melodischer Gesang allein ein Lauscher wert ist: Sein Auftritt wirkt wie ein Sonnenaufgang nach einer ausgesprochen wilden Nacht, und auch wenn Anderson selbst schon in „The Hull“ selbst den Klargesang rausgeholt hat, ist die Wahl dieses auch noch sehr prominent abgemischten Gastsängers sehr zu begrüßen, gelingt es ihm doch, noch eine tiefere Ebene an Gefühl in das Stück zu bringen.

Faszinierend an WEFT ist außerdem der Einsatz der elektrischen Geige, die Anderson eigentlich permanent nutzt, um einen dramatischen Spannungseffekt zu erzielen. Die Kompositionen wären ohne dieses Instrument (und ohne Lunns Schlagzeugspiel) sicherlich spannungsärmer und vielleicht auch weniger interessant, aber die Kürze des Albums, verbunden mit dem hohen Grad an musikalischer Abwechslung und dem kathartischen „A Dream Of Oaks“ als Höhepunkt sorgen dafür, dass man immer wieder gerne reinhört und bei der Stange bleibt; für Fans der genannten Personen und der alten OPETH ist „The Splintered Oar“ ein Pflichttermin.

Spielzeit: 43:28 Min.

Veröffentlichungsdatum: 21.11.2025

Label: Bindrune Recordings

Tracklist – WEFT – „The Splintered Oar“

1. Leaves
2. False Kingdoms
3. The Hull
4. Red Dawn
5. Dream of Oaks