VOMITRON: No NES For The Wicked [Eigenproduktion]

Von der Acht-Bit-Symphonie zum epischen Instrumental Metal: Ein Wunderwerk gelebten Nerdtums.

Silvester 2011: Ein Freund lädt zur Mottoparty Verkleide Dich als Videospielfigur ein. Und alle sind sie da, Lemminge (Hallo, Schaffi!), Sub Zero von Mortal Kombat, Mario, Koopa, Duke Nukem, ein Tetrisklotz, Lara Croft, Sims und PacMan. Zum Einstimmen läuft den ganzen Tag zu Hause VOMITRON, der feuchte Traum eines jeden zurückgebliebenen Gamenerds der Achtziger. Das aus mehrerlei Gründen: Ein paar dieser Gründe haben mit der halbnackten Dame auf dem Cover zu tun, die gar unanständige Dinge mit einem alten NES-Kontroller zu tun vermag, da muss man keine große Fantasie haben. Hoffentlich ist der Hauptgrund eines jeden Musikfreundes, sich diese Platte zuzulegen ein anderer: Das, was VOMITRON aus alten Spielesoundtracks rausholen, ist richtig virtuoser melodischer, instrumentaler Metal, der schon fast in Richtung Progressive Metal schielt.

Und nicht, dass hier jemand denkt, die typischen Melodien von Super Mario Bros. werden hier rauf- und runtergedudelt, das macht ja schon jedes Symphonieorchester heutzutage. Peter Rutcho, der Einzelkämpfer im Forever Alone-Format, der hinter VOMITRON steckt sucht sich spiele aus wie Blaster Master, Ninja Gaiden und Contra, die wohl nur die wenigsten kennen. Ein paar bekanntere Themen gibt es freilich auch: Double Dragon, The Legend Of Zela und Zelda II: The Adventures Of Link, sowie Castlevania und diverse Tetris-Themen nudelt der Gitarrist voller kindlicher Spielfreude runter, unterlegt das Ganze mit saftigen Riffs, einem ordentlichen Drumkit from Hell und ein paar fröhlichen Synthesizern. Ja, du hast recht, das ist eine einzige Freakshow, ein lebenslanges zementieren des Status Nerd, voller Stolz, Selbstvertrauen und Junkfood.

Peter Rutcho aka VOMITRON macht natürlich keine halben Sachen. Er zeigt mit gar virtuosem Können, dass diese 8-Bit-Symphonien keineswegs das Ende der Evolutionskette sind und dass Gitarrennerds hier noch was rausholen können. No NES For The Wicked hat entsprechend keine kurzen Melodien zu bieten, sondern besteht größtenteils aus Stücken, die mühelos die Acht-Minuten-Grenze sprengen und dabei dem Hörer nicht auf den Keks gehen. So überlebt man die knapp siebzig Minuten vom Zweitwerk VOMITRONs auch ohne größere Schäden. Zwischen den epischen Stücken, die mal etwas beschwingter, weil Actionreicher wie Double Dragon, und die mal etwas atmosphärischer, weil gruseliger wie Castlevania sein können, gibt es immer wieder kurze Tetris-Themen, mit coolen Polka-Rhythmen, die trotz dem ganzen großartigen Material von VOMITRON fast schon die Highlights an diesem Album darstellen.

Garantiert wirst auch du nach dem Konsum dieses gewitzten, liebevoll gemachten Albums voller Spielfreude auch wieder ein paar alte Spiele zocken wollen. Wer ein Herz für Computerspiele hat, wer instrumentalen, epischen Metal mag, wer auch mal mit fröhlichen Dur-Akkorden statt finsteren Mollklängen zurecht kommt, der hat VOMITRON verdammt nochmal gut zu finden, da kann das ganze Nintendo-Core-Zeug noch so ausgelutscht sein. Ergo gibt es auf No NES For The Wicked keine Innovationen zu hören, so gut und authentisch ist harte Musik allerdings selten mit 8-Bit-Kompositionen verbunden worden. Zu kaufen gibt es dieses Wunderwerk gelebten Nerdtums zum günstigen Preis – dank dem Dollarkurs – auf der Website von VOMITRON.

Veröffentlichungstermin: 20. September 2011

Spielzeit: 67:19 Min.

Line-Up:
Peter Rutcho – Instrumente

Produziert von Peter Rutcho
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.vomitron665.com/

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/vomitron665

Tracklist:
1. Filtered Blow
2. Contra
3. Blaster Master
4. Kalinka
5. The Legend Of Zelda
6. Ninja Gaiden: Acts 1-3
7. Troika
8. Double Dragon
9. Bradinsky
10. Ninja Gaiden: Acts 4-6
11. The Soviet Mind Game
12. Zelda 2: The Adventures Of Link
13. Korobeyniki
14. Castlevania

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