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URBAN TALE: Urban Tale

Den Mangel an Eigenständigkeit verzeihe ich der Band in Anbetracht ihres beachtlichen Talentes gerne. Daß sie es ausgerechnet nutzt, um die unrühmlichste Ära JOURNEYs wiederaufleben zu lassen, nehme ich ihr hingegen verdammt übel

JOURNEY waren eine große Band. Zu Recht. Und das bis zu jenem verhängnisvollen Jahr, in dem sie „Raised On Radio“ produzierten und auf die Welt losließen. Hand aufs Herz: EIN zahnloses Debakel dieser Art ist schmerzhaft genug. Dass URBAN TALE die amerikanische AOR-Legende so sehr verehren, dass sie ein Quasi-Tribute-Album aufnehmen und ihren Vorbildern in jeder erdenklichen Hinsicht nacheifern, verzeihe ich ihnen gerne. Zumal sie nicht nur das phantastische Gespür für unfehlbare Hooklines und stadiontaugliche Refrains verinnerlicht haben, das JOURNEY so sehr auszeichnete, sondern mit Kimmo Bloom einen Sänger in ihren Reihen haben, der einem jungen Steve Perry stimmlich zum Verwechseln ähnelt. Und dass die musikalischen Idole Erkka Korhonens und Timo Pudas Neal Schon respektive Jonathan Cain heißen, ist schon geradezu selbstverständlich. Egal, an welcher Stelle man die – im Digital-Zeitalter natürlich imaginäre – Nadel ansetzt: JOURNEY durch und durch, bis hin zum ‚Open Arms‘-Plagiat ‚One Day (I’ll Make You Mine)‘. Und das gar in einer songwriterischen Qualität, auf die auch Neal Schon und seine Kollegen zu Recht stolz wären.

Das große Dilemma allerdings: Dieses Album ist ebenso saft-, kraft- und bisslos produziert und arrangiert wie eben seinerzeit besagtes „Raised On Radio“. Ecken und Kanten sucht man vergebens, während der vermaledeite Weichspüler meilenweit aus den Boxen stinkt und einem jeden Spaß an einem Album nimmt, das ein immenses Potential in sich birgt. Es schmerzt, hervorragende Kompositionen wie ‚The Devil In Me‘, ‚Circus‘ oder ‚Runaway Heart‘, die allesamt mit grandiosen Refrains glänzen, an ihrer antiseptischen Klangumgebung ersticken zu sehen. Wie eingangs gesagt: Den Mangel an Eigenständigkeit verzeihe ich der Band in Anbetracht ihres beachtlichen Talentes gerne. Dass sie es ausgerechnet nutzt, um die unrühmlichste Ära JOURNEYs wiederaufleben zu lassen, nehme ich ihr hingegen verdammt übel. Ob nun die Band dieses Trauerspiel tatsächlich so und nicht anders inszeniert haben wollte, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Die Tatsache, dass sie ausgerechnet dem „Temperaments-Wunder“ Doris Day einen Song widmet, stimmt indes bedenklich. Textzeilen wie „The curtain falls and there she stands/Doris Day, angel of music/The rain comes down, there’s sunshine in her eyes/Doris Day, please laugh away our troubled skies“ noch viel mehr…

Veröffentlichungstermin: 23.07.2001

Spielzeit: 56:49 Min.

Line-Up:

Kimmo Blom – Vocals
Erkka Korhonen – Elecric & Acoustic Guitars
Tuomo Kovalainen – Bass, Bass Synth
Timo Pudas – Piano, Keyboards, Programming
Kari Välimäki – Drums, Percussion

Produziert von Anders Theander
Label: Now And Then/Frontiers

URBAN TALE „Urban Tale“ Tracklist

  1. The Devil In Me
  2. Passion Takes Over
  3. Circus
  4. King Of Hearts
  5. One Day (I’ll Make You Mine)
  6. Runaway Train
  7. Engine
  8. Broken Chains
  9. On The Edge
  10. Doris Day
  11. Water