Schrill, schräg, dissonant: Die Gitarren jaulen und quietschen, Spencer Chamberlain schreit sich die Seele aus dem Leib, der Breakdown gleicht einer Massenkarambolage. Direkt zum Einstieg lässt „Generation No Surrender“ das Chaos regieren und plötzlich alles möglich erscheinen. Ohnehin zeigen sich UNDEROATH seit ihrer Reunion überaus experimentierfreudig, indem sie es sich in der Schnittmenge von Metal- sowie Post Hardcore gemütlich machen und allerlei Einflüsse aus der Peripherie einfließen lassen.
Die Keyboards und Gesangslinien von „Devil“ erinnern beispielsweise lose an die tanzbare Experimental-Seite von BRING ME THE HORIZON, während „All The Love Is Gone“ schnurstracks auf seinen groß angelegten Alternative-Rock-Refrain zusteuert. Der Post Punk von „Loss“ wiederum durchzieht eine spürbare Industrial-Note, welche auch „The Place After This One“ als Ganzes mitprägt. Unterkühlt und roh wirkt die Produktion beizeiten, deren kantiges Fundament im Gegensatz zu eingängigen Singalongs steht wie sie „Survivor’s Guilt“ im ATREYU-Stil beizeiten bereitstellt.
Viele Songs auf „The Place After This One“ profitieren von ihrer Platzierung innerhalb des Gesamtwerks
Derlei Kontraste halten die Platte interessant und kurzweilig, eben weil es bei aller Experimentierfreudigkeit nie an plötzlichen Richtungswechseln oder eben catchy Widerhaken mangelt. Wobei „The Place After This One“ eines dieser Werke ist, das überproportional von einer geschlossenen Hörerfahrung profitiert. Einzelne Stücke ragen selten aus dem Gesamten hervor, entfalten im Kontext der Platte jedoch das ihnen innewohnende Potenzial.
Das gilt für das zähnefletschende „And Then There Was Nothing“ mehr noch als für den verzichtbaren Drum’n’Bass-Ausflug „Teeth“, wo poppige Gesangslinien von satten Breitwand-Gitarren abgelöst werden. Ähnlich seicht verhält es sich mit „Shame“, bevor „Spinning In Place“ den Härtegrad anzieht und mit dem akzentuiertem Drumming Aaron Gillespies krönt.
Die energische Seite steht UNDEROATH anno 2025 besonders gut zu Gesicht
Gerade die energische bis verquere Seite steht UNDEROATH anno 2025 besonders gut. Dass die Band dabei nicht unbedingt sperrig, sondern durchaus zugänglich klingen kann, demonstriert sie zum Ende hin mit „Cannibal“. Knackig-kompakt und dabei experimentell windet sich „The Place After This One“ nach „Voyeurist“ (2022) abermals erfolgreich um simple Kategorisierung. Sicher ist nur, dass die US-Amerikaner weiter innovieren und dabei auch den erwartbaren Gegenwind nicht scheuen. Ein potenziell spaltendes Album, das aber genau aus jenem Grund wertvoll scheint: Der Metal- und Post Hardcore braucht diese Auseinandersetzung vielleicht stärker denn je.
Veröffentlichungstermin: 28.03.2025
Spielzeit: 36:37
Line-Up
Spencer Chamberlain – Vocals
Timothy McTague – Gitarre
James Smith – Gitarre
Christopher Dudley – Keyboards, Synthesizer
Grant Brandell – Bass
Aaron Gillespie – Drums, Clean Vocals
Produziert von Danen Reed Rector und Matt Huber (Mix)
Label: MNRK Heavy
Homepage: https://underoath777.com/
Facebook: https://www.facebook.com/underoath/
Instagram: https://www.instagram.com/underoathband/
Bandcamp: https://underoath.bandcamp.com
UNDEROATH “The Place After This One” Tracklist
- Generation No Surrender (Video bei YouTube)
- Devil
- Loss
- Survivor’s Guilt (Audio-Stream)
- All The Love Is Gone (Video bei YouTube)
- And Then There Was Nothing
- Teeth (Video bei YouTube)
- Shame
- Spinning in Place
- Vultures (feat. Troy Sanders of Mastodon)
- Cannibal
- Outsider