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TYPE O NEGATIVE: Life is Killing Me

Nach knapp vier Jahren ist der treue Fan dermaßen ausgehungert, dass man ihm alles vorsetzten kann. Eigentlich hätten sich TYPE O NEGATIVE mit dieser Erkenntnis entspannt zurücklehnen und ein nettes, kleines, einfaches Album fabrizieren können. Gekauft worden wäre es so oder so.

Nach knapp vier Jahren ist der treue Fan dermaßen ausgehungert, dass man ihm alles vorsetzten kann. Eigentlich hätten sich TYPE O NEGATIVE mit dieser Erkenntnis entspannt zurücklehnen und ein nettes, kleines, einfaches Album fabrizieren können. Gekauft worden wäre es so oder so.

Umso erfreulicher ist da, dass die Brooklyner ein packendes Album aufgenommen haben, auch wenn man ganz objektiv feststellen muss, dass „Life Is Killing Me“ das TYPE O NEGATIVE Album mit den wenigsten Überraschungen ist. Der Weg vom ungestümer Wut und ungezügelter Aggression über tanzbare, eingängige Hits und gefühlvolle Lovesongs bis zu abgrundtiefer Depression, der sich an der Diskographie der Band ablesen lässt, wird auf diesem Album nachgezeichnet. Neu sind allenfalls die gehäuft auftretenden BEATLES/Seventies Einflüsse mancher Songs – ansonsten bietet „Life Is Killing Me“ gewohnt hochklassige schwarz-grüne Qualität.

Mit „Life Is Killing Me“ dürfte jeder Fan zufrieden sein, und besonders diejenigen, die eher dem Frühwerk der Band zugetan sind, finden mit dem knackig-frischen „I Like Goils“ Anklänge ans erste Album, auch wenn die bittere Bösartigkeit des Debüt unerreicht bleibt. TYPE O NEAGTIVE zeigen sich von einer fast schon punkigen Seite, das Steele´sche Wolfsgeheul macht den Song dann aber doch zu einem typischen TYPE O NEGATIVE Smasher. Auch die hervorragende Coverversion „Angry Inch“ hat nichts, aber auch gar nichts mit der schwermütigen Romantik und uferlosen Depressivität der letzten Alben zu tun. Der Song geht sofort ins Ohr und lebt von der Dynamik in Steeles Stimme, die den simplen Track zu einem Erlebnis werden lässt.

„I Don´ t Wanna Be Me“ ist der obligatorische „Hit“ des Albums – eingängig und mit Ohrwurmmelodie, perfekt arrangiert und auf den Punkt gebracht. TYPE O NEGATIVE brauchen für die flotteren Nummern keine komplexen Strukturen, die Songs sind simpel und straight, doch bei genauem Hinhören lassen sich viele kleine Details finden. Was sofort ins Ohr geht, bleibt dort auch hängen – eben weil sich die Vier beim Songwriting nicht nur auf eine gute, griffige Idee verlassen, sondern einen Song zu Ende denken und schreiben. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Leistung der drei verbleibender Musiker, die viel zu oft zu Unrecht in Steeles übermächtigem Stimmschatten stehen.

Der Titeltrack „Life Is Killing Me“ ist das Bindeglied zwischen den catchy Uptemponummern und der ruhigen, dunkeln Seite der Band. Tonnenschwere Riffs, die alles niederwalzen leiten den Song ein, gefolgt von einem zarten, zerbrechlichen Strophenteil, dessen sphärische Keyboardklänge Steele Stimme umwabern – bis der Refrain losbricht. Die Urgewalt der Stimme schreit gegen die Hookline an, bis sich der Song in einen stampfenden Rocker entwickelt. Ein Song mit Gänsehautgarantie, der alle Stärken TYPE O NEGATIVEs in sich vereint.

„The Dream Is Dead“, „Anastehesia“, „Todd´s Ship Gods (Above All Things)“und „How Could She?” sind schmerzhaft-schönen Songs, wie man sie überwiegend auf OCTOBER RUST finden konnte. Statt weichgezeichneter Kerzenscheinromanik verbreiten TYPE O NEAGTIVE mit diesen Songs aber noch immer tiefe Finsternis; statt nur über die dunklen Seite zu schwadronieren, lebt die Band diese Erfahrungen immer und immer wieder aus – unmittelbar und direkt.

„(We Were) Electrocute” greift zurück in die Trickkiste der BEATLES, „Less Than Zero“ entführt in ein verworrenes, psychedelischen Auf und Ab, besitzt aber ebenfalls einen Refrain, der sich im Ohr festkrallt. „… A Dish Better Served Coldly“ erinnert eher an die Zeit von “Bloody Kisses”, traumhaft schöne Parts lullen ein, bis wieder ein Schrei losbricht und man zurück in die Realität katapultiert wird. Auch „Nettie“ hat den majestätisch-morbiden Charme dieser Platte, ein satter Groove, aufgelockert wuchtige Orgelklänge und zarte Spinettklänge. Auch die grabestiefen Chöre kommen bei diesem Song wieder zu Einsatz.

Schmerz, Liebe, Enttäuschung, Wut, Trauer und auch lichte Momente finden sich auf diesem Album. Type O Negative wären aber nicht TYPE O Negative, wenn sie sich mit eindimensionalen, flachen Songs zufrieden geben würden. Losgelöste, isolierte Emotionen gibt es weder im richtigen Leben noch auf einem Type O Negative Album.

1.Thir13teen

2.I Don’t Wanna Be Me

3.Less Than Zero

4.Todd’s Ship Gods (Above All Things)

5.I Like Goils

6….A Dish Better Served Coldly

7.How Could She?

8.Life Is Killing Me

9.Nettie

10.(We Were) Electrocute

11.IYDKMIGTHTKY (Gimme That)

12.Angry Inch

13.Anesthesia

14.Drunk In Paris

15.The Dream Is Dead

Besetzung:

Peter Steele – Gesang, Bass

Josh Silver – Keyboards

Kenny Hickey – Gitarre

John Kelly – Schlagzeug

Spielzeit:

73:30

VÖ: 16. Juni 2003

Label: Roadrunner Records

Hompage: http://www.typeonegative.net

Unter www.roadrunnerrecords.de findet ihr die Songs “The Dream Is Dead” und “I Don’t Wanna Be Me” vom aktuellen Album “Life Is Killing Me” als free MP3.

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