Statt einer lieblos gebrannten CD-R flattert TRIST als edles Digipack auf den Rezensentenschreibtisch. Karges Grau wird mit einzelnen schlichten Skizzen belebt, dazu gesellt sich die interessante Benennung der einzelnen CDs in Hin und Fort. Auch dass hierbei Hin nur aus einem einzelnen, überlangen Track besteht, lässt erahnen, dass TRIST wohl kaum leicht konsumierbare Dutzendware bietet. Dementsprechend mag man auch nicht daran glauben, dass Tristan mit TRIST eine schwarzmetallische Weiterführung der auf Eis liegenden LUNAR AURORA bietet.
Beide Vermutungen werden schon nach wenigen Minuten Hin – Fort bestätigt. Keine der Scheiben bietet leicht verdauliches Material und mit Black Metal hat dieses Werk ebenfalls so ziemlich gar nichts zu tun, wenn man mal von der herrschenden Düsteratmosphäre absieht. Wie schon andere Schwarzmetaller vor ihm – man denke an die post-schwarzmetallischen Phasen von MORTIIS oder BURZUM – zieht es TRIST in kalte Ambient-Gefilde, in denen Geräusche herrschen statt musikalisch klar erfassbarer Melodien. So rauscht Hin denn vor sich her, lässt nach etwa 14 Minuten einige Worte zu, später eine kurze Raserei, dann wieder Soundkollagen, die nach fast vierzig Minuten mit kryptischen Botschaften à la And so we go into space – If you resist becoming a space creature, it`s gonna hurt aufwarten.
Die Vermutung, dass Fort die andere Seite des Januskopfes darstellt und somit ein krasses Gegenstück zu Hin, bewahrheitet sich nicht. Trotz Aufteilung in sieben verschiedene Tracks – hier von Songs zu sprechen wäre übertrieben – bietet auch Fort eher modernes Sounddesign als nachvollziehbare Strukturen. Unter den Wolken könnte beinahe als Soundtest für die Surroundanlage hinhalten, während in den anderen Songs einige filmartige Samples zum Einsatz kommen. Hilfe erinnert so entfernt an die Stimmung in Blade, während Licht aus und Nachtflug eher Horrorfilm-artige Beklemmung auslösen. An der kalten, verlassenen Stimmung ändert auch das liebliche Klavier im abschließenden Fort nichts…
Insgesamt ist TRIST somit eher etwas für Geräuschkulissen-Fanatiker. Wirklich radikal Neues auf dem Ambient-Gebiet bietet Hin Fort zwar nicht und Wandelbarkeit in den Soundlandschaften sucht man ebenfalls vergebens. Wer jedoch bald mal einen unheimlichen Film in einer verlassenen U-Bahnstation oder über die Kälte des Alls drehen möchte, sollte vor eigenen Kompositionsversuchen TRIST mal antesten…
Veröffentlichungstermin: 05.05.2007
Spielzeit: 119:57 Min.
Line-Up:
Tristan (LUNAR AURORA): alle Instrumente, Gesang
Label: Cold Dimensions
Homepage: http://www.myspace.com/tristambient
Tracklist:
Disc 1
1. Hin
Disc 2
1. (Keine) Angst
2. Unter Den Wolken
3. Hilfe
4. Schlaflos
5. Licht Aus
6. Nachtflug
7. Fort