THE LIVING ROOM: Times like lakes

Wie sagt man einer Band, dass sie noch mal in den Proberaum gehen soll, ohne gleich beim nächsten Weihnachtsmarktbesuch in Bremen im Bleikeller eingekerkert zu werden?

Wie sagt man einer Band, dass sie noch mal in den Proberaum gehen soll, ohne gleich der böse Hippie-Onkel zu sein und beim nächsten Weihnachtsmarktbesuch in Bremen im Bleikeller eingekerkert zu werden? Denn das, was mir das Infoblatt verspricht, finde ich hier nicht. Zumal es bereits der zweite Output ist, drei Songs des Erstlings Chambers haben es mit auf dieses Album geschafft.

Der Sechser aus der Hansestadt hat sich dem frühen Kraut- und Psychedelic-Rock verschrieben, nennt selbst AMON DÜLL 2 als Wegweiser. Das ist gar nicht mal falsch, deren verspielten Hippiesound mit leichten Folkklängen scheinen THE LIVING ROOM gern und oft zu hören, ebenso Bands wie GROBSCHNITT, JANE oder NEKTAR. Man ist hörbar auf dem richtigen Weg, versteht diese Musik und bemüht sich mit hörbarer Spielfreude, diese umzusetzen. Die Ideen, Atmosphäre und Leidenschaft sind da. Nur kann man dies noch nicht greifbar wiedergeben. Der Gesang klingt durchaus nach Flower-Power-Mädchen mit Gänseblümchen im Haar, schöne Ideen und Melodien inklusive. Nur liegt er über weite Strecken daneben wie ein Kernkraftwerk neben einem Bio-Bauernhof. Auch den Herren an den sechs Saiten sollte man bewusst machen, dass man nicht jede Sekunde eines Liedes mit Melodiegezirpe veredeln muss, wenn die Töne regelmäßig daneben gehen oder sich die Melodien zu sehr ähneln. Da fehlt eindeutig noch Reife, die man sich aber sicher erspielen kann. Beim Instrumental Rising dawn überraschen sie dann doch mal mit abgepfiffenen psychedelischen Spinnereien, die aber doch irgendwann im disharmonischem Chaos enden. Hier wird auch deutlich, dass das Fundament bei THE LIVING ROOM Keyboards und Drums sind, die gemeinsam die Songs zusammen halten und ihnen eine Linie geben. Denn wie gesagt, was man für diesen Sound braucht, ist da. Vergleicht man aber Times like lakes mit den Vorbildern, die der Weser gleich große Klangwelten durch die Zeit fließen ließen, dann ist diese Scheibe nur ein kleiner Froschteich in der Wesermarsch.

Also noch mal ab in den Proberaum, hört euch die alten Helden noch mal genauer an oder greift zu aktuelleren Bands wie COLOUR HAZE, MY SLEEPING KARMA oder für die blumigen Hippiesounds zum coolen SKYRON ORCHESTRA. Dann lass ich mich vom nächsten Album gern positiv überraschen.

Veröffentlichungstermin: 28.03.2009

Spielzeit: 49:03 Min.

Line-Up:
Anke Schattefor: Vocals, Flöte
Golbarg Zolfaghari: Vocals, Organ
Dennis Busch: Guitar, Sitar; Vocals
Kai Becker: Guitar, Soundeffects
Dominic Schattefor: Bass
Michael Eßfeld: Drums

Produziert von The Living Room
Label: Trip In Time/World In Sound
MySpace: http://www.myspace.com/thelivingroom6

Tracklist:
1. Intro
2. Orange plastic
3. Times like lakes
4. Morning light
5. Rising dawn
6. Far behind
7. Cloud song
8. Last song
9. Acid comes
10. Velvet shadows
11. Inside
12. Just a little song

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