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THE BUNNY THE BEAR: If You Don’t Have Anything Nice To Say…

Zwischen Disco, Pop und Metalcore. Originell, aber sicherlich nicht für jeden geeignet.

Dass Hasen nicht die süßen, unschuldigen Knuddeltiere sind, die am liebsten den ganzen Tag gestreichelt werden wollen, wissen wir spätestens seit “Watership Down”. Und von Bären brauchen wir gar nicht erst anfangen, die waren schon immer bedrohlich. Dementsprechend vorsichtig sollte über THE BUNNY THE BEAR gesprochen werden, besonders wenn es gerade keine netten Worte zu verlieren gibt. Mit gemeinen Zungen machen die sechs Amerikaner nämlich kurzen Prozess, wie dem comichaften Artwork zu entnehmen ist.

Aber im Ernst, so willkürlich der Bandname gewählt sein mag, THE BUNNY THE BEAR errichten daraus ein halbwegs nachvollziehbares Grundgerüst, indem sie ihre beiden Sänger dem jeweiligen Patentier zuordnen. Der Bär, Chris Hutka, ist natürlich der brutale Knochenbrecher, dessen Growls schon im platten Moshintro “Prelude To Pregnancy” in die Magengrube treffen. Matthew Tybor, in der Rolle des Hasen, hat schließlich nicht nur den deutlich größeren Gesangsanteil, sondern füllt seine Parts mit einer warmen und zerbrechlichen Stimme, die in höheren Stimmlagen wie bei “Aisle” oder dem Hit “Path” auch mal feminine Züge annimmt.

THE BUNNY THE BEAR nehmen in einer ungewöhnlichen Nische Platz

Bis hierhin mag sich “If You Don’t Have Anything Nice To Say…” wie ein traditionelles Metalcore-Album anfühlen und ich muss zugeben, dass dies auch mein erster Gedanke war. Während der Metalcore einerseits durchaus als Fundament für den eigenwilligen Stil von THE BUNNY THE BEAR dient, hat das Sextett jedoch einen davon emanzipierten Ansatz gewählt, mit dem uninspirierten Schwedengeriffe vieler Kollegen folglich kaum mehr etwas gemein. “Ocean Floor”, “Lust Touch Seed”, das naiv-verträumte “C’est Pas Si Loin” sowie das tanzbare “It’s A Long Way From The Esophagus To The Ovaries” setzen vermehrt auf Keyboards und clubtaugliche Synthesizer, die zusammen mit vereinzelten Beats und dem feinen Klargesang von Matthew Tybor eine ungewöhnliche Nische zwischen Pop, Disco und Metalcore-Hintergrund einnehmen.

Allein durch die Aufnahme dieser stilfremden Dance- / Trance-Elemente werden THE BUNNY THE BEAR vermutlich einen schweren Stand in der Szene haben. Anders als etwa bei HORSE THE BAND, die selbst mit Synthesizern und Retro-Sounds arbeiten, steht die Clubtauglichkeit auf “If You Don’t Have Anything Nice To Say…” deutlich im Vordergrund. Eine Folge davon ist aber auch, dass die Platte mit einem ordentlichen Maß an Originalität punkten kann. Während es sicherlich einige Durchläufe benötigt, um mit diesem mutigen Ansatz warm zu werden, finden THE BUNNY THE BEAR letzten Endes doch die richtige Balance aus Pop-Appeal und dreckigen Metalcore-Shouts.

Im Langzeittest fallen die Schwächen von “If You Don’t Have Anything Nice To Say…” auf

So sehr ich von der Experimentierfreudigkeit der Musiker angetan bin, so schwer fällt es, über die derzeit noch zu präsenten Schwächen im Gesamtkosntrukt hinweg zu sehen. Die Kombo hat zwar ihre Marschrichtung nun gefunden, innerhalb dieser gibt es aber sicherlich noch mehr zu entdecken, als sie uns hier zeigt. Gerade im Langzeittest fallen die sich stark ähnelnden Melodiebögen auf, die vor allem den Gesang ein ums andere Mal durchziehen. Stellenweise wirken die Arrangements auf “If You Don’t Have Anything Nice To Say…” überfrachtet, die omnipräsenten Synthies wie Spielereien, die vom eigentlichen Kern ablenken. In diesem Bereich können THE BUNNY THE BEAR sicherlich noch zulegen. Wenn sich nach 41 Minuten schließlich Bär und Has’ gute Nacht sagen, bleibt dennoch ein ordentlicher Eindruck zurück, welcher lediglich mehr Abwechslung vertragen hätte – oder vielleicht auch nicht, ich hänge schließlich an meiner Zunge.

Veröffentlichungstermin: 01.07.2011

Spielzeit: 41:13 Min.

Line-Up:
Matthew Tybor (The Bunny) – Vocals
Chris Hutka (The Bear) – Vocals
Erik Kogut – Guitars
Amber Kogut – Guitars
Derek Anthony – Bass
Brian Dietz – Drums

Produziert von Doug White
Label: Victory Records

Homepage: http://www.thebunnythebear.com

THE BUNNY THE BEAR “If You Don’t Have Anything Nice To Say…” Tracklist

01. Prelude To Pregancy
02. Aisle (Video bei YouTube)
03. Ocean Floor (Video bei YouTube)
04. C’est Pas Si Loin (Video bei YouTube)
05. It’s a Long Way From The Esophagus To The Ovaries
06. Lust Touch Seed
07. 396.17
08. Rough Eyes
09. Sympathy For The Queen Of Lies
10. Alley
11. Path

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