Als sich THE ALMIGHTY anno 1996 auflösten, bereitete mir das Ende besagter Bande zwar nicht eben die sprichwörtlichen schlaflosen Nächte des eingefleischten Fans, der gerade seinen persönliches emotionales Waterloo durchlebte, aber schade war es schon. Und zwar deshalb, weil sie zu den wenigen britischen Bands jüngeren Datums gehörten, die eigenes Profil UND stete Weiterentwicklung unter einen Hut brachten. Sicher, die Familienbande Ricky Warwicks, des Gitarristen der Band, mit der damaligen MTV-Moderatorin Vanessa Warwick sorgten für mehr Hype, als es der Band an sich gut tun konnte, aber nichtsdestotrotz zählten die Briten zu den gehaltvolleren Bands ihrer Heimat und der Haarspray und Sleaze Rock-Ära insgesamt.
Der ganz große Durchbruch blieb ihnen dabei trotz kräftiger Unterstützung seitens „Headbanger’s Ball“ verwehrt, und so war es denn doch eine kleine Überraschung, dass ausgerechnet THE ALMIGHTY anno 2000 ihre Wiederkehr bekannt gaben. Das selbstbetitelte Reunion-Album bot ausgewogene Kost: typischer ALMIGHTY-Rock, der eher an die frühen denn an die Tage vor der einstweiligen Abkehr der Band erinnerte, dabei aber einen Hauch melodischer und gemächlicher war.
THE ALMIGHTY punkten mit ausgereiftem Songwriting
Schon der Opener ‚Galvanize‘ deutet an, wo es auf „Psycho Narco“ weiter geht: Die Grundrichtung des Vorgängers wurde beibehalten, das Marschtempo indes erhöht. Erstaunlich, wie frisch und unverbraucht die Band auf diesem Album klingt. Sie rotzen ihre Mischung aus Metal, Hard Rock und Punk runter, als hätten sie erst gestern die Garage in Richtung professionelles Tonstudio verlassen. Zumindest hinsichtlich ihrer energiegeladenen Performance.
In puncto Songwriting sind die Herren natürlich mitsamt ihres Alters gereift, und schütteln locker und lässig Unmengen kleiner, feiner Hooks aus dem Ärmel, die im Langzeitgedächtnis vor Anker gehen. Tja, leider hat das Alter auch ein paar andere, weniger angenehme Nebenwirkungen. Wären Warwick und Co. ein paar Jährchen jünger und hätten Spaß daran, einen auf pubertierende Äffchen zu machen, könnten BLINK-182, SUM 41 und wie die ganzen hippen Rotzlöffel heißen, einpacken und der Welt ihre unsäglich „lustigen“ Songeskapaden ersparen. Schade, dass die Erwachsenenspielart des Punk Rock, die THE ALMIGHTY auf ‚Psycho Narco‘ gelegentlich gar in Vollendung inszenieren, wohl kaum die Charts von unten aufrollen wird.
Bei THE ALMIGHTY wird das „Punk“ im Punk Rock noch großgeschrieben
Das anfangs recht balladeske ‚Waiting for Earthquakes‘ hätte es allemal verdient, und wären Optik und Image im Musikbusiness heutzutage nicht der Großteil der Miete, die man für ein bisschen Ruhm hinblättern muss, wäre die Heavy Rotation längst gebongt. By the way: Klang Ricky Warwick schon immer so nach SOCIAL DISTORTIONs Mike Ness? Ist mir früher nie aufgefallen. Mag aber auch daran liegen, dass bei Songs wie ‚Blowout Kit for the Underdog‘ das Punk in Punk Rock verdammt großgeschrieben wird. Steht ihnen gut, das…
Veröffentlichungstermin: 22.10.2001
Spielzeit: 45:45 Min.
Line-Up:
Ricky Warwick- vocals/guitar
Stumpy – drums/percussion
Nick Parsons – guitar/vocals
Gav Gray – bass
Label: Sanctuary Records
THE ALMIGHTSY „Psycho-Narco“ Tracklist
- Galvanize
- 427 Freak Horsepower
- Ruse
- Soul on a Roll
- Begging
- Hate The World
- Waiting for Earthquakes
- If I Knew What I Wanted
- 7x
- Big Idea Idiot
- Mondo Balordo
- Blowout Kit for the Underdog
- Witness Relocation Programme
- Million Times Nothing