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SWITCHBLADE: Switchblade 2009

Tonnenschwerer, extremster Doom, ein wahrer Spießrutenlauf des Leides.

Man sagt, im Alter werden die Menschen gelassener und ruhiger. Ich glaube jedoch, im Alter wird man viel mehr verbittert und zynisch. Da wird das gesammelte Wissen des ganzen Lebens als einzige Waffe gegen alles Schöne und Gute genutzt und verdeutlicht den Generationskonflikt auf brutale Art und Weise. SWITCHBLADE sind so ein Beispiel für zunehmenden Nihilismus, Pessimismus und Zynismus. Die Schweden, die noch vor sechs Jahren eine bedrohliche und böse Version von ISIS und CULT OF LUNA darstellten, sind mit ihrem Album von 2006 bereits ins Doom-Genre hinüber geglitten und festigen sich mit ihrem neuen Werk in dieser Nische. Das Artwork verdeutlicht die Ausrichtung von Switchblade 2009. Der Hörer wird geleitet von drei schwach flackernden Kerzen. Das einzige Licht in dieser fünfzigminütigen Welt aus purer Finsternis.

Die Hardcore-Vergangenheit von SWITCHBLADE wird höchstens in einzelnen Riffs deutlich, die nach wie vor noisig und wild sind, aber die Geschwindigkeit ist ganz am Boden angelangt. Langsamer und extremer sind nichtmal MOSS. Die drei Teile, die dieses Album bilden bestehen teilweise nur aus stehenden Tönen, dann raffen sich SWITCHBLADE wieder ein wenig auf, kriechen dahin, leiden, hassen, spüren, brechen wieder zusammen. Das ist pure, tonnenschwere Agonie, so wie sie ansonsten nur KHANATE beherrscht haben. Eine Metapher für die letzten Züge der Menschheit, die vor sich hin vegetiert, sich wieder blutige Schlachten liefert, bereits am Boden ist, hörbar nicht mehr viel Zeit hat, und dann aber doch urplötzlich zu Ende ist.

Die Riffs, die sich aus krachenden Röhrenamps heraus winden leiten den Weg durch dieses Martyrium, das Drumming von Tim Bertilsson erinnert schwer an Tim Wyskydias Spiel bei KHANATE, ist unberechenbar und intuitiv. Neben den Gitarren dröhnt auch der Bass erbarmungslos und ist wie der Rest in ein unpoliertes, raues Gewand gepackt, das laut und ungeheuerlich wuchtig den Hörer umbläst und so wirkt, als würde man einer der unsagbar intensiven Livezeremonien der drei Musiker beiwohnen. Besonders gelungen ist das markerschütternde Geschrei, das so in den Hintergrund gemischt wurde, dass es wie ein leises Flüstern erscheinen könnte. In Wirklichkeit aber hinterlässt es den Eindruck, als würde Anders Steen im anderen Ende des Raumes stehen und versucht durch die Übermacht an Instrumenten hindurch zu schreien, so lange bis sein Kehlkopf auseinander platzt.

Die Schweden SWITCHBLADE haben mit ihrem inzwischen fünften Album einen Spießrutenlauf des Leides parat und peinigen den Hörer, wo sie nur können, allerdings auch um ihn und sich selbst rituell zu reinigen. Switchblade 2009 ist ein gewaltiges Album, ein großes, untrennbares Ganzes, eine Manifestation der Zerstörung in drei Akten. Das ist garantiert nichts für Frohnaturen und Schöngeister. Aber wer völlig kaputt ist, der wird dieses Album lieben. Und hiermit habe ich mich geoutet.

Veröffentlichungstermin: 9. September 2009

Spielzeit: 49:13 Min.

Line-Up:
Anders Steen – Bass, Vocals
Johan Folkesson – Guitar, Piano, Organ
Tim Bertilsson – Drums

Produziert von SWITCHBLADE
Label: Trust No One Recordings

Homepage: http://www.switchblade.se

MySpace: http://www.myspace.com/switchblade

Tracklist:
Part I
Part II
Part III

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