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SVNTH: Pink Noise Youth

Keine Post Black Metal-Offenbarung, aber ein solides Album mit angenehmer eingestreuter Härte: SVNTH zelebrieren die „Pink Noise Youth“ mit Sentimentalität, Melancholie und Wut.

Gleich zu Beginn brechen SVNTH mit den Erwartungen: „Pink Noise Youth“ kommt optisch in ebenjener angesagter Neonästhetik daher, die es der Titel verspricht. Das Intro „Inhale“ beginnt dann überraschend mit indischer Sitar und verströmt ein eher wenig urbanes Feeling. Und es Bedarf einer weiteren kleinen Gewöhnung: SVNTH, die bis 2020 unter dem Namen SEVENTH GENOCIDE agierten, schmeißen viel Ballast über Bord. Der erste Teil ihrer Farben-Trilogie „Spring In Blue“ hatte genau einen Song unter zehn Minuten, nun pendelt sich die italienische Formation auf viereinhalb Minuten ein.

Unkonventionelle Instrumente, verknappte Songs: SVNTH gehen auf „Pink Noise Youth“ neue Wege.

Dieser Fokus auf eher klassische Songstrukturen steht SVNTH allerdings gut. Gleichzeitig stoppt das die Band nicht, zwischen den Genres zu operieren; im Gegenteil: Mit fast schon unverschämter Selbstverständlichkeit startet „Cinnamon Moon“ als Post Black Metal-Stück, baut auf einen Shoegaze-Chorus und fährt gegen Ende in ein melancholisches Finale zwischen Post Rock und Wave. Natürlich, originell ist das nicht gerade, aber SVNTH beherrschen Spannungsbögen und bringen den Herzschmerz authentisch rüber. Auch „Elephant“ spielt erfolgreich auf dieser Klaviatur: sehnsüchtige Leadgitarren, Laut-Leise-Dynamik, eine spürbare Verwandtschaft zur Sentimentalität von KLIMT 1918, ausgiebiges Hingeben an Melancholie, ohne in Längen abzudriften.

Diese Rezeptur wirkt deshalb frisch, weil SVNTH auch eine andere Seite haben und auf „Pink Noise Youth“ zwischendurch die Zähne zeigen. „Narrow, Narrow“ und „Winter Blues“ lassen Einsprengsel von Hardcore zu – kleine, wütende D-Beats lockern das Klangbild auf und präsentieren eine etwas wütendere Seite der Band. Auch das Instrumental „Exhale“ tut „Pink Noise Youth“ gut: Es blickt augenzwinkernd zum Goth-Western von FIELDS OF THE NEPHILIM und fährt am Ende eine bedrückende Riffwand auf. Dazwischen steht viel postpunkige und shoegazige Melancholie: „Perfume“ ist als Albumhit schon recht zahm, ebenso wie „Nairoby Lullaby“, das eigentlich schon was für Indiediscos ist.

„Pink Noise Youth“ baut auf Abwechslung: SVNTH lassen viel, aber manchmal auch etwas zu viel in den Songs passieren.

Es gibt viel auf „Pink Noise Youth“ zu entdecken, und es passiert dank mutiger Arrangements und groß gedachter Instrumentierung mehr in diesen acht Songs, als es zunächst den Anschein macht. Deshalb gehen die Songs auch nicht sofort zuckrig ins Ohr; aktives Hören und dranbleiben ist gefragt. Allerdings fügen sich nicht alle Instrumente gleich gut ins Soundbild ein: Die Sitar ist nicht überall passend untergebracht, und Genrekollegen wie DEAFHEAVEN und NOCTAMBULIST hatten heuer die bisher intensiveren Alben vorliegen. Dennoch: SVNTH haben mit „Pink Noise Youth“ ein emotionales, stimmiges und vielseitiges Album geschrieben, das mitreißende Momente und mit seinen Einflüssen aus Hardcore eine gewisse Eigenständigkeit hat, die die Sentimentalität ein wenig abmildert. „Pink Noise Youth“ fühlt sich somit wie Erinnerungefetzen aus der längst vergangenen Jugend an, alle Emotionen und Leidenschaften sind da, aber emotional lässt sich nicht immer andocken.

Wertung: 6 von 8 Nostalgiefragmente

VÖ: 18. April 2025

Spielzeit: 37:14

Line-Up:
Rodolfo Ciuffo – Bass, Vocals, Guitars, Sitar, Keyboards, Orchestrations, Fretless Bass
Valerio Primo – Cymbals, Tambourine, Tympani, Vocals (backing), Shaker
Alessandro Canzoneri – Drums
Alessandro De Falco – Guitars, Vocals (backing), Vibraslap

Label: These Hands Melt

SVNTH „Pink Noise Youth“ Tracklist:

1. Inhale
2. Cinnamon Moon (Official Audio bei Youtube)
3. Perfume (Official Video bei Youtube)
4. Elephant
5. Narrow, Narrow (Official Video bei Youtube) https://youtu.be/RgApgtkh0CE?si=zc8OWSjvz0OooEMe
6. Exhale
7. Winter Blues
8. Nairoby Lullaby

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