STENDAL BLAST: Fette Beute

STENDAL BLAST ist es auf "Fette Beute" gelungen, eine Vielschichtigkeit und Unberechenbarkeit auf Platte zu bannen, auf die selbst der perfide Oberschurke Blofeld neidisch sein dürfte. Ihr habt hiermit von mir die Lizenz zum Kauf.

Ein wenig verhält es sich mit „Fette Beute“, dem aktuellen Album von STENDAL BLAST, wie mit diesen Geheimkoffern in den guten alten James Bond-Filmen: Was oberflächlich betrachtet unspektakulär und unauffällig daherkommt, offenbart sich als Täuschung mit doppeltem Boden und sich darunter verbergenden Geheimnissen und Schätzen. Geschickt entziehen sich die Herren Hoyda, Lottes und Devkar der Festsetzung auf eine bei ihrer Kreativität wie ein Gefängnis anmutende Stilrichtung. Electro, EBM, Gothic, Rock und einiges mehr findet Eingang in die Musik von STENDAL BLAST. Und um den James Bond-Vergleich ein letztes Mal zu strapazieren: Ähnlich, wie es dem Geheimagenten im Dienste Ihrer Majestät gelingt, bei allem Mord und Totschlag noch Zeit für einen süffisanten, coolen Spruch zu haben, schaffen STENDAL BLAST das Kunststück, bei all der beklemmenden Atmosphäre synthetischer Finsterklänge ihre Musik und ihre Texte mit einer gehörigen Prise Humor zu würzen, der Selbstironie und sanfter Spott gegenüber den sonst so verkrampft ernsten Miesmuscheln in der Gothicszene zugleich ist. Man kann sich nie ganz sicher sein, was die Jungs nun ernst meinen und was nicht. Ein recht eindeutiger Fall ist da noch der Opener und Titeltrack, der zu schleppenden Beats den augenzwinkernden Stinkefinger gen Himmel und Hölle reckt…und doch meint man dahinter ein Schwanken zwischen Verzweiflung und von Lebenslust angetriebenem Trotz auszumachen, das Sich-Bewusstwerden der eigenen Ohnmacht angesichts übergeordneter Mächte und zugleich die Behauptung der Selbstverantwortlichkeit und Freiheit im Rahmen des Menschlichen. „Wanze“ hingegen stellt die EBM-Version des wohl allseits bekannten Kinderliedes dar, die durch den übertriebenen Ernst und den martialischen Gesang als Parodie auf textlich flache Electrolurchis gewertet werden kann. Dem gegenüber stehen ernste, nachdenkliche und vielschichtige – dadurch auch zunächst unauffälligere – Songs wie das treibende, von Gitarren unterstützte „Der Pyromane“, das durchaus auch OOMPH! zur Ehre gereichen würde, oder „Was ist die Richtung?“, in dem all die Alltäglichkeiten aufgelistet und aufgerechnet werden, die man gedankenlos jeden Tag hinter sich bringt, um so nach und nach in eine unsignifikante 08/15-Existenz hinabzugleiten. Das von der Single her bekannte „Nur ein Tag“ wiederum integriert die warme Stimme von DEINE LAKAIEN-Sänger Alexander Veljanov in die kalte Maschinenwelt der elektronischen Klänge, während „Nimm mich mit“ mit seiner Verquickung von Gitarrenarpeggios und tanzbaren Beats an APOLLO 440 erinnert. STENDAL BLAST ist es auf „Fette Beute“ gelungen, eine Vielschichtigkeit und Unberechenbarkeit auf Platte zu bannen, auf die selbst der perfide Oberschurke Blofeld neidisch sein dürfte. Ihr habt hiermit von mir die Lizenz zum Kauf.

Spielzeit: 52:38 Min.

Line-Up:
Bernhard Lottes

Valek Devkar

Kaaja Hoyda

Produziert von Kaaja Hoyda & Markus Seiler
Label: Moonstorm/EFA

Homepage: http://www.stendalblast.de

Email: kaaja@stendalblast.de

Tracklist:
Fette Beute

Ohne Gnade

Nur ein Tag

Was ist die Richtung?

Sind so kleine Hände

Wanze

Der Pyromane

Nimm mich mit

Keine Ahnung

Halt mich fest

Hinter den Fenstern

Abgesang

Adieu

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