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SOLEFALD: Norrøn Livskunst

Humor, Ironie, Ideenreichtum und spielerisches Können vereint – aber leider ist das nicht ausreichend um eine von vorne bis hinten gute Avant-Black Metal-Platte zu präsentieren.

Die waren doch mal weniger folkig, oder? Mehr Avantgarde, Neonism und Pills Against Ageless Ills? Egal, auch SOLEFALD haben das Recht zu tun, was sie wollen. Und überraschend ist das alles eigentlich eh nicht, da Lars Nedland, einer der beiden Verantwortlichen hinter SOLEFALD, bei BORGNAGAR an den Tasten für Atmosphäre sorgt. Eine gewisse Verbundenheit zwischen beiden Bands aufzuspüren ist nicht nur möglich, sie trifft dich bereits mit dem Vorschlaghammer der Erkenntnis mitten ins Gesicht. Fast zehn Jahre, nach meinem letzten Kontakt mit SOLEFALD haben sich die beiden Musiker inzwischen in Wikingeroutfits geschmissen und präsentieren so etwas wie eine schräge Drogenversion von ENSLAVED und BORGNAGAR. Mit epischen Momenten, grimmigem Semi-Black Metal, der mit Hammondorgeln verwässert wird und krautigem Progressive Rock gehen die beiden Norweger in die erste Schlacht seit Black For Death vor vier Jahren.

Der erste Eindruck von Norrøn Livskunst ist eher ernüchternd. Ideen en masse, aber keine wirklich klare Linie. Ungefiltert auf den Hörer einprasselnde Einfälle, ungestüm, wie die berühmte Wikingerhorde auf dem Festland. Und auch bei mehrmaligem Konsum von SOLEFALDs neuestem Streich verbessert sich diese Wahrnehmung nicht sehr. Gerade die heftigen Momente des Albums wirken austauschbar und könnten auch von anderen Bands stammen, vielleicht nicht gerade von Pagan-Teeniebands, aber auch nicht von der Elite, allein schon wegen dem etwas übertriebenen, heroischen Cleangesang. Das alles gipfelt in Tittentattenteksti, bei dem Gastsängerin Agnete Kjølsrud – die sonst nur im Background zu hören ist – einen hysterischen Auftritt als Leadsängerin hat und uns ziemlich auf die Nerven geht, was auch durch den epischen Chorus nicht abgemildert werden kann.

Auch trotz eher durchschnittlichem Material wie Song Til Stormen, Stridsljod (Blackabilly), Raudedauden und Waves Over Vallhalla (An Icelandic Odyssey, Part 3), gibt es Momente, die beweisen, dass SOLEFALD genial sein können, wenn sie es nur wollen. Vitets Vidd I Verdi ist wie ein bizarrer, altertümlicher Karneval im Metalkleid, Hugferdi ist als grimmigstes Stück von Norrøn Livskunst sehr intensiv und weist viele dynamische Wechsel auf. Die Sternstunde des Albums ist allerdings das knapp zehnminütige, sehr progressive und mit schönen Saxophoneinlagen versehen Eukalytustreet, das relativ ruhig ist, aber gerade deshalb viel Tiefe und Wärme beinhaltet. Wären alle zehn Songs von diesem Kaliber, würde man sich um SOLEFALD keine Sorgen machen müssen.

Gut, sich um SOLEFALD sorgen zu müssen wäre etwas übertrieben, denn das verrückte Duo vereint mittels trockenen Humor, großzügig eingesetzter Ironie,nicht unerheblichen Ideenreichtum und spielerischen Können viele wichtige Kriterien um gute Songs zu schreiben. Zwar ist das auf Norrøn Livskunst nicht so einwandfrei gelungen wie früher, auch durch die Wende zum folkigen Black Metal hin, aber ein paar Sternstunden hat das gescheite Gespann trotzdem hingekriegt. Wer ENSLAVED und BORGNAGAR liebt, gerne aber etwas mehr Lockerheit und Witz in der Musik sucht, darf reinhören. Ob man hier so tief eintauchen kann, wie in die Alben ihrer Kollegen steht aber auf einem anderen Blatt.

Veröffentlichungstermin: 19. November 2010

Spielzeit: 54:01 Min.

Line-Up:

Lazare – Vocals, Synthesizer, Electronic Beats, Drums, Percussion Cornelius – Vocals, Guitar, Bass

Produziert von SOLEFALD
Label: Indie Recordings

Homepage: http://www.solefald.no

MySpace: http://www.myspace.com/solefaldofficial

Tracklist:

1. Song Til Stormen
2. Norrøn Livskunst
3. Tittentattenteksti
4. Stridsljod (Blackabilly)
5. Eukalyptustreet
6. Raudedauden
7. Vitets Vidd I Verdi
8. Haugferdi
9. Waves Over Vallhalla (An Icelandic Odyssey, Part 3)
10. Til Heimen Yver Havet

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