SISTER: Hated

SISTER sind der ideale Ansprechpartner, um sich die Nichtigkeiten des Alltags von der Seele zu kotzen.

Wie oft hast du dir schon um des Anstands Willen auf die Zunge gebissen und den Ärger geschluckt, anstatt ihn aus dir herauszubrüllen? Sei es der arrogante Vorgesetzte, der peinliche Kommilitone in der Uni, der dreiste Fahrgast in der U-Bahn, oder der betrunkene Prolet vor dir beim Metalkonzert – jedes Mal hast du an das Gute im Menschen geglaubt und bist dem offenen Konflikt aus dem Weg gegangen. Aber nicht mit SISTER. Wo du selbst zu weich warst, packen SISTER einen solchen Kandidaten am Kragen und befördern ihn in hohem Bogen durch das nächste Billy-Regal. Die Schweden lassen sich nicht ans Bein pinkeln, treten für ihre Meinung energisch ein und kümmern sich nicht um das Echo aus der unmittelbaren Peripherie. Das macht sie vielleicht nicht in allen Augen außerordentlich beliebt, aber sie sind der ideale Ansprechpartner, um sich die Nichtigkeiten des Alltags von der Seele zu kotzen.

“Hated” ist ein offenes und direktes Album

“Hated” ist simpel und unkompliziert, das mag richtig sein. Aber es ist auch ein offenes und direktes Album, ein rotziges und freches. Der Sleaze Rock des Quartetts ist in etwa so anspruchsvoll wie die Texte von “Bullshit & Backstabbing” oder “Motherfuckers (Like You)” blumig und literarisch wertvoll. Aber ehrlich gesagt macht doch genau das den Reiz von SISTER aus. Knapp 40 Minuten abschalten und zu potenziellen Hits wie dem rockigen “Werewolves On Blackstreet”, “The Unlucky Minority” und “Body Blow” die Sau rauslassen. Das ist in unregelmäßigen Abständen ungemein befriedigend, zugleich jedoch – und hier kommt der Haken – das einzig Nennenswerte am sonst oberflächlichen “Hated”.

SISTER behalten ihre Aggro-Attitüde auch im Studio bei

Die Riffs von Gitarrist Lestat ähneln sich mit zunehmender Spielzeit immer deutlicher, eine Abkehr vom bewährten Strophe-Refrain-Strophe-Schema fällt SISTER im Traum nicht ein. Die dreckige Ballade “Would You Love A Creature”, die von Jamies rauem Gesang lebt, ist in punkto Abwechslung bereits das Höchste der Gefühle. Dank der ungeschliffenen Produktion konnten SISTER die ihnen innewohnende Aggro-Attitüde immerhin auf das Studiowerk retten, weshalb “Hated” den primären Zweck des unkontrollierten Aggressionsabbaus anstandslos erledigt. Für mehr reicht es nicht, für mehr soll es auch gar nicht reichen. Immerhin sind SISTER in diesem Punkt genauso konsequent und ehrlich wie bei allen anderen Aspekten des Albums.

Veröffentlichungstermin: 06.06.2011

Spielzeit: 37:47 Min.

Line-Up:
Jamie – Vocals
Lestat – Guitar, Backing Vocals
Rikki – Bass, Backing Vocals
Cari – Drums, Backing Vocals

Produziert von Tobias Lindell
Label: Metal Blade

Homepage: http://www.sisteronline.net

SISTER “Hated” Tracklist

01. Radioactive Misery
02. Body Blow
03. Bullshit & Backstabbing (Video bei YouTube)
04. Hated (Audio bei YouTube)
05. Motherfuckers (Like You)
06. Werewolves On Blackstreet
07. Spit On Me
08. The Unlucky Minority (Video bei YouTube)
09. Would You Love A Creature
10. Too Bad For You
11. Drag Me To The Grave

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