SIDEBLAST: Flight of a Moth

1A Adrenalinkick.

Krutzifix, sagt hier der Bayer tonlos. Das ist durchaus bewundernd gemeint, denn was die Südfranzosen SIDEBLAST auf ihrem Debütalbum bieten, ist schlicht und ergreifend beeindruckend. Völlig irre prügelt das Quartett durch 45 Minuten, die man nicht so schnell vergessen wird. Und das obwohl sicherlich nicht viel nach dem ersten Hören hängen bleibt. Das klingt paradox, ist es aber nicht. Denn SIDEBLAST bleiben in Erinnerung als irrwitzige musikalische Erfahrung, als Mischung aus nuklearem Terroranschlag und Zyklon.

Ich übertreibe? Nein. Denn die unorthodoxe Herangehensweise und das Ideenreichtum von STRAPPING YOUNG LAD wird auf Flight of a Moth mit der Brutalität und Wut von ROTTEN SOUND gekreuzt. Darüber wird hier und da eine Glasur aus modernem Black Metal gelegt, bei der am ehesten die rasanten Teile von DARK FORTRESS als Anhaltspunkt genommen werden können. Und manchmal kommt auch die Nachbarschaft zu GOJIRA durch. Dennoch klingen SIDEBLAST fast immer eigenständig, spielen ihre Mischung unverkrampft aus dem Bauch heraus, lassen sich auf gut deutsch gesagt am Arsch lecken. Dadurch kann man sich als Hörer der Musik auch nur schwer entziehen, die zehn Songs reißen gnadenlos mit.

Der Band gelingt das Kunststück gleichermaßen unnahbar als auch catchy zu sein. Bevor man Flight of a Moth verinnerlicht hat, vergeht einige Zeit, mitgerissen wird allerdings sofort. Die Franzosen schrauben mit ihren tief gestimmten Riffs, dem verdammt aggressiven, wie abwechslungsreichen Gesang und dem nähmaschinenartigem Schlagzeug die Intensitätsskala enorm hoch. Dass die Songs allesamt enormes Abwechslungsreichtum aufweisen, kommt dem nur zugute. Tonnenschwere Grooves, flotte Mosh-Parts, heftige Blast Beats oder sogar eine schwer verdauliche Vermengung all dessen sorgt dafür, dass trotz der dauerhaft hochgeschraubten Aggression nichts langweilig wird.

SIDEBLAST haben sehr talentierte Musiker am Start, erwähnenswert sind neben dem stimmgewaltigen wie abwechslungsreichem Sänger Fredd auch die irren Läufe von Bassist Nacim, die im Hintergrund deutliches Aufsehen erregen. Gleichermaßen abwechslungsreiche wie klar strukturierte Songs wie Pattern of Life, Wrong Decision, der Titeltrack und sogar das abschließende SEPULTURA-Cover Arise sorgen für dauerhaften Hörspaß, aber vor allem dann, wenn man was zum Abreagieren braucht. Ein wenig songdienlicher sollten die vier jungen Musiker dennoch vorgehen, um auch in Zukunft interessant und herausfordernd zu sein.

Auch die Gitarren klingen ein wenig verwaschen, ein bisschen weniger Dreck hätte es auch getan. Dafür ist Flight of a Moth mit seinem erdigem Sound weit entfernt von sterilen, leblosen Produktionen, wie es bei dieser Musik ansonsten üblich ist. Nein, dieses Debüt lebt eindeutig, ist wie ein im Zwinger gefangenes, tollwütiges Tier, das sämtliche Kräfte aufbringt, um schließlich auszubrechen. In der richtigen Laune und in voller Lautstärke gehört sollten sich lieber eure Mitmenschen verstecken, könnte durchaus passieren, dass sie einen Ziegelstein in die Fresse bekommen. 1A Adrenalinkick.

Veröffentlichungstermin: 14. März 2008

Spielzeit: 43:18 Min.

Line-Up:
Fredd – Vocals
Noam – Guitars, Keyboards, Samples
Nacim – Bass
Sebb – Drums, Screams

Label: Cyclone Empire

Homepage: http://www.myspace.com/sideblast

Tracklist:
1. Storyboard
2. The Abscess
3. Pattern of Life
4. Deep Scorn
5. The Circle is Closed
6. Wrong Decision
7. Since the First Day
8. Flight of a Moth
9. Lucid Dream
10. Same Blood
11. Arise

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