Das hätte ich beim Blick aufs fantastische, mittlelalterlich-morbide, aber irgendwie fröhlich anmutende Cover nun wirklich nicht erwartet: SHAGOR klingen beinahe so bitter wie ULTHA und SUN WORSHIP. Und so gar nicht mittelalterlich. Na, egal: „Lyksalver“ ist gekonntes Atmo-Black-Melodrama, ein atmosphärischer Horrortrip, von dem man sich überwältigen lassen kann, wenn man die genannten Bands und zudem noch beispielsweise TURIA, aber auch WOLVES IN THE THRONE ROOM ganz gerne hat, Black Metal also, der sich als Ventil für den angestauten Weltschmerz mal wieder geradezu vortrefflich eignet.
Stilistisch nutzen SHAGOR dabei die üblichen Mittel, fügen dem aber das ein oder andere chorale Element hinzu (man höre nur mal den sakralen Chor in „Hersielingh“ oder den an einen geisterhaften Kinderchor erinnernden Gesang in „Foltertogt“) und schaffen es so, aus dem Einerlei der atmosphärischen Black-Metal-Veröffentlichungsschwemme heraus zu stechen. Aber nicht nur so: Auch instrumental beherrscht die Band ihr Handwerk, wobei ich den Bass hervorheben möchte, der nicht nur sehr gut hörbar ist, sondern manchmal (vgl. „Sluymerval“) gar als Melodie-Instrument verwendet wird, was im Black Metal ja leider immer noch eher eine Seltenheit ist.
SHAGOR stechen mit „Lyksalver“ heraus aus dem Atmo-Black-Einheitsbrei
Den heiseren Schrei- und Bölkgesang muss man mögen – mir tut er zumindest nicht weh -, aber bei der Produktion der Gitarren hätte man m.E. einen etwas weniger dreckigen Sound wählen sollen, tun sie doch nach einiger Zeit leider in den Ohren weh. Dafür verwöhnt uns der klare Gesang mit einigen angenehm verträumt-melancholischen bis episch-erhabenen Melodien, die vor allem live sicherlich für Gänsehautmomente sorgen werden. Dieses epische Moment steht im Kontrast zum teilweise sperrig-dissonanten Geschredder der Gitarren, aber es sind ja die Kontraste, die Kunst erst spannend machen, und die intendierte Spannung ist ohne Zweifel vorhanden.
Allein, zum großen Wurf reicht es noch nicht, da die Songs über die volle Distanz sich dann doch etwas im atmosphärischen Brei verlieren. Wie bei der Gitarren-Produktion wäre vielleicht auch bei den Songlängen weniger mehr gewesen – wenngleich „Sluymerval“ als Höhepunkt des Albums am Schluss nochmal alle Aufmerksamkeit an sich reißt mit dem Kniff, auf ein ruhiges Intro, sehr viel wehmütigen Klargesang und einen starken Melodie-Bass zu setzen. (Schade nur, dass der Song – und damit das Album – dann plötzlich einfach so ausfadet.)
Wer also von dieser Spielart des Black Metals nicht genug kriegen kann, muss „Lyksalver“ antesten – vielleicht wird er sich darin verlieren.
Spielzeit: 45:40 Min.
Veröffentlichungsdatum: 8.2.2025
Label: Vendetta Records
SHAGOR „Lyksalver“ Tracklist
1. Afschynsel 9:52 (Audio bei YouTube)
2. Per Nefer 7:48
3. Foltertogt 8:22
4. Hersielingh 10:20
5. Sluymerval 9:18