Freitag Abend, ein Wohnzimmer, ein paar Leute, ein paar Biere, man sitzt so da, hört Musik und redet komisch Zeug, alles ist gut. Dann der kritische, alle 50-70 Minuten wiederkehrende Moment: Der CD-Player springt vom letzten Lied wieder auf 0, fragende Blicke, denn große Entscheidungen stehen bevor. Man diskutiert erst mal ewig, bevor überhaupt etwas passiert (verschiedene Vorschläge werden angeschleppt, erschrockene „NEIN bloß nicht“ – Rufe ertönen und werden direkt mit einem beleidigten „Aber wieso denn nicht, du hast ja voll gar keinen Geschmack“ beantwortet) oder gar eine Entscheidung getroffen wird. Versucht mal, in einer solchen Situation eine jedem Anwesenden unbekannte Band namens SEX MUSEUM durchzusetzen. Nicht ganz einfach, doch einmal in den Player geschafft, läuft das Doppelalbum sogar bis zum Ende durch, denn sieht man vom absolut bescheuerten Bandnamen ab, machen SEX MUSEUM alles richtig.
Wieso sie hierzulande (nach immerhin bereits 16 Jahren Bandgeschichte und 8 Studioalben) so wenige Leute kennen? Es muss an dem Quentchen Glück liegen, das international renommierte Größen des klassischen Hardrocks wohl mehr hatten als die Spanier. In ihrem Heimatland schauts da sicher ganz anders aus, das vorliegende Livealbum jedenfalls lässt ausgelassene schweiß- und adrenalintreibende Konzerte vermuten.
Die zwei CD´s sind ein Streifzug durch die besten Eigenkompositionen der Band, beeinhalten aber auch (gelungene) Coverversionen, deren Originalinterpreten nicht überraschen: neben DEEP PURPLE`s „Speed King“ (bereits für das letzte Studioalbum von SEX MUSEUM als Titelsong „Speed Kings“ weiterverarbeitet), bezeugen auch AC/DC`s „Whole lotta Rosie“ und „I`m free“ von THE WHO, welche Meister die Spanier gefunden haben.
Bei solchen Verweisen wundert es kaum, wie sehr die Band mit ihrer Musik in den Siebzigern verwurzelt ist, die Gitarre stark DEEP PURPLE-lastig: mitreißende, technisch perfekte Solos unterstreichen den rohen, räudigen, stark an Tito Larriva (TITO & TARANTULA) erinnernden Gesang Miguel Pardos.
Rund wird der basslastige Sound durch eine psychedelisch dahindüdelnde Hammond, scheppernde Drums und mächtig viel Testosteron.
Hier und da mischt sich noch eine gute Portion Rock`n`Roll der Sorte dreckig, druckvoll und mitreißend bei und lockert so die wuchtige Masse an instrumentalen Schwergewichten auf.
Schade nur, dass es keinen einzigen Song auf Spanisch zu hören gibt, das würde dem Sound sicher noch eine eigene Note mehr verleihen. Aber das ist wohl der Tribut, den SEX MUSEUM meinen, für Internationalität leisten zu müssen… mögen sie es schaffen.
Veröffentlichungstermin: 05.07.2004
Spielzeit: 82:56 Min.
Line-Up:
Miguel Pardo – Gesang
Fernando Pardo – Gitarre, Backgroundgesang
Marta Ruiz – Hammondorgel, Sequenzer
Pablo Rodas – Bass
Roberto Lozano Loza – Schlagzeug
Jorge J Armijos – zweites Schlagzeug (Song 9, 10, 11, 12 und 13)
David Krahe – zweite Gitarre (Song 12 und 13)
Label: Locomotive Records
Homepage: http://http://www.sexmuseumrock.com/
Email: sexmuseum@telefonica.net
Tracklist:
Minnesota Strip
Two Sisters
Collectors
Red Ones
Let`s Go Out
Last Last
Get Lost
Where I Belong
We Can Move
Landlords
Stret Fight
Whole Lotta Rosie
Flyin` High
Speedkings
I´m Free