blank

SEELENZORN: Töte Alles

"Töte Alles" versteht es, phasenweise eine enorm beklemmende Atmosphäre aufzubauen, die leider hin und wieder durch unmotivierte Elektrobeat-Ausflüge in die Belanglosigkeit abgetragen wird.

Es ist in diesen Jahren des Erfolgs von RAMMSTEIN, OOMPH! und Co. beileibe kein schlechter Zeitpunkt, ein hartes, deutschsprachiges und von elektronischen Hilfsmitteln flankiertes Album heraus zu bringen. Eine gute Nase für den Trend bewies das hessische Trio SEELENZORN, das mit Töte Alles ein vielversprechendes Debüt abliefert, das den Zeitgeist virtuos erkannt hat.

Während sich die Musiker nach eigenen Worten nur ungern in verschließbaren Schubladen einordnen lassen und demzufolge von elektronisch erzeugter Musik sprechen, die ihren Nährboden in der schwarzen Szene hat, so unterstütze ich dieses Vorhaben gerne, indem auch ich eine engstirnige Genrezuordnung vermeide und mehr von einer Mischung aus Industrial, Darkpop und EBM spreche. Und diese Mixtur ist durchaus reizvoll: vor allem in der ersten Hälfte des Albums erzeugen die drei schon lange in der Musikbranche verankerten aber nicht gemeinsam operierenden Künstler eine beklemmende Atmosphäre, die den Hörer in seinen Schlund aufsaugt.

Die düstere Stimmung, die durch elektronische Samples, hintergründige Synthesizer, auf ein Minimum reduzierte Industrial-Riffs und nicht zuletzt durch das Abwechseln der zweistimmigen Vocals – wovon eine dunkel klagend, die andere böse rumorend ist, was besonders gut in Niemand Kann Dich Hör´n zur Geltung kommt – erzeugt wird, fügt dem Sound eine ganz bestimmte Note hinzu. Der unheimlichen Stimmung wird zudem immer wieder ein gehobenes Maß an brachialer Härte entgegen gesetzt, welche in Form von stampfenden Beats und unbarmherzig geradliniger Riffs Gestalt annimmt und als homogenes Ganzes die Bühne des CD- oder Media Players betritt.

À propos Bühne: Live könnten SEELENZORN noch bedeutend mehr Interesse wecken, indem ihre von vielen Seiten gelobten Shows mit fünf fix engagierten Tänzerinnen vonstatten gehen, die jeweils eine dramaturgisch inszenierte Choreografie extravagant vortragen. Davon könnten dann auch schwächere Songs wie Vision und Dance In Hell profitieren, die rein akustisch gesehen enttäuschen und aus dem ansonst düsteren Rahmen fallen.

Versöhnlich stimmt dann wieder der Abschluss der CD mit dem erneut beklemmenden Warum und der wunderschönen Ballade Nicht Für Immer Dein. Letztere ist sogar in zwei Versionen verfügbar und kann auf die Dienste von Sängerin Matricide (MECHANICAL MOTH) zurückgreifen. Speziell der MECHANICAL MOTH Remix, der im Übrigen von der Homepage herunter zu laden ist, animiert als zauberhaftes, romantisches, aber auch schwermütig anmutendes Duett zu großem Wohlgefallen.

Veröffentlichungstermin: 03.05.2005

Spielzeit: 51:06 Min.

Line-Up:
Jens Clemens – Ideen, Worte, Musik, Premix

Lothar Seewald – Discjockey, Ideen, Worte

Toni Anthogalitdis – Schreie, Worte

Produziert von Bruno Kramm & Jens Clemens
Label: Danse Macabre Records

Homepage: http://www.seelenzorn.com

Email: lothar@seelenzorn.com

Tracklist:
1. Was Du Träumst

2. Fleisch

3. Dreh Dich Um

4. Schwarz Brennt Das Licht

5. Töte Alles

6. Niemand Kann Dich Hör´n

7. Frei

8. Vision

9. Dance In Hell

10. Warum

11. Nicht Für Immer Dein

12. Nicht Für Immer Dein (MECHANICAL MOTH Remix)
13. Video: Töte Alles (Data Track)

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner