blank

SCANNER : Scantropolis

Fünf Alben – Vier Sänger. Nein, es handelt sich hier NICHT um das neue Yngwie Malmsteen-Album…

Vielleicht sollte ich zu dieser Scheibe zwei Reviews schreiben. Würde ich das erste als der SCANNER-Fan schreiben, der ich eigentlich bin, würde hier ein echter Verriss stehen. Denn mit der Band bzw. der Musik, mit der ich bisher überhaupt keine Probleme hatte, die ich sogar richtig gut fand, hat das, was auf den zehn Songs (48:45 Min.) von „Scantropolis“ zu hören ist nicht mehr viel gemein. Daß die Zeiten von „Hypertace“ (1988) und „Terminal Earth“ (1990) längst vorbei sind, war spätestens mit der Veröffentlichung der Scheiben „Mental Reservation“ (1995) und „Ball of the Damned“ (1997) klar. Aber jetzt kommt wieder so ein krasser Stil- und ein noch viel krasserer Line-up-Wechsel, daß Axel Julius (das einzig verbliebene Gründungsmitglied der Gelsenkirchener, deren Ursprünge bis in Jahr 1982 zurückreichen, als man die Band „Lions Breed“ gründete, mit der im Jahr 1985 sogar ein Album – „Damn the Night“ – veröffentlicht wurde) das Kapitel „Scanner“ eigentlich hätte schliessen MÜSSEN (so schade das auch gewesen wäre). Erneut kam es zu einem Sängerwechsel (somit sind auf fünf Studioscheiben nun vier verschiedene Sänger zu hören), denn Harridon Lee (Rekordhalter mit zwei Scheiben als Scanner-Sänger) suchte irgendwann in den letzten fünf Jahren das Weite und wurde durch die mir bisher völlig unbekannte Lisa Croft ersetzt. Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, ob ich dieses Pseudonym lustig oder peinlich finden soll, ist Frau Croft zwar nicht gerade ein süsses Pop-Mäuschen im Stile einer Jeanette Biedermann oder einer Britney Spears, aber von der Power einer Doro Pesch, Jutta Weinhold oder Lee Aaron ist sie doch noch ein gutes Stück weit entfernt. Zur Musik : „Till the Ferryman dies“ (mit kurzem „Mission Impossible“-Sound in der Mitte des Songs) ist nicht übel. Hart, wuchtig, mit Laut/Leise-Wechseln und dominierendem Keyboardteppich, der das Ganze aber nicht zu sehr verweichlicht. Der erste ist auch zugleich der letzte Song, denn am Ende der Scheibe gibt’s die Liveversion dieses Tracks. „Hallowed by my Name“ ist ein fetter Doubleknaller mit interessanten Keyboardeffekten, doch auch hier wird durch einen ruhigen Gesangs-Part das Tempo variiert, so dass auch dieser Song zu den besseren der Scheibe gehört. Deutlich schwächer ist dagegen “Fight of the Eagle”- für mich nichts weiter als pseudo-progressives “Blue Öyster Bar“-Gesäusel. Das balladeske (oder balladenhafte – gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen diesen beiden Bezeichnungen), fast schon poppig-radiotaugliche, “Turn of the Tide” kann da schon mehr gefallen und auch das getragene “Always Alien” kann (mich) überzeugen. Nicht uneingeschränkt meine Zustimmung findet mit „Engel Brecht’s“ die Umsetzung des Berthold Brecht-Werkes „Über die Verführung von Engeln“. Ist zwar interessant (was ein versauter Text. Hallo Moral-Apostel, regt euch bitte nie mehr über die Texte RAMMSTEIN’s auf. Danke!) und ist auch mal wirklich mal was anderes, klingt mir aber doch zu aufgesetzt. Bleibt unter´m Strich nur das Fazit zu ziehen, dass – obwohl die Musik wirklich gut ist – der falsche Bandname auf dem Cover steht. Fans, die damit einen gewissen Stil verbinden, könnten enttäuscht sein. Alle anderen, die recht locker und unbedarft an diese Scheibe rangehen, könnten diese Scheibe mögen. Denn gut ist sie…

Spielzeit: 48:45 Min.

Line-Up:
Axel Julius: Guitars, Backing Vocals, Keys

Lisa Croft: Vocals

Marc Simon: Bass Guitars, Keys

Jan Zimmer: drums

Thilo Zaun: git.

Johannes Brunn: keys

Produziert von Axel Julius
Label: Massacre Records

Tracklist:
1. Till the ferryman dies

2. Hallowed be my name

3. Flight of the eagle

4. Turn of the tide

5. Always Alien

6. Engel Brechts

7. Sister Mary

8. The gambler

9. Rest in pain R.I.P.

10. Till the ferryman dies (Live in Stockholm)

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner