RIBOZYME: Presenting The Problem

Man stelle sich vor, Maynard James Keenan von TOOL würde sich in seiner Freizeit weniger um sein Weingut denn um den schwunghaften Schmuggel mit Steroiden kümmern. Das musikalische Resultat würde wohl wie die ersten drei Songs Presenting The Problem, Lending A Fever und Leverage von RIBOZYMEs neuem Album Presenting The Problem klingen: breitbeiniges Powerriffing, ein treibender, grooviger Beat ohne Schnörkel und dazu die mächtige Stimme von Maynard James K… halt, von Kjartan Ericsson! Kjartan schafft auf Presenting The Problem das Kunststück, einerseits brutal nach dem eben erwähnten Hobbywinzer und TOOL-Mastermind zu klingen, andererseits sich jedoch durch seine ganz eigene Art der Melodieführung auf das Vexierspiel zwischen Original und Fälschung einzulassen. Heraus kommen zwei Tracks, die von mir noch in Jahren auf jeder Autofahrt durch die Anlage gepustet werden dürften.

Danach folgen jedoch immer häufiger entspanntere Momente zwischen Alternative Rock und Ballade, bis beim abschließenden The Bricks Went Flying gar der Verdacht aufkeimt, RIBOZYME würden sich statt Steroiden öfter mal eine Familienpackung Valium einwerfen, so trippig-ruhig, so schwebend-langatmig spricht der Siebeneinhalbminüter seinem aggressiven Namen Hohn. Das muss kein Fehler sein, denn gerade durch die Vielseitigkeit, gepaart mit einer Ausnahmestimme, werden Erinnerungen an Deutschlands wohl beste Alternative-Band SUN wach, die ähnlich variabel in den Neunzigern am wohlverdienten Erfolg vorbeigeschrammt war. Hinzu kommt ein enorm differenzierter und dynamischer Sound auf Presenting The Problem, der jeder Atmosphäre, jedem wilden Stimmungsumschwung gerecht wird und sämtlichen Nuancen Luft zum Atmen gibt – seien es elektronische Spielereien in Caskets, grungige Gitarren in Downside Advantage oder wuchtiger Powerrock in Scale Of Values. Doch anders als die erwähnten Kreativkönige von SUN gelingt es RIBOZYME nicht, in den getrageneren Momenten die Spannung zu halten, wodurch nicht jede Songidee voll und ganz zündet. Dennoch sollte Presenting The Problem alle Fans von komplex gestaltetem und doch eingängig klingendem Alternative Rock auf seine Seite ziehen. Denn besser kann die Wartezeit nicht verkürzt werden, bis der Herr Keenan mal wieder die Wengerterschere mit dem Bass und den Barriquekeller mit den Bühnen dieser Welt tauscht.

Kjartan Ericsson – Gesang, Gitarre

Bård Bøge – Bass, Gesang

Cato Olaisen – Schlagzeug

1. Presenting The Problem

2. Lending A Fever

3. Leverage

4. Over The Galvanized

5. Caskets

6. Downside Advantage

7. Scale Of Values

8. Rewatched

9. Paid In Graves

10. The Bricks Went Flying