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RAVEN: All Hell’s Breaking Loose

RAVEN liefern mit „All Hell´s Breaking Loose“ ein Höllenfeuer ab, das man so nicht erwartet hat

Die spinnen, die Briten! Auch wenn Obelix wohl die Anfänge der NWOBHM nicht erlebt hat, muss ich bei RAVEN immer an die Erkenntnis des moppeligen Galliers denken. Das Trio aus Newcastle war immer anders als alle anderen, wild, chaotisch, selbstironisch. Legt man mal wieder die ersten Platten auf, so kann man sich ein begeistertes Grinsen kaum verkneifen. Mehr als 40 Jahre später öffnen die seit Mitte der 80er in New York lebenden Gallagher Brüder John und Mark mit „All Hell´s Breaking Loose“ die Hölle, um uns ordentlich einzuheizen. Das klappte zumindest bei mir mit den letzten Alben nicht wirklich. Weiterhin dabei ist Drummer Mike Heller (FEAR FACTORY, MALIGNANCY, SYSTEM DEVIDE, REDSPHERE). Sollte es keine Rückkehr geben für Langzeit-Drummer Joe Hasselvander, nach seinem Herzinfakt 2017 legte Joe (u.a. PENTAGRAM, DEATH ROW) erstmal die Sticks beiseite, dann ist Mike definitiv der richtige Mann für RAVEN. Das zieht sich durch das ganze Album.

RAVEN spinnen auf „All Hell’s Breaking Loose“ wie in den frühen NWOBHM-Zeiten

Das zeigt man nach dem passend bedrohlichen Intro sofort. „Medieval“ ballert nach vorn, kommt wild und ungezügelt, Erinnerungen an das Debüt werden wach. Wie alt waren die Knaben heute nochmal? John kräht seine Vocals, dass es eine wahre Freude ist. Ich muss da ja immer an Rabe Rudi denken, ihr wisst schon, der mit dem sprechenden Koffer im Trödelladen Siebenstein. Den kennen RAVEN wohl eher nicht, sie reiten mit uns schwungvoll den Tsunami. Spätestens hier kommen die ersten Nackenschmerzen, stillsitzen kann man nicht. Es ist schon krass, wie viel Energie die Herren aufbauen und wie feurig sie immer noch ihre Instrumente bearbeiten. Beim ANTHRAX-thrashigen „Turn Of The Screw“ passt gar ein Ein-Mann-Moshpit. Auch hier brennen wieder die Leads von Mark.

„All Hell’s Breaking Loose“ macht durchweg Spaß

Unterhaltsam der Titeltrack, die nicht so starken Alben hat man schon längst vergessen. Unterhaltsam auch, weil RAVEN immer mal wieder bewusst Kollegen zitieren, dass oft so kurz, dass man das Album „All Hell´s Breaking Loose“ auch für ein munteres Ratespiel nutzen kann. Und egal, wie irre und durchgeknallt die Herren aufspielen, gepimpt vom durchaus auch mal sehr anstrengenden Gesang – wir erinnern uns, die spinnen, die britischen New Yorker – man hat durchweg Spaß. Catchy können sie auch, „The Far Side“ brennt sich mit Solinger Stahl-Melodien hartnäckig ins Hirn. Bei all der höllischen Party, nie darf man vergessen, den Herren RAVEN genau zuzuhören. Das ermöglicht super der aufgeräumte, kraftvolle Sound. Was die alten Knaben da abliefern ist klasse. Was sie selbst dazu sagen kann man sich hier anschauen.

Es ist schon krass, wie viel Energie RAVEN aufbauen und wie feurig sie immer noch ihre Instrumente bearbeiten

Weiter geht die Reise durch Ein-Mann-Moshpits, durch die Bude tänzeln, gerade wenn sich mal wieder ein Refrain hartnäckig festsetzt. Immer wieder ist man fasziniert vom coolen Drumming, Mike tritt seinen reiferen Kollegen ordentlich in den Hintern. Die das gerne annehmen, so energisch und gut gelaunt haben die Gallagher-Brüder lange nicht mehr abgeliefert. Während man zum treibenden „Edge Of A Nightmare“ abzappelt fragt man sich, wie gnadenlos diese Songs live kommen müssen. Wen der Rausschmeißer „Go For The Gold“ rattert kommt auch nach zahlreichen Durchläufen weiterhin die Gewissheit auf, dass RAVEN seit vielen Jahren nicht mehr so gut waren und der Finger geht unweigerlich wieder auf die Play-Taste.

RAVEN liefern mit „All Hell’s Breaking Loose“ ein Höllenfeuer ab, das man so nicht erwartet hat

Der Weg vom OK bei der Ankündigung des neuen Albums zur totalen Begeisterung war nicht weit. „All Hell’s Breaking Loose“ zeigt eine Band, die selbst höllisch Spaß hat mit den neuen Songs. Dass die Gallagher-Brüder zur Ü-60 Generation gehören hört man höchstens in einigen Gesangsmomenten. So knackig und energisch, wie sie hier abliefern, kann man nur jubeln. Wenn man nicht gerade grinsen muss wegen der schrägen, durchgeknallten Vocals. Schmunzeln lässt einen auch das hübsche Booklet, das mit coolen Comiczeichnungen die Herren als echte Helden zeigt. Und das sind sie auch. Dass sie mit „All Hell’s Breaking Loose“ so ein Höllenfeuer abliefern, das hätte ich nie erwartet. Ganz klar ein Kandidat weit oben in der Jahresliste.

Veröffentlicht am 30.06.2023

Spielzeit: 37:26 Min.

Lineup:
John Gallagher – Vocals, Bass
Mark Gallagher – Guitars, Vocals
Mike Heller – Drums

Label: Silver Lining

Homepage: https://ravenlunatics.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/ravenbandofficial

Die Tracklist von “All Hell’s Breaking Loose”:

1. Medieval
2. Surf The Tsunami (Video bei YouTube)
3. Turn Of The Screw
4. All Hell’s Breaking Loose
5. The Far Side
6. Desperate Measures
7. Victory’s Call
8. Edge Of A Nightmare
9. Invasion
10. Go For The Gold (Video bei YouTube)

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