Ram-Zet - Escape Cover

RAM-ZET: Escape

Es ist ein schmaler Grat zwischen Genie und Wahnsinn – und RAM-ZET sind bei dieser Gratwanderung wiederum die harschen Abhänge des Wahnsinns runtergepurzelt.

Ein gegensätzliches Klangerlebnis war schon RAM-ZETs bei Spikefarm erschienenes Debüt „Pure Therapy„, und daran hat sich auch auf „Escape“ nichts groß geändert. Klinische Industrial-Stakkatos paaren sich mit zarten Frauengesängen, herbe Riffattacken und hysterisches Gekeife treffen auf zerbrechliche Geigenklänge. Was jedoch neu ist, ist, dass der Effekt dieser bizarren Mischung auf den Hörer nicht mehr auf äußerste Genervtheit und den dringenden Wunsch zum Betätigen der Stoptaste reduziert bleibt.

Zu Anfang von „Escape“ kommt gar die Hoffnung auf, dass diesmal gar ein lohnenswertes Hörerlebnis von Bandleader Zet und Kollegen auf Silikon gebannt wurde. Gerade „Queen“ mit seiner Raserei und den dazwischen aufblitzenden kräftigen Frauenstimmen beweist, dass ein Reifungsprozess bei RAM-ZET stattgefunden hat. Packende Spannungsbögen und knackige Metalriffs tun ein Übriges, um den Song zum Highlight des ganzen Albums zu machen. Dumm nur, dass es in der Folge das einzige wirklich herausstechende, hochklassige Kapitel einer über einstündigen Reise durch alle Höhen und Tiefen der menschlichen Psyche bleibt.

Vertrackt, ausufernd und psychotisch – RAM-ZET wollen viel, aber übernehmen sich dabei

Eine Steigerung gegenüber dem Vorgänger ist zwar in allen anderen Stücken ebenfalls spürbar, doch verhindern mehrere Faktoren, dass das mittlerweile zur vollständigen Band mutierte Projekt einen Volltreffer landet. Psychotisch nennt das Info Zets Gesang, das mag zutreffen, nicht minder passend erscheinen mir aber auch Attribute wie zu heiser und Zahnweh verursachend. Irgendwo zwischen hysterischen Black-Metal-Keifern und abgepfiffenen Industrial-Schreihälsen angesiedelt suhlt sich der Bandkopf in – das Nervenkostüm einer heftigen Bewährungsprobe unterziehenden – Brüllorgien frei von jeglichen zwingend im Ohr bleibenden Rhythmen und Phrasierungen.

Hinzu kommen die ausufernden Arrangements, die nicht minder vertrackt und hinüber sind wie der vorangegangende Satz dieses Reviews. Hier ein Prog-Solo auf der Gitarre, davor einige Violinenklänge, dann wieder ein spitzer Schrei und fast schon an DEVIN TOWNSENDs „Physicist“-Album erinnernde Raserei, die genauso gut aber auch ihren Ursprung im Black Metal haben könnte und von einer längeren Passage mit Sfinxs betörenden Vocals abgelöst wird – das alleine sind wenige Minuten aus „Claustrophobic Journey“.

„Escape“ ist eine Steigerung, doch am Ende mehr Wahnsinn als Genie

Nun mögen manche in der Abkehr von gängigen Arrangements, Stilbeschreibungen und Konventionen ein Anzeichen von besonderen musikalischen und kompositorischen Fähigkeiten sehen, doch klingt „Escape“ nicht überzeugend genug, um diese These bei RAM-ZET zu stützen. Es ist ein schmaler Grat zwischen Genie und Wahnsinn – und RAM-ZET sind – trotz der erwähnten Steigerung – bei dieser Gratwanderung wiederum die harschen Abhänge des Wahnsinns runtergepurzelt.

Veröffentlichungstermin: 25.03.2002

Spielzeit: 63:42 Min.

Line-Up:

Zet – Gesang, Gitarre
Sfinx – Gesang
Solem – Bass
Küth – Schlagzeug
Magnus – Keyboards
Sareeta – Violine, Backing Vocals

Produziert von RAM-ZET
Label: Century Media

Homepage: http://www.ram-zet.com

RAM-ZET „Escape“ Tracklist

  1. R.I.P.
  2. Queen
  3. Claustrophobic Journey
  4. Sound Of Tranquillity
  5. The Seeker
  6. Pray
  7. I’m Not Dead
  8. The Moment She Died