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PETRALE: The World Down Under

Abwechslungsreicher Black Metal mit Groove aus Kroatien.

Dass der kroatische Finsterling Petrale sein nunmehr neuntes Album “The World Down Under” mit einem gefühlvollen Wind-Intro einläutet, hat ja niemand ernsthaft erwartet. Darum geht “Impersonating Blade” auch schon von Sekunde eins dissonant schwarzmetallisch in die Vollen. Disharmonien regieren noch immer in der dunklen Welt PETRALEs, Kompromisse sucht man erneut vergebens. Produktionstechnisch fällt “The World Down Under” roh, aber nie unscharf aus. Will heissen: Getriggerte Drums und glattgeföhnte Gitarren sucht man vergebens, dafür hört man trotz aller Rauigkeit stets das authentische Snare raus und alle Instrumente inklusive heiserer Kreischvocals befinden sich in einer transparenten Balance.

Darf es auch ein anderen Tempo sein? 

PETRALE setzt auf “The World Down Under” fleissig verschiedene Tempi ein. So gibt es melasseartig schleppend beginnende Songs wie “From Elongated Hollows”, die in vertrackt-treibenden Schwarzmetall-Passagen münden und einem keine Ruhe lassen. Entfernte Vergleichsbands wie DEATHSPELL OMEGA, MGLA oder UADA mögen einem in den Sinn kommen, doch PETRALE sind zu höllisch angepisst, um es sich in einer Tempo-Region gemütlich zu machen. Nein, da muss dann schon mehr Abwechslung her. Und ein groovig-neckischer Track (hallo PRIMUS) wie der Anspieltipp “The Choreography of Two Thousand Legs” wäre bei genannten Truppen undenkbar. Da denkt man dann schon eher an die alten Zeiten DARKTHRONEs zurück, wo der Zephyrous-Bass noch groovte – einfach plus einem diabolischen Grinsen, das PETRALEs Musik innewohnt, während DARKTHRONE sich zu dieser Zeit niemals öffentlich zu einer Hebung der Mundwinkel hätten hinreissen lassen. PETRALE merkt man in “The Choreography of Two Thousand Legs” die Leidenschaft deutlich an und vereinen komplexe Rhythmen mit Black Metal. 

PETRALE liefern Schwarzmetall für offene Geister

Wer nach der Erwähnung von PRIMUS nun noch weiterhin diese Rezension liest, dürfte “Schwarzmetall für offene Geister” auf ihrer Wunschliste haben. PETRALE sind sperrig und wild, wer selbstbemitleidende Endlos-Schwarzmetallschlaufen sucht, ist hier fehl am Platz. Experimente werden lustvoll ausgelebt, aber der Blick auf den Black Metal verschwindet nie. “Rectancles Carved Into Reddish Soil” lässt auch die Parallele zu CRAFT wieder aufleben, aber eben auch nur ein bisschen, so dass sich “The World Down Under” erfolgreich jeder Inspirationsschublade entzieht, die man dafür anlegen will. Ungezähmte Widerspenstigkeit – unbedingte Kaufempfehlung für PETRALEs “The World Down Under”. 

Veröffentlichungsdatum: 02.11.2024
Spieldauer: 49:00
Label: Independent
Website: https://petrale.bandcamp.com/album/the-world-down-there

Line Up
Petrale – alles

Trackliste
1. Impersonating a Blade
2. Po noci se boje vidi kam svijetli iz grobova
3. A Brief Discussion about the Remoteness of a Loss
4. From Elongated Hollows
5. The Choreography of Two Thousand Legs
6. Rectangles Carved Into Reddish Soil
7. Walls Are Bloating
8. The World Down there