Of Mice & Men - Another Miracle Cover

OF MICE & MEN: Another Miracle

Die DIY-Mentalität ist OF MICE & MEN weiterhin wichtig, auch wenn sich „Another Miracle“ ansonsten zeitgenössischen Trends keineswegs verschließt.

„One, two, three…“ Der Schein trügt, denn obwohl Sänger Aaron Pauly in „A Waltz“ im Hintergrund passenderweise den Takt zählt, geht es zu Beginn deutlich härter zur Sache, als es der Titel vermuten lässt. Überhaupt haben OF MICE & MEN nach dem soften „Tether“ (2023) wieder etwas von ihrem Biss zurückgewonnen. „Another Miracle“ bleibt zwar ein durchweg modernes Album, das viel mit Synthesizern und Atmosphäre spielt, findet jedoch eine gesunde Balance der beiden konkurrierenden Gesichter der Band.

Die Metalcore-Wurzeln harmonieren gar nicht so schlecht mit den Pop-Anleihen, die Sänger Aaron Pauley auch gesanglich gerne zur Schau trägt. Dass das Quartett die zeitgenössischen Trends dabei durchaus zur Kenntnis nimmt zeigt „Troubled Water“ wo typisch muffige Downtuned-Riffs in einen zuckrigen Refrain überleiten. Originell ist das nicht, aber immerhin solide umgesetzt.

OF MICE & MEN wandeln auf „Another Miracle“ zwischen modernem Metalcore und Alternative Rock

Interessanter ist vom Ansatz her das folgende „Safe & Sound“, wo während der Strophe gerade im Bereich der Keyboards viel passiert. Dass OF MICE & MEN hier in Richtung Alternative Rock abdriften, erscheint im Albumkontext nur schlüssig. Akustikgitarren und Shoegaze-Vibes prägen wiederum „Wake Up“, das vielversprechend beginnt, aber sich letzten Endes zu sehr auf den eher zweckmäßigen Refrain stützt.

Wie schon „Troubled Water“ setzen der Titeltrack mit seinem GHOST BRIGADE-Riff sowie das harte „Hourglass“ auf aktuelle Genre-Konventionen, was natürlich als Gegenpol zum federleichten Alternative-Einschlag anderer Stücke hervorragend funktioniert, doch die eigene Note in Abwesenheit markanter Riffs auf der Strecke lässt. Die erinnerungswürdigen Passagen finden wir tatsächlich in den melancholischen Kompositionen wie „Flowers“, wo Aaron Pauley der Depression mit ein wenig Zuversicht entgegensteuern will.

OF MICE & MEN schreiben die DIY-Mentalität weiterhin groß

Vielleicht ist gerade das die große Stärke von „Another Miracle“: Obwohl OF MICE & MEN modernen Alt-Rock mit Djentcore mixen und damit dieselbe Hörerschaft ins Visier nehmen, die im Metalcore am liebsten das eigentlich definierende Suffix durch Pop-Anleihen ersetzt haben möchte, gelingt der Spagat, weil die Band ihrer eigenen Nase folgt. Ohne externes Songwriter- und Produzenten-Team tragen catchy Singalongs wie „Somewhere In Between“ oder das schwerfällige „Parable“ genug Eigenheiten in sich.

Die Ecken und Kanten, die professionellen Songschreibern wohl Dorn im Auge wären, schenken „Another Miracle“ letzten Endes seine Identität. Das lässt die Platte auf ihre eigene Art und Weise frisch wirken, obwohl OF MICE & MEN eigentlich nur mehr vom Bekannten liefern. Die meiste Zeit jedenfalls, denn einen so offensichtlichen Verweis auf den klassischen Walzer wie zum Auftakt hören wir im Metalcore-Umfeld wirklich nicht alle Tage.

Veröffentlichungstermin: 14.11.2025

Spielzeit: 43:56

Line-Up

Aaron Pauley – Vocals, Bass
Alan Ashby – Gitarre, Backing Vocals
Phil Manansala – Gitarre, Backing Vocals
Valentino Arteaga – Drums, Percussion

Produziert von Aaron Pauley und OF MICE & MEN

Label: Century Media

Homepage: https://www.ofmiceandmenofficial.com/
Facebook: https://www.facebook.com/ofmice
Instagram: https://www.instagram.com/ofmiceandmen
Bandcamp: https://centurymedia.bandcamp.com/album/another-miracle-24-bit-hd-audio

OF MICE & MEN “Another Miracle” Tracklist

1. A Waltz
2. Troubled Water (Video bei YouTube)
3. Safe & Sound
4. Hourglass
5. Wake Up (Video bei YouTube)
6. Flowers (Video bei YouTube)
7. Another Miracle (Video bei YouTube)
8. Contact
9. Parable
10. Somewhere In Between
11. Swallow
12. Infinite