OBLIVION999: Illusions Painted For Me Alone [Eigenproduktion]

Abwechslungsreicher und gelungener Melodic-Death- / Thrash-Metal, der jedoch an kleineren Unzulänglichkeiten beim Gesang krankt.

Ein zugegebenermaßen interessantes lyrisches Konzept haben sich OBLIVION999 für ihr erstes Full-Length Album ausgedacht. Aus der Ich-Perspektive schildern die Texte die verschiedenen Seelenzustände einer nicht näher benannten Person. Ganz neu mag das vielleicht nicht sein, viel versprechend klingt es aber schon.

Nach einem kurzen, aber stimmungsvollen Intro folgt mit dem düsteren “In Need” auch gleich ein wutgeladener Auftakt. Irgendwo zwischen Thrash und Melodic Death Metal lässt sich der Song wohl am besten einordnen, wobei die Göteborg-Einflüsse zunächst noch eher dezent vertreten sind. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch “Scattered Atoms”, das allerdings auf Schwedenriffing nahezu komplett verzichtet und so ein Stück weit konsequenter daher kommt. Punkte sammeln kann die Nummer dafür mit ihrem unmelodiösen aber dennoch eingängigen Refrain. Na gut, das Ganze klingt also zunächst eher nach traditioneller Genrekost – wäre da nicht das instrumentale Interlude “Side A / Side B”, das nach dem leicht modern angehauchten “The World Runs Faster Than Me” die CD in zwei Hälften spaltet.

In der zweiten Albumhälfte wird es progressiv

Diese Trennung markiert nicht nur auf lyrischer Seite einen Wendepunkt auf “Illusions Painted For Me Alone”, sondern hat auch weitreichende musikalische Auswirkungen. OBLIVION999 agieren in der zweiten Albumhälfte wesentlich melodischer, rockiger und progressiver, wie “Pearled Of Morning Dew” umgehend unter Beweis stellt. Auch wenn hier immer noch der extreme Metal dominiert, lassen es sich die Italiener nicht nehmen, auch mal das Tempo herauszunehmen und mit cleanen Gitarren und leisen Pianoklängen zu arbeiten. Sogar Sänger Stefano passt sich dem neuen musikalischen Umfeld an und streut zu den sonst omnipräsenten Grunts zusätzlich gesprochene Parts ein – so zu hören in der eigentlich gelungenen Halbballade “April Evenings”. Einzig das etwas kitschig geratene Finale aus Damengesang und Death-Gegrunze trübt den positiven Eindruck. Dafür gibt’s mit dem einprägsamen “The May Vertigo” gleich einen regelrechten Ohrwurm hinterher geschoben. Ihre progressive Ader kann die Band schließlich beim Achtminüter “Momentum” ausleben, in dem eine wahre Berg- und Talfahrt aus leisen Klängen und heftigen, aggressiven Ausbrüchen geboten wird.

Schwächen im Gesang

Doch wo Licht ist, ist meist auch Schatten nicht weit, und der materialisiert sich im Fall von OBLIVION999 im Gesang. Während die Instrumentalfraktion durch einen enormen Abwechslungsreichtum besticht, keift sich Frontmann Stefano recht monoton durch die Scheibe, wobei die gedoppelten Vocals zusätzlich sehr verfremdet wirken. Unschön auch, dass bei der sonst annehmbaren Produktion eben diese stark in den Vordergrund gemischt und die restliche Band dadurch ein Stück nach hinten gerückt wurde.

Ansonsten bekommt der geneigte Melodic Death- / Thrash-Fan mit “Illusions Painted For Me Alone” ein gelungenes Album, das inmitten der zahlenmäßig enormen Konkurrenz auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung hat. Ein besonderes Lob zum Abschluss gilt der liebevoll gestalteten Aufmachung (inkl. 16-seitigem Booklet), die den Charakter der Musik treffend auf die bildliche Ebene überträgt. Wenn die angesprochenen Unzulänglichkeiten noch ausgemerzt werden, dann ist von dieser Band in Zukunft sicherlich noch mehr zu erwarten.

Veröffentlichungstermin: 27.03.2008

Spielzeit: 56:39 Min.

Line-Up:
Stefano Crotti: Vocals
Diego Angeli: Guitar, Acoustic Guitar
Francesco Poggi: Guitar, Acoustic Guitar
Gabriele Lei: Bass
Nicolò Messori: Drums

Produziert von Daniele Gaetani
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.oblivion999.com

OBLIVION999 “Illusions Painted For Me Alone” Tracklist

01. For Me Alone (Intro)
02. In Need
03. Newest Era
04. Neon Trails
05. Scattered Atoms
06. The World Runs Faster Than Me
07. Side A / Side B
08. Pearled Of Morning Dew
09. April Evenings
10. The May Vertigo
11. Momentum
12. Horizon Of Events
13. Deadlock

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner