NARNIA sind eine Band, von der man keine großen Überraschungen zu befürchten hat (oder zu erhoffen – je nach Standpunkt). Auch auf ihrem mittlerweile vierten Studioalbum gibt es hochmelodischen, mit zumeist mehrstimmigen Refrains versehenen Hardrock zu hören, diesmal jedoch vermehrt mit erstaunlich heftigen Ausflügen in den Metalbereich, wie etwa beim schnellen „Judgement Day“, wo auch HAMMERFALL-Drummer Anders Johansson als Gastmusiker zu hören ist. Insgesamt zieht sich eine mystische Atmosphäre durch die Musik, welche hauptsächlich durch die niemals zu aufdringlichen Keyboards entsteht, welche andererseits aber auch dafür verantwortlich zu machen sind, dass die Musik der Schweden zumeist trotz insgesamt gestiegenem Härtegrad immer noch recht seicht rüberkommt. Beim verwendeten Tonmaterial pendelt man zwischen neoklassischen und orientalisch klingenden Skalen, was dann auch gleich Erinnerungen an RAINBOW weckt. Gerade beim starken, speedigen Opener „The Countdown Has Begun“ werden diese Einflüsse deutlich.
Am stärksten sind NARNIA allerdings, wenn sie im Midtempo-Bereich agieren, wie im epischen „No Time To Lose“, welches von einem hymnischen Refrain veredelt wird, oder beim fast fünfzehn Minuten dauernden, aber etwas abrupt endenden Abschlusstrack „The Great Fall Of Man“, welches zu keiner Sekunde langweilig wird. Der Gastauftritt von SAVIOUR MACHINE-Fronter Eric Clayton sowie der bombastische Chor in diesem Song sorgen für jede Menge Pathos, was für den ein oder anderen eventuell schon fast zu viel des Guten sein könnte.
Rein musikalisch sind auf „The Great Fall“ keine Ausfälle auszumachen, und auch Sänger Christian Rivel (vormals Liljegren – er hat den Namen seiner Frau angenommen) weiß mit seiner mittelhohen, hellen Stimme zu überzeugen. Im Gegensatz zum Songmaterial, das, auch wenn es stark ist, zugegebermaßen etwas altbacken wirkt, klingt Rivels Stimme recht originell. Beinharten Metalfreaks dürfte der Gesang allerdings nicht agressiv genug sein. Alle jedoch, die sich mal wieder an die guten alten Zeiten zurückerinnern möchten, als Ritchie Blackmore noch nicht durch deutsche Schlösser getingelt ist, und kein Problem mit den christlich geprägten Texten der Band haben, sollten dieser Scheibe trotz der etwas dumpfen Produktion definitiv eine Chance geben.
Spielzeit: 54:04 Min.
Line-Up:
Christian Rivel – Vocals
Carljohann Grimmark – Guitar
Andreas Olsson – Bass
Martin Claeson – Keyboard
Andreas Johannson – Drums
Label: Nuclear Blast
Homepage: http://www.narniaworld.com
Tracklist:
1. War Preludium
2. The Countdown Has Begun
3. Back From Hell
4. No Time To Lose
5. Innocent Blood
6. Ground Zero
7. Judgement Day
8. Desert Land
9. The Great Fall Of Man