Die einzige Regel ist, dass es keine Regeln gibt. LOCH VOSTOK haben eine ganz klare Vorstellung ihres modernen Progressive Metal: Erlaubt ist alles, was im Kontext des Songs irgendwie Sinn ergibt. Hartes Riffing, ja sogar leichte Thrash-Einflüsse („Senses“) finden sich an der Seite vereinzelter Screams genauso wie kraftvoller und vor allem ausdrucksstarker Klargesang, der in „Distant Assistance“ punktuell sogar Warrel Dane (NEVERMORE) auf den Plan ruft.
Frontmann Jonas Radehorn ist aufgrund seiner Wandelbarkeit nicht selten die Geheimwaffe der Skandinavier, die Kitsch wie Aggression gleichermaßen glaubwürdig verkaufen kann. Getragen mit einem Hauch von Epik öffnet sich „Cult Status“, bevor die Single „The Great Wide Open“ mit seiner melancholischen Note an jene Prog-Schule erinnert, die auch A DYING PLANET und ZERO HOUR so ausgezeichnet beherrschen.
LOCH VOSTOK beweisen über fast 50 Minuten ihre Wandelbarkeit
Ähnlich wie dem Trilogie-Auftakt „Opus Ferox: The Great Escape“ (2021) fehlt es dem Nachfolger zwar auch an klassischen Standout-Tracks, dafür bleibt das in sich geschlossene Werk durchweg auf konstantem Niveau. Mit Durchhängern müssen wir uns daher nicht herumschlagen; LOCH VOSTOK behalten ihren Biss bis zum Schluss bei, weil sie den ruhigen Passagen nun entweder mittels klug eingebundener Synthesizer Tiefe verleihen oder ihnen ungewohnt harte Ausbrüche entgegenstellen.
Von dieser Vorgehensweise profitiert beispielsweise „Children of Science“ mit seinem prägnanten Refrain, aber auch das ausladende „Senses“ im Anschluss, das im Minutentakt eine neue Gestalt anzunehmen scheint. Genau hier zeigt sich am deutlichsten, wie gewinnbringend der unvoreingenommene Ansatz des Quintetts sein kann.
„Opus Ferox II: Mark Of The Beast“ ist eine kleine Wundertüte
Auf diese Weise avanciert „Opus Ferox II: Mark Of The Beast“ zu einer kleinen musikalischen Wundertüte, welche aber den roten Faden nie aus der Hand gibt. Ausdrucksstarker Gesang und eine klare Vision halten LOCH VOSTOK auf Kurs, egal ob „Just Like That“ auf Synthesizer als tragende Säule setzt oder „Lords Of The Inanimate“ sein grimmiges Gesicht letztlich in Form harscher Growls offenbart. Dass „Ancient Body Switching Ritual“ zum Abschluss gar von einem Gestaltwandler erzählt, ist fast schon poetisch: Was sich die Schweden für das bereits geplante Finale der Trilogie ausgemalt haben, dürfte musikalisch wohl in ähnlichen Bahnen verlaufen. Die einzige Regel ist schließlich, dass es keine Regeln gibt.
Veröffentlichungstermin: 19.04.2024
Spielzeit: 48:43
Line-Up
Jonas Radehorn – Lead Vocals
Teddy Möller – Guitars and Vocals
Niklas Kupper – Guitars, Vocals
Patrik Orwald – Bass
William Parkstam – Drums
Produziert von Ronnie Björnström (Mix und Mastering)
Label: ViciSolum Productions
Homepage: http://promo.lochvostok.com/
Facebook: https://www.facebook.com/lochvostok/
Instagram: https://www.instagram.com/lochvostokofficial/
Bandcamp: https://lochvostok.bandcamp.com/
LOCH VOSTOK “Opus Ferox II: Mark Of The Beast” Tracklist
01. Distant Assistance (Video bei YouTube)
02. Cult Status
03. The Great Wide Open (Audio bei YouTube)
04. Children of Science
05. Senses
06. Drastic Measures
07. Rebel Command
08. Just Like That
09. Lords of the Inanimate
10. Ancient Body Switching Ritual